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Von einer Ideologie besessen: Die Rückkehr des Marxismus

Ideologien ergreifen von uns Besitz
Ideen sterben nicht: sie mögen überwintern, sie mögen sich verstecken, sie mögen sich verändern oder ausstreuen, sich neuen Bedingungen anpassen, gängige Denkmuster von anderen Ideen übernehmen, einige alte Elemente loswerden. Wenn sie jedoch erst einmal in der Welt sind, sind sie unsterblich. Wichtiger jedoch ist, dass, obwohl Ideen von Menschen erdacht werden, sie paradoxerweise, einmal in der Welt, wie Carl Gustav Jungs berühmtes Zitat lautet, nicht mehr der Besitz von Menschen sind, sondern Menschen von ihnen besessen sind.

Es ist die Besonderheit des menschlichen Verstands, Ideen über die Welt, das Leben, natürliche und soziale Phänomene zu erschaffen. Diese können in der Form von Religion oder Ideologie oder als eine Mischung von beidem verbreitet werden, auf die Bezeichnung kommt es nicht an. Ein Gedanke entwickelt ein Eigenleben und wächst, breitet sich aus und verändert sich, manchmal in Konfrontation mit echten, greifbaren Problemen, manchmal im Konflikt mit anderen Ideen, Glaubenssätzen, Gedanken. Ein Gedanke wächst in diesem Prozess über sich hinaus und wird manchmal wirklicher als die eigentliche Wirklichkeit; ein Mann, der an die Existenz von Drachen glaubt, wird sein Leben damit verbringen, nach ihnen zu suchen: ein Glaube bestimmt sein Sein.

Glaube, Philosophien, Ideologien – wie Sie sie auch bezeichnen wollen – sind dazu da, die Welt zu erklären und Richtlinien zu geben. Ein Mensch braucht Richtlinien: Er muss wissen, ob es gut oder schlecht ist zu lügen, zu betrügen, zu stehlen; ob es verpflichtend ist, einige zu belügen, anderen die Wahrheit zu sagen; ob es angebracht ist, unter diesen Umständen zu lügen, aber inakzeptabel unter jenen. Ein Mensch muss wissen, für was es lohnt sich, sich einzusetzen, zu kämpfen, zu sterben. Ein Mensch hat wenig Zeit zur Verfügung und ist kaum in der Lage, jedes einzelne Problem zu analysieren und zu lösen; stattdessen zieht er es vor, sich auf Verhaltensregeln zu verlassen, die aus Ideologien geboren sind. Deshalb stehen vorgefertigte Kodizes und Werte so hoch im Kurs.


Ewiger Marxismus
Marxismus ist eine von vielen Ideologien, die die Welt erklären und Richtlinien vorgeben. Seine Ursprünge gehen zurück ins 19. Jahrhundert. Er kam nicht aus dem Nichts, sondern war eher die Umwandlung und Verschmelzung früherer Ideologien: Deutscher Idealismus (Georg Wilhelm Friedrich Hegel), von dem er die Dialektik entlehnte, französischer Frühsozialismus (Charles Fourier, Henri de Saint-Simon), von dem er die sozialen Fragestellungen übernahm, und englische klassische Ökonomie (David Ricardo, Adam Smith), die ihm das wirtschaftliche Denken lehrte.

In der Zeit der blühenden Industrialisierung und der schnellen Entwicklung der Naturwissenschaften bot der Marxismus etwas, das die Menschen dieser Zeit ansprach: Er behauptete, wissenschaftliche und damit unveränderbare und ewig wahre Gesetze der Funktionsweise menschlicher Gesellschaften entdeckt zu haben, die schon immer Geltung besaßen und für immer Geltung besitzen würden. Die Attraktivität der Ideologie wurde auf der einen Seite verstärkt durch deren Anmaßung, ein wirksames Mittel gegen soziale Missstände gefunden haben zu wollen, auf der anderen von dem Versprechen an die Unterdrückten, Schwachen, Armen und Ausgestoßenen von einem auch für sie besseren Leben.

Kurz ausgedrückt behauptet der Marxismus, dass die menschliche Gesellschaft schon immer aus zwei antagonistischen Klassen bestand, die er als die Ausbeuter (die herrschende Klasse) und die Ausgebeuteten (die unterworfene Klasse) bezeichnet. Nur in den Anfangsjahren der Menschheit konnte jeder Einzelne sein Leben und die Früchte seiner Arbeit in vollem Umfang nutzen; mit dem Entstehen einer Zivilisation und der Fähigkeit des Menschen, mehr zu produzieren als er brauchte, woraus sich eine Arbeitsteilung und soziale Strukturen entwickelten, bildete sich eine höhere Klasse von wenigen, denen es gelang, sich eine Position der Stärke zu verschaffen und andere zur Arbeit zu ihrem Nutzen zu zwingen, so dass die Ausbeuter sich den Mehrwert der harten Arbeit der Ausgebeuteten aneignen konnten. Dies führte zum Phänomen der Entfremdung unter den Besitzlosen und den sich daraus entwickelnden sozialen Missständen wie Kriminalität, Alkoholsucht, kaputte Familien, letztlich auch Religion, die den Ausgebeuteten aufgezwungen wurde, um sie einerseits fügsam und unterwürfig zu machen (Opium für das Volk), andererseits für die Unterdrückten ein Rettungsanker war, an den sie sich klammern konnten, um sich mit ihren harten Lebensbedingungen abfinden zu können (Opium des Volkes). Es habe sich in der Geschichte gezeigt, dass jedes der aufeinander folgenden Systeme aus Ausbeutern und Ausgebeuteten zwingend zu gewalttätigen Umwälzungen (Revolutionen) führte, aus denen wiederum ein qualitativ neues System entstand (von der Sklaverei zum Feudalismus zum Kapitalismus), in dem das Prinzip von Ausbeutung von Arbeit und ihre Entfremdung jedoch fortbestand.

Es gebe jedoch eine Lösung: Im Endstadium der Geschichte (Das Ende der Geschichte – das sollte eigentlich für den Leser des 21. Jahrhunderts ein bekanntes Thema sein…) würden die sich entgegengesetzten Klassen abgeschafft und die Gesellschaft würde sich zu ihrem ursprünglichen – einst primitiven – heute aber technisch entwickelten Kommunismus zurückentwickeln, der jedem einen hohen Lebensstandard ermöglichen würde, viel Freizeit bei wenig leichter Arbeit. Die Christen nennen diesen wunderbaren Zustand für die Menschheit Himmel, der im Leben nach dem Tod auf alle Ewigkeit erreicht werden kann; der Marxismus verspricht einen Himmel auf Erden für die kommenden Generationen: Eine klassenlose, glückliche Gemeinschaft von Menschen, die alle nach ihren Fähigkeiten und Wünschen auf ihre Weise glücklich werden. Die christliche Figur des Erlösers wurde durch den kollektiven Erlöser ersetzt, nämlich das Proletariat. In der christlichen Theologie heißt dies die (göttliche) Erlösungsökonomie. Das gleiche gilt für den Marxismus.

Denn auch er verspricht eine Erlösungsökonomie. Am Anfang war das Paradies – primitiver Kommunismus –, aus dem die Menschen vertrieben wurden, als die sozialen Strukturen immer komplexer wurden und die Ausbeutung begann. Die Entwicklung musste alle Stadien des Kampfs durchlaufen, bis der Messias kommen konnte – dessen größter Prophet Karl Marx ist –, und dessen Rolle im Marxismus dem Proletariat zufiel. Diese Mischung aus Philosophie und Glauben weist alle Merkmale einer Religion auf: Die Unterdrückten sind die Heiligen, die Unterdrücker die Teufel, Revolution ist das höchste Opfer; es gibt die Hölle – die aktuellen wirtschaftlichen Verhältnisse – und das Paradies wird kommen – die klassenlose Gesellschaft der Zukunft. Es gibt die heilige Dreifaltigkeit – Marx, Engels, Lenin – dem sich manchmal ein vierter zugesellt, nämlich Stalin oder Mao; es gibt Heilige und Märtyrer, Ketzer und Irrlehren, Schismen und ökumenische Synoden, auch bekannt als die aufeinanderfolgenden Verkörperungen der Internationalen (im Einzelnen hierzu Leszek Kołakowskis Die Hauptströmungen des Marxismus).

