Der europäische Blickwinkel. Auf dem Weg in die Welt von Morgen.




Gesucht: tot oder lebendig?

Служба безпеки України oder der Sicherheitsdienst der Ukraine (SSU) hat seine eigene Website. Alle Sicherheitsdienste in der Welt haben eine solche Website. Diese Website gibt es auf Ukrainisch und Englisch. Ja, natürlich, Englisch ist die Lingua franca oder die gemeinsame Sprache des globalen Dorfes, wie wir alle wissen, also kein Wunder. Die Website bietet die Art von Informationen über den SSU, die man erwartet: was er tut, wie er sein Personal rekrutiert, wie er kontaktiert werden kann, was seine Leitprinzipien sind und dergleichen. Ziemlich langweiliges Zeug. Doch wenn Sie geduldig genug sind, werden Sie da eine interessante Info entdecken: Die SSU hat eine Fahndungsliste! Sie werden sich an die Westernfilme mit ihren kultigen Fahndungsplakaten erinnern, nicht wahr?

Wenn Sie sich die vielen Bilder der gesuchten Personen ansehen, stoßen Sie auf Männer und Frauen, viele von ihnen in Militäruniformen, und Sie fragen sich, welches Verbrechen sie begangen haben. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf klicken Sie auf das Bild oder den Namen darunter, um Informationen zu erhalten. Was Sie finden, sind lediglich Daten wie – wieder einmal – Vor- und Nachname, Geburtsdatum, Geschlecht, Datum und Ort des Verschwindens, womit sie diese Person abschrecken soll und etwas, was als eine Vorsichtsmaßnahme bezeichnet wird und den dazugehörenden Artikel, Teil oder Absatz des Strafgesetzbuches der Ukraine enthält. Sie müssen also das Gesetzbuch konsultieren.

Die Fahndungsliste

Sie blättern von Bild zu Bild und stoßen gegen Ende der alphabetischen Liste auf ein bekanntes Gesicht. Sie sehen sich die Bildunterschrift an, und da haben Sie es: Janukowytsch Wiktor Fedorowytsch! Der ehemalige ukrainische Präsident, der von der demokratischen, prowestlichen, pro-europäischen und antirussischen glorreichen Revolution verjagt wurde, die allgemein als Maidan-Aufstand bekannt ist. Warum wird Janukowytsch Wiktor Fedorowytsch (die typische sowjetische Wortfolge: Nachname zuerst, Name danach) gesucht? Schauen wir mal… Um seine Schuld zu erfahren, verweisen wir auf Artikel 115, Teil 2, Absatz 1 des oben genannten Strafgesetzbuches der Ukraine. Unsere Suche im Internet nach dem besagten Gesetzbuch ergibt folgendes Ergebnis:

 

Artikel 115: Mord.

Teil 2: Mord.

Absatz 1: An zwei oder mehr Personen.

Sicherheitsdienst der Ukraine

 

Janukowytsch Wiktor Fedorowytsch

Janukowytsch Wiktor Fedorowytsch hat sich des Mordes an zwei oder mehr Personen schuldig gemacht. Aus dem Text geht weiter hervor, dass “Mord, der vorsätzlich und rechtswidrig ist und den Tod von (…) zwei oder mehr Personen verursacht (…), mit einer Freiheitsstrafe von zehn bis fünfzehn Jahren oder lebenslänglicher Freiheitsstrafe unter Einziehung des Vermögens bestraft wird.”

Im Klartext heißt es, dass der ehemalige ukrainische Präsident Wiktor Janukowytsch vorsätzlich den Tod einer Reihe von Menschen verursacht hat. Sicherlich waren es nicht die Verschwörer, die ihn absetzen wollten, nicht diejenigen, die sich nicht an die Minsker Vereinbarungen halten wollten, die für diese Todesfälle verantwortlich gemacht werden könnten. Was soll das? Nein!

So weit, so gut. Doch nach einer Weile beschleicht uns ein ungutes Gefühl. Irgendetwas stimmt mit der Liste nicht. Was denn? Ah, ja! Auf der Fahndungsliste fehlen zwei wichtige Dinge. Das eine ist die Belohnung. Es sollte eine Überschrift geben, in der die Geldsumme genannt wird, die die Kopfgeldjäger erhalten, so etwas wie – sagen wir mal? – eine Million Dollar oder Euro. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, Janukowytsch zur Strecke zu bringen, wenn es keine Belohnung zu kassieren gibt? Außerdem fehlt auf der Liste die Angabe, ob der Täter tot oder lebendig gesucht wird. Wenn es den Sicherheitsdienst der Ukraine nicht interessiert, dann könnte es den Kopfgeldjäger auch interessieren, ob die Belohnung für den lebenden Janukowytsch größer, kleiner oder gleich hoch ist wie die für den toten Janukowytsch.

Das FBI ist in dieser Hinsicht weitaus geschäftsmäßiger. Sie bieten eine finanzielle Belohnung an, und zwar eine hohe (siehe die Beilage unten)! Warum sollte der Sicherheitsdienst der Ukraine dem Vorbild nicht folgen? Schließlich kopiert Kiew alles, was westlich ist, und vor allem alles, was amerikanisch ist! Der Sicherheitsdienst der Ukraine hat sicherlich amerikanische Berater. Was für ein Versehen! Ojemine!

Die FBI-Fahndungsliste (Auszug)

Leave a Reply

Your email address will not be published.

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>


Gefira bietet eingehende und umfassende Analysen und wertvollen Einblick in die neuesten Geschehnisse, mit denen die Anleger, Finanzplaner und Politiker vertraut sein müssen, um sich für die Welt von morgen vorzubereiten. Die Texte sind sowohl für Fachleute als auch für nicht berufsorientierte Leser bestimmt.

Jahresabo: 10 Nummer für 225€
Erneuerung: 160€

Das Gefira-Bulletin ist auf ENGLISH, DEUTSCH und SPANISCH erhältlich.

 
Menu
More