Nachdem Tucker Carlson ein Interview mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geführt hatte, tat er dies kürzlich auch mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow. In diesem achtzigminütigen Gespräch sprachen die Gesprächspartner über alle aktuellen politischen Probleme, wobei der Schwerpunkt auf der Ukraine lag. Minister Sergej Lawrow zählte die wichtigsten Ereignisse auf, die zu dem gegenwärtigen Krieg geführt haben, Fakten, die der westliche Bürger entweder nicht kennt, weil die westlichen Medien sie nicht präsentieren, oder Fakten, die der westliche Bürger kennt, die aber völlig anders interpretiert werden. Wir werden nicht alle Punkte wiederholen, die während des Gesprächs zwischen Carlson und Lawrow erwähnt wurden. Vielmehr möchten wir die Aufmerksamkeit des Lesers auf die folgende Passage des Interviews lenken.
Tucker Carlson fragte Sergej Lawrow nach den Bedingungen, deren Erfüllung Russland dazu veranlassen würde, die Militäroperation einzustellen. Der russische Außenminister wiederholte die drei Hauptforderungen:
[1] Die Ukraine darf weder Mitglied der NATO oder eines anderen Bündnisses sein, noch darf sie auf ihrem Territorium militärische Übungen mit Beteiligung ausländischer Truppen durchführen;
[2] Die territorialen Veränderungen müssen akzeptiert werden, d.h. nicht nur die Angliederung der Krim an Russland, sondern auch die Tatsache, dass die Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson durch den Willen der dort lebenden Menschen verfassungsmäßig zu Teilen Russlands geworden sind;
[3] Die grundlegenden Menschenrechte, wie sie in der UN-Charta festgelegt sind, wie die Freiheit des religiösen Bekenntnisses, die Beibehaltung der Muttersprache (in diesem Fall Russisch) und ähnliches, müssen in der Ukraine beachtet werden.
Als Minister Lawrow die Aufzählung der russischen Forderungen beendete, fragte Tucker Carlson – wahrscheinlich in der Annahme, dass Sergej Lawrow einen weiteren Punkt vergessen hatte –, ob Russland die Aufhebung der Sanktionen nicht begrüßen würde. Darauf antwortete Sergej Lawrow, dass die Sanktionen für Russland wenig oder gar nicht von Bedeutung seien, weil
[1] Russland hat gelernt, mit ihnen zu leben;
[2] Russland durch sie stärker geworden ist; und weil
[3] Russland gelernt hat, dass Autarkie (wirtschaftliche Selbstversorgung) der beste Garant für Unabhängigkeit ist.
Das sollte eigentlich niemanden überraschen. Der Iran, ein viel kleineres Land als Russland, lebt nun schon seit über vierzig Jahren unter Sanktionen; Kuba, ein sehr kleines Land, hat noch viel länger mit Sanktionen zu kämpfen. Beide Länder überleben weiterhin und fordern die Vereinigten Staaten heraus. Russland verfügt über alle natürlichen Ressourcen, die eine Wirtschaft braucht, und Russland hat wirklich gelernt, sich auf sich selbst zu verlassen, oder – um genauer zu sein – Russland hat gelernt, sich nicht auf den Westen zu verlassen und dem Westen nicht zu vertrauen, was auch Minister Lawrow sagte.