STS sollen das neue Rezept der Europäischen Kommission für die Finanzkrise sein. Wenn man es sich aber überlegt, ist es umgekehrt – eben die STS können die neue Krise verursachen.
So geht‘s: Banken vergeben Kredite und verkaufen sie anschließend als handelbare Wertpapiere weiter. So werden sie das Risiko an Dritte los, dass die Kredite nicht zurückgezahlt werden. Was machen die Banken mit so gewonnen Geldern? Natürlich erteilen sie weiterhin Kredite und so wächst die Blase. Die Wertpapiere aus Schulden werden Verbriefungen genannt und waren 2008 die Ursache der Finanzkrise in den USA. Seit dieser Zeit sind die Investoren (z.B. die Rentenfonds aus aller Welt) äußerst vorsichtig bei Investitionen in solche Produkte. Nun will die Europäische Kommission die Verbriefungen wieder populär machen und schlägt die Einführung der sogenannten STS-Verbriefungen vor. Die Abkürzung steht für simple, transparente, standarisierte Verbriefungen. Die Begründung der Kommission ist, mit STS seien die Kredite für kleine und mittelständische Unternehmen zugänglicher und das Systemrisiko (etwa der faule Kredite) werde gemindert. In der Tatsache wird das Risiko von einer Bank auf eine Nichtbank übertragen. Das erschwert auch den Wertpapierenaufsichtsbehörden die Geschäfte (da sie nicht öffentlich sind) nachzuverfolgen, und zu erfahren welcher Rechtsträger welchem speziellen Kreditrisiko ausgesetzt ist. Die Transparenz sollte also eher in der EU- Abkürzung nicht auftauchen.
Und standarisiert? Die Banken können die so künstlich erschaffenen minderwertigen Wertpapiere von einem BBB Rating in hochwertige z.B. AAA umwandeln, die Investoren gerne kaufen, denn weder die Aufsichtsbehörden kontrollieren das, noch werden die Ratings von den unabhängigen Ratingsagenturen vergeben, sondern von den Banken selbst. Simple? Ja! Denn so verschönern die Banken ihre Bilanzen – da sieht man keine faulen Kredite. Die Realität ist aber anders. Da für die Erhaltung der STS die Eigenkapitale erniedrigt werden sollen, steigt die Gefahr, dass die Kredite nicht bedient werden können. Man muss auch hier in Betracht ziehen, dass das wirtschaftliche Umfeld Europas im Moment, wenn über die neue EU-Verordnung zu den STS-Verbriefungen diskutiert wird, nicht so rosa aussieht: überall werden Gehälter gekürzt, besonders in den südeuropäischen Ländern wie Griechenland, aber auch in Irland; Inflation wird von der EZB angekurbelt, sprich Preise werden zwar allmählich, aber jedoch steigen. Was werden diese Wertpapiere wert sein, wenn viele Verbraucher und Unternehmen ihre Kredite nicht zurückzahlen werden (können)? Außerdem könnten die Kredite den sonst schon überhitzten Immobillienmarkt Europas ankurbeln, