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BRICS gegen den Dollar

Glauben Sie, dass jede Zentralbank unabhängig von anderen Ländern agiert? Dass die Währung, mit der Sie täglich bezahlen, irgendwas in der Welt bedeutet? Na ja, Franken oder Kronen schon, aber andere… Sowieso: Die Zentralbankiers aus aller Welt sammeln sich ab und zu in ihrem Sitz in Basel, um bei geheimen Treffen die Weichen für alle Währungen, ihre Auf- oder Abwertung zu stellen. Ja, bei geheimen Treffen, was zu der transparenten, demokratischen Welt und insbesondere der Schweiz nicht passt. Dort in dem Turm ihrer Bank (dem Sitz der BIS – der Bank für den Internationalen Zahlungsausgleich) zahlen sie ihre Rechnungen aus, planen nächste Krisen, nächste Helicopter-Moneys, nächste Bailouts. Ja, es gibt solche Kreise und ihre Geschichte reicht bis zu den Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg zurück.

Der Sitz der BIS, der berüchtigten Bank über zahlreiche Autoren wie Le Bro oder Ronald Bernard Bände schrieben. Quelle: Wikipedia.

Nun tanzen einige aus der Reihe: die BRICS-Länder werfen dem Dollar, dem König aller Währungen, dem sich alle bisher unterwerfen mussten, den Fehdehandschuh hin.

Die absolute Dominanz des Dollars unterliegt keinem Zweifel, weil:

Erstens

Als der Zweite Weltkrieg endete, wurde die US-Wirtschaft zweifellos zur mächtigsten der Welt. Im Jahr 1970 machten die Vereinigten Staaten etwa 40% des weltweiten BIP aus. Sie waren die einzigen, die nach einem großen bewaffneten Konflikt unberührt blieben und ihre Position nutzen konnten, um für sich selbst bequeme Regeln einzuführen. Zum Beispiel wurden die Mittel im Rahmen des Marshall-Plans (Wiederherstellung Europas nach dem Krieg) im Dollar nominiert.

Zweitens

Die USA haben ein Finanzsystem geschaffen, das auf ihrer Währung basiert. Bis ihre Verbindung zu Gold unterbrochen wurde, war jede andere Währung fest an den Dollar gebunden. Dies bedeutete die Notwendigkeit, Dollarreserven zu halten. Zum Beispiel hatte Großbritannien seinerzeit bis zu 70% der Reserven in US-Währung.

Drittens

Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank sind von den USA abhängige Institutionen (30% der Dollar-Reserven gaben den USA da eine entscheidende Stimme). Daher wurden Kredite im Dollar an Länder vergeben, die sich in einer schwierigen finanziellen Situation befinden. Darüber hinaus mussten sie ihre Märkte oft für amerikanische Exporte öffnen, was ihre Abhängigkeit vom Dollar nur stärkte.

Viertens

Alle Rohstoffe wurden bis neulich auf den Börsen gehandelt und immer im Dollar denominiert, sei es Gold oder Erdöl, egal. Alle.

Die in den USA in Gang gesetzte Ära der Globalisierung hat jedoch begonnen, negative Auswirkungen zu haben. Eines davon war das beispiellose Wirtschaftswachstum vieler Länder und vor allem Chinas. Sie alle erhöhten ihre Produktion und ihren Handel, und so wurden ihre Währungen immer relevanter. In den 80er Jahren war der Dollar die Währung von 80% der Handelskonten. Später nahm dieser Anteil ab: Er sank von den 90er Jahren bis heute von 70% auf 54%. JP Morgan prognostiziert, dass es bis 2030 rund 50% betragen wird.

Einen ähnlichen Trend kann man bemerken, indem man den Anteil einzelner Währungen an den weltweiten Reserven analysiert. Der Höhepunkt der Dominanz des Dollars fiel zu Beginn des 21. Jahrhunderts, als er etwa 72% aller Reserven ausmachte. Wie Sie in der Grafik unten entnehmen können, ist dieser Anteil in den letzten zwei Jahrzehnten schrittweise zurückgegangen.

Quelle: Arcadiawm.com

Wie Sie sehen können, ist der Großteil der neuen Anteile der anderen als Dollar Währungen auf die Entwicklung der Wirtschaft in fast der ganzen Welt zurückzuführen (“Other” in der Grafik). Dies ist der Effekt der Globalisierung und des Wachstums des Wohlstands vieler Länder. Interessanterweise hat der chinesische Yuan erst im Jahr 2017 irgendeine Bedeutung zu spielen begonnen.

Die wachsende Popularität des Yuan kann auch durch die Analyse der SWIFT-Daten, also des weltweit verwendeten amerikanischen Zahlungssystems, noch besser gesehen werden: Im Jahr 2023 ist der Wert von Transaktionen, die in dieser Währung getätigt werden, drastisch gestiegen. Dies machte den Yuan zur 4. beliebtesten Währung in diesem System. Dies ist indirekt auf die Sanktionen zurückzuführen, die auf Russland wegen seiner Invasion in die Ukraine auferlegt wurden. Dies zwang die Russen dazu, den Dollar zu umgehen, weshalb derzeit etwa 90% des Handels des Landes mit China auf Yuan und Rubel entfallen. Dazu sollten auch bilaterale Abkommen mit Brasilien und Argentinien hinzugefügt werden, die zu dieser Zeit unterzeichnet wurden und den Yuan in den Handel zwischen diesen Ländern einbezogen haben.