Da ist es ohne Bedeutung, dass Marx’ Vorhersagen überwiegend nicht eingetreten sind. Der Philosoph ging davon aus, dass die Revolution in den Industriestaaten ausbrechen würde; sie ereignete sich jedoch im agrarischen Russland; er behauptete, dass die Arbeiterklasse kein Vaterland kenne; das Proletariat erwies sich jedoch während der beiden Weltkriege als patriotisch und es war die Klasse der Reichen, die sich kosmopolitisch gab; er ging davon aus, dass der Kapitalismus unweigerlich die Arbeiterklasse verarmen lassen würde; jedoch erging es ihr unter dem Kapitalismus wesentlich besser als unter dem Sozialismus oder Kommunismus; Marx meinte, der Sozialismus oder Kapitalismus würde den Menschen befreien; der Mensch wurde jedoch in allen sozialistischen oder kommunistischen Ländern versklavt; und er behauptete, dass die Befreiung der Arbeit zu unerhörtem Wohlstand führen würde; in Wahrheit hatten aber alle sozialistischen Länder gemeinsam, dass ihre Bürger noch nicht einmal Toilettenpapier kaufen konnten, geschweige denn andere Waren.

Und dennoch gibt es den Marxismus und den Glauben an ihn weiterhin. Immer noch inspiriert er die Menschen, wie ein großes Erwachen. Was macht seine Attraktivität aus? Vielleicht der ewige menschliche Wunsch nach einem besseren Leben (und man ist nie zufrieden mit dem, was man hat); vielleicht der gleich ewige Wunsch nach einem Lebenssinn. Als Religion bietet der Marxismus beides: Eine Erlösung für die kommenden Generationen (nach dem Tod das Paradies) und ein Kampf und ein Kreuzzug dafür jetzt und heute, und im Vergleich zu den anderen Religionen bietet er den Riesenvorteil, dass er ohne die von diesen aufgezwungenen Sexualvorstellungen auskommt.

Marxistisches Denken hat sich seit seinen Anfängen im 19. Jahrhundert wesentlich verändert, Freud‘sche Ideen aufgenommen (Frankfurter Schule) und feministische und homosexuelle Bewegungen geschürt. Das wollen wir hier nicht diskutieren. So überraschend es scheinen mag, ist Marxismus immer noch einflussreich, mit seiner überkommenen Doktrin von Ausbeutung, Klassenkampf und dem unvermeidbaren Zusammenbruch des kapitalistischen Systems. Junge, beeinflussbare Köpfe fallen auf neo-marxistische Professoren herein, die ihnen den Inhalt des 150 Jahre alten Das Kapital erläutern, die Bibel der Arbeiterklasse, wie es häufig bezeichnet wird (obwohl kaum ein Mitglied der Arbeiterklasse in der Lage war, es zu lesen). Diese jungen Köpfe saugen das missionarshaft verkündete Narrativ einer Kritik der bestehenden Verhältnisse auf und betrinken sich an der Vision einer perfekten Zukunft. Warum stellen sie die marxistischen Überzeugungen nicht denen eines Frédéric Bastiat und seinen Anhängern gegenüber, insbesondere denen von der Österreichischen Schule der Nationalökonomie (Carl Menger, Eugen Böhm, Ludwig von Mises, Murray Rothbart, Friedrich Hayek), also Überzeugungen, die ungefähr zur selben Zeit erarbeitet wurden? Das kann nur Marx wissen.

Würden sie es tun, würden sie erkennen, dass der Sozialismus mit seiner Abschaffung der Kommodifizierung von Dingen, also seiner Abschaffung des Kapitals und des Geldes als Tauschmittel und des Profits, nicht durchführbar ist, wie Ludwig von Mises schon vor hundert Jahren in seiner Economic Calculation in the Socialist Commonwealth nachwies. Aber warum sollten sie sich mit solcher unorthodoxer, ketzerischer Literatur beschäftigen?

In den Achtziger wurde in den sozialistischen Ländern der folgende Witz erzählt: Genosse Breschnew wacht schweißüberströmt auf und erzählt seinen Mitgenossen im Politbüro seinen schrecklichen Traum: Sozialismus hatte weltweit gesiegt. Aber das ist doch wunderbar, meinen seine Apparatschiks. Ihr versteht nicht, unterbricht sie Breschnew. Wenn überall Kommunismus herrscht, wie sollen wir dann wissen, wieviel Brot kostet? Oder in einer Abwandlung: Wenn überall Kommunismus herrscht, wo sollen wir dann Brot kaufen? Und siehe da – zur großen Überraschung der Osteuropäer, die im Gelobten Land des Marxismus gelebt haben –, gibt es an westlichen Universitäten eine ganze Reihe von marxistischen Professoren, die ein breites Spektrum an marxistischen Vorlesungen und Seminaren anbieten.

Marxistische Gurus
David Harvey unterrichtet seit nunmehr mehr als 40 Jahren Karl Marx’ Das Kapital, erklärt die Widersprüche des Kapitalismus und plädiert für den Sozialismus, also die Umverteilung von Vermögen, freie Bildung und Gesundheitsfürsorge, auch wenn diese Leistungen im z.B. sozialistischen Kuba rationalisiert werden müssen. Er ist sich nicht einmal zu schade, die Sowjetunion zu verteidigen, deren Nachteile er herunterspielt. Der Kapitalismus ist an allem, was nicht funktioniert, schuld, er entfremdet den Menschen, weil er alles zur Ware macht. David Harvey schlägt ein Heilmittel vor: Die Dekommodifizierung aller Dinge. Während er Vorlesungen über die Rolle des Kapitals hält, gesteht er in aller Ehrlichkeit ein: „Gott sei Dank bin ich ja kein Wirtschaftswissenschaftler.“

Heinz Dieterich, ein früherer Berater der venezolanischen Regierung und auch des Präsidenten Hugo Chavez, propagiert eine neue Version des Sozialismus, ein verbesserter Sozialismus des 20. Jahrhunderts, der es schaffen wird, alle Probleme von „Armut, Hunger, Ausbeutung, ökonomische Unterdrückung, Sexismus, Rassismus und die Zerstörung natürlicher Ressourcen“ zu lösen. Nach Heinz Dieterichs Auffassung sind Marx und Engels für die Sozialwissenschaften so wichtig wie Einstein und Newton für die Naturwissenschaften. Da die westlichen Demokratien die Demokratie von Milliardären seien, also eine bürgerliche Demokratie, ist der Kapitalismus keine Lösung, auch wenn Francis Fukuyama in seinem Werk The End of History and the Last Man dies behauptete. Die neuesten technischen Entwicklungen würden einen neuen, besseren, effizienteren Sozialismus ermöglichen, einen digitalen Kommunismus mit einer perfekten Gesellschaft ohne Reiche oder Arme.

Richard Wolff beklagt die Tatsache, dass die 62 reichsten Amerikaner gemeinsam genauso viel besitzen, wie die 3,5 Milliarden Ärmsten und findet noch nicht einmal ein Wort, das seiner Abscheu ausreichend Ausdruck verleihen könnte. Wenn wir den Reichsten die Hälfte ihres Reichtums wegnähmen, und dann wären sie nach seiner Aussage immer noch die Reichsten, könnten wir der unteren Hälfte der Menschheit helfen. Diese Lösung erinnert sehr an die aus dem naiven amerikanischen Filmdrama von 1968 The Shoes of the Fisherman/In den Schuhen des Fischers, dessen Protagonist – ein imaginärer Papst mit marxistischen Tendenzen – das Vermögen des Vatikans verkauft, um die Armen zu speisen und einen globalen Krieg zu verhindern. Womit kann man aber die nächste Rettungsaktion bezahlen, wenn das gesamte Vermögen konsumiert wurde? Diese Frage stellen sich offensichtlich weder die Filmmacher noch die marxistischen Vordenker.

Wolfgang Streek vom Max Planck Institut für Gesellschaftsforschung sagt das Ende des Kapitalismus voraus und erhebt die übliche Anklage, dass Kapital auf die Kosten der arbeitenden Bevölkerung angesammelt werde. Der immergleiche Vorwurf. Oder Marshall Howard Berman mit seinem berühmten All That Is Solid Melts Into Air: The Experience of Modernity.

Sie alle verfügen über Lösungen. Kapital(ismus) ist der Erzfeind, seine Abschaffung ist der Menschheit Rettung. Die Erfahrungen der sozialistischen Länder von Kuba bis zur Sowjetunion spielen keine Rolle, auch nicht das formell sozialistische China, das letztendlich beschloss, dass der Kapitalismus auch seine Vorteile habe, auch nicht die Grausamkeiten, die die Kommunisten begangen haben, nicht die wirtschaftliche Rückständigkeit der sozialistischen Staaten. Alles, was im Sozialismus nicht funktionierte, passierte nur, weil von der reinen marxistischen Lehre abgewichen wurde. Politiker, die sich zum marxistischen oder sozialistischen Glauben bekennen, stehen hoch im Kurs und werden gewählt, wie z.B. Jeremy Corbyn in Großbritannien, JeanLuc Mélenchon in Frankreich, die linke Syriza in Griechenland oder Bernie Sanders in den USA.

