Der europäische Blickwinkel. Auf dem Weg in die Welt von Morgen.




Margot und Ursula

So unterschiedlich und doch so ähnlich! Auf den ersten Blick scheinen die beiden Damen nichts gemeinsam zu haben. Margot Honecker stammt aus dem Arbeitermilieu und hat praktisch keine höhere Bildung. Ursula von der Leyen dagegen ist eine Frau aus der obersten Gesellschaftsschicht, eine Frau mit möglichst hoher Bildung. Doch abgesehen von der niedrigen und hohen Geburt und der fehlenden oder erworbenen Bildung haben diese beiden Persönlichkeiten sehr viele Gemeinsamkeiten. Sogar ihre Gesichter sind ähnlich.

Jemand, der schlechter sieht und bei schlechteren Lichtverhältnissen einen flüchtigen Blick wirft, könnte die eine Dame leicht mit der anderen verwechseln. Zumal sich beide sehr ähnlich kleiden (um genau zu sein, müsste man von Frau Honecker in der Vergangenheitsform sprechen, da sie nicht mehr lebt, aber im folgenden Text werden wir uns auf sie beziehen, als ob sie unter uns wäre). Beide haben die deutsche Staatsbürgerschaft und beide machen eine erfolgreiche politische Karriere. Sowohl Margot als auch Ursula glauben fest an die Ideologien, denen sie ihr Leben gewidmet haben; beide setzen sich leidenschaftlich für die Verbesserung der Lage der Benachteiligten, Ausgebeuteten und Ausgegrenzten ein. Margot kümmerte sich um die Arbeiterklasse und die Bauernschaft, Ursula um sexuelle Minderheiten und (wer hätte das gedacht!) um schwarze oder afrikanische Europäerinnen und Europäer. Darüber hinaus sind sowohl Margot als auch Ursula sehr militante Damen: Erstere setzte sich für die militärische Ausbildung der ostdeutschen Jugend ein und sah den kommenden Zusammenstoß mit den kapitalistischen Staaten voraus; letztere ist wild entschlossen, Putin zu bestrafen und vor Gericht zu stellen, und befürwortet die Unterstützung der ukrainischen Kriegsanstrengungen bis zum letzten Ukrainer. (So viel zur sanften oder friedlichen Gesinnung der Frauen, die durch ihre Beteiligung an der Politik die männliche Aggressivität ausgleichen sollten.)

Es gibt noch einen weiteren gemeinsamen Nenner für beide Damen, einen sehr wichtigen gemeinsamen Nenner: Weder Margot Honecker noch Ursula von der Leyen, die sich jahrelang in ihren eigenen Kreisen, Ideologien und in der Politik herumgetrieben haben, die jahrelang hohe Machtpositionen innehatten, haben die geringste Ahnung davon, wie normale Menschen leben und was sich ein Durchschnittsmensch wünscht. Schlimmer noch, beide Frauen sind davon überzeugt, dass sie besser wissen, was die Menschen wollen, und weil sie es besser wissen und – wie sie fest glauben – eine hohe moralische Position innehaben, versuchen sie, das Leben der ihnen Untergeordneten zu verbessern: Margot sieht das Heil der Menschheit in der sowjetischen Version des Sozialismus, Ursula in seinem europäischen Pendant. Beide sind davon überzeugt, dass der von ihnen eingeschlagene Weg der richtige ist und dass ihre Ansichten, wenn nicht von einer überwältigenden, so doch von einer überwiegenden Mehrheit der Bürger geteilt werden.

Am Ende ihres Lebens musste Margot Honecker feststellen, wie falsch sie lag. Sie musste aus dem von ihr regierten Land fliehen, verjagt von den Menschen, von denen sie Dankbarkeit erwartete. Bis ans Ende ihrer Tage verleugnete sie die Realität und behauptete, die Ostdeutschen seien von kapitalistischen Trugbildern verführt worden und würden es bereuen. Wir wissen nicht, ob Ursula von der Leyen die Chance bekommt, die “Undankbarkeit des Volkes” kennen zu lernen. Wir können aber sicher sein, dass sie, wenn es dazu käme, die Realität genauso verleugnen würde, wie ihre ostdeutsche Politikerkollegin vor ein paar Jahrzehnten.

Margot Honecker und Ursula von der Leyen: Schauen Sie sich ihre lächelnden, verführerischen Gesichter an. Wie viel Güte, Wärme und Menschlichkeit strahlen sie aus!

 

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