Einer der Hauptgründe für die Popularisierung der chinesischen Währung ist jedoch die Aktivität der BRICS. Dieser Block macht 31,5% des weltweiten BIP, 40% der Bevölkerung, 40% des Ölmarktes und 72% des Marktes für seltene Erden aus. Die daran mitwirkenden Länder arbeiten durch Investitionen in Infrastruktur und Handel miteinander zusammen. Zu den wichtigsten Annahmen der Gruppe gehört unter anderem das Streben nach einer multipolaren Weltordnung und damit einer Welt, in der der Dollar nicht mehr die wichtigste Währung ist. Im Rahmen der BRICS wurden Institutionen geschaffen, die Alternativen zur Weltbank und zum Internationalen Währungsfonds darstellen. Es geht um die New Development Bank und die Contingent Reserve Arrangement. Ihr Geschäft ist ihren westlichen Kollegen sehr ähnlich, es gibt jedoch einen grundlegenden Unterschied. Die Kredite werden in lokaler Währung vergeben, was die Abhängigkeit vom Dollar verringert. Infolgedessen werden im Jahr 2025 69% des Handels zwischen den BRICS-Ländern unter Umgehung der US-Währung getätigt.

Außerdem kaufen BRICS-Länder Gold statt den Dollar. In letzter Zeit waren es eben die Länder (mit China an der Spitze), die am meisten für die globalen Goldkäufe verantwortlich waren, und zwar meistens direkt von lokalen Bergleuten, was die Abhängigkeit vom Dollar weiter verringerte. Es ist erwähnenswert, dass die BRICS-Länder 20% der weltweiten Goldbarrenlieferungen ausmachen. Daher ist es offensichtlich, dass viele Länder (einschließlich der BRICS) versuchen, so viele Goldreserven wie möglich zu haben, was die Nachfrage nach diesem Metall weiter ankurbeln sollte.

Was hinzukommt: Im Oktober 2025 wurde auf Initiative der BRICS die Moskauer Edelmetallbörse ins Leben gerufen. Es ermöglicht Berechnungen in Gold, Platin, Diamanten und Seltenerdmetallen. So umgeht es das SWIFT-System und das London Metal Exchange-System. Diese Entscheidung macht Länder wie Russland oder China unabhängig von möglichen Sanktionen und unterstützt den Handel mit Rohstoffen und Währungen der BRICS-Länder.

Neben der neuen offenen Moskauer Börse gibt es auch eine auf Gold und Silber spezialisierte Börse in Shanghai, die 30% des Goldhandels im Yuan unterstützt. Eine Fusion mit einer neu eröffneten Organisation könnte einen gemeinsamen Markt für Metalle innerhalb der BRICS schaffen, wodurch dieser Block weiter vom westlichen Einfluss unabhängig wird. Diese Ereignisse unterstreichen nur, dass die Rolle Golds in der kommenden Zukunft nur noch zunehmen wird.

Ein Dorn im Auge der Amerikaner und der westlichen Bankiers ist die Tatsache, dass die BRICS ihre Kontrolle über 72% der Reserven an Seltenerdmetallen (REE) als Hebel gegen den Westen nutzen. Die jüngsten Informationen über Beschränkungen seitens China in der Ausfuhr von diesen Rohstoffen und die Drohungen Trumps, die dann folgten, bestätigen dies nur.

China, ein Tycoon auf diesem Markt und das wichtigste Mitglied der BRICS, versucht auch, alternative Lieferketten aufzubauen, um mit einem möglichst breiten Bogen den westlichen Einfluss zu umgehen. Ein Beispiel sind Investitionen des Reiches der Mitte in Afrika. Der Schwarze Kontinent ist eine Art Tor zur Umsetzung der Entdolarisierungsstrategie, da sich da riesige, unbekannte REE-Lagerstätten befinden (bis zu 10% des weltweiten Angebots in den nächsten 5 Jahren). In Angola wird beispielsweise ein neuer Bergbau gebaut. Ab 2026 ist geplant, da 20.000 Tonnen gemischtes Seltenerdcarbonat (MREC) pro Jahr zu produzieren, das 5% der weltweiten Nachfrage nach magnetischen Metallen abdecken wird. Für den Export wird Lobito Corridor (die Eisenbahn von Banguela) verwendet. Es ist eine von China finanzierte Infrastruktur im Rahmen der Neuen Seidenstraße (BRI). Der Schlüssel hier ist die Tatsache, dass sie die vom Westen kontrollierten Wege vollständig umgeht und damit den Handel mit China und Russland erleichtert. Daher baut China ein neues Netzwerk von Abhängigkeiten auf und trennt seine Konkurrenten vom Zugang zu attraktiven Märkten, um wirtschaftskritische Mineralien zu erhalten. Es würde uns nicht überraschen, wenn Angola in ein paar Jahren der BRICS beitreten würde, ebenso wie Nigeria, wo sich Afrikas größte REE-Verarbeitungsanlage befindet.

Zusammenfassend: Die Entstehung einer multipolaren Weltordnung ist sehr wahrscheinlich, auch wenn die Dominanz der SWIFT, der BIS, der IWF und ähnlicher US-abhängiger Institutionen noch bisschen andauern wird.

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