Die Sozialisten hassen einfach die Reichen
Marxismus in seiner Originalform behauptete, ein vernunftsbasierter und wissenschaftlicher Blick auf die Welt zu sein – wie wir oben schon ausgeführt haben. Es heißt, Karl Marx habe die Hegelsche Philosophie vom Kopf auf die Füße gedreht. Er mag in ein paar Punkten bei seiner Beschreibung des Kapitalismus Recht gehabt haben, aber mit seinen sozialistischen oder kommunistischen Vorschlägen würde er die gesamte Welt von den Füßen auf den Kopf drehen. Marx ging davon aus, dass das Volk – wenn es sich aus dem Unterdrückungssystem befreit haben würde – gleich sei in seinen Fähigkeiten und Sitten. Daher würden sie freudig die Idee der Gemeinschaft aufgreifen, die von jedem erwartet, sich nach seinen Fähigkeiten einzubringen, und für jeden das zur Verfügung stellt, was er braucht. Wenn das kein Idealismus in seiner reinsten Form ist, weiß ich nicht, was es sein könnte.

Warum ist der Marxismus auch heute noch so populär? Warum zollen europäische Politiker seinem Begründer Tribut? Warum gibt es so viele Webseiten und Konferenzen, auf denen Marxismus propagiert wird? Marxistische Aufmärsche sind gut besucht von jungen, enttäuschten Leuten, häufig überschuldet, weil sie für ihr Wunschstudium, mit dem sie aber keine Arbeit finden, viel Geld bezahlen mussten. Daher sind sie aufgebracht gegen die in der Gesellschaft, die Erfolg haben; daher fühlen sie sich angesprochen von Marx‘schen Glaubenssätzen wie dem, dass die Reichen reich sind, weil sie von den anderen gestohlen haben. Jordan Peterson, ein kanadischer Psychiater, bezeichnet diese Wut als Kains Mentalität (Kain tötete seinen Bruder Abel aus Eifersucht, weil Gott dessen Opfer dem seinen vorzog) und erstellte eine treffende Diagnose, warum junge, gut ausgebildete und privilegierte Studenten zum Marxismus tendieren: Die Sozialisten mögen nicht die Armen, es ist vielmehr so, dass sie die Reichen hassen.

Zum Abschluss noch eine Beobachtung aus einem ehemals sozialistischen Land. Als die Kommunisten an der Macht waren, versorgten sie die einst Unterdrückten mit folgenden Leistungen: (i) Recht auf Arbeit, (ii) kostenlose Gesundheitsfürsorge (iii) kostenlose Bildung und Ausbildung und (iv) bevorzugter Zugang zu Universität und leitenden Funktionen. Das Ergebnis davon? Die Kinder der Arbeiter- oder Bauernfamilien zogen vor, in irgendein westliches Land auszuwandern, um dort unterdrückt und ausgebeutet zu werden, ein Leben ohne die erwähnten Leistungen zu riskieren, dafür aber den dynamischen Kapitalismus zu leben und ihre sozialistischen Vorteile gegen… Konsum einzutauschen. Letztendlich lief es nur darauf hinaus.

Dieser Artikel wurde in Gefira 30 Monatszeitschrift, Januar 2019, veröffentlicht.

Ein Kommentar auf “Von einer Ideologie besessen: Die Rückkehr des Marxismus

  • Peter Zinga sagt:

    Ich lebte über 40 Jahren in der “sozialistichen” Tschechoslowakei und toiletten Papier haben wir immer gehabt. Die dioptrische Augenlinsen wie sogenanten “jet” Textilmaschinen stammen aus diesen Zeite. Jo,transistor zu herstellen sind wir frühe fähig gewesen, als meisten kapitalistischen Länder (als3.) Und unsere Glas wurde in der Welt als Luxusware exportiert. Als erste haben wir die Kinderlähmung besiegt…
    Nein, wir hatten kein Hunger. Warum sind wir gescheitert? Weil, wie mein Freund gesagt habe: “Sozialismus ist unmőglich, weil Leute einfach Leute sind”. Und jetz? Es ist 11 Jahren zurück, als unsere Eishockeymanschaft eine Medaile nach Hause holt. Wir wollen kein Sozialismus mehr, wir wollen ein Kapitalismus mit menschlichen Antlitz…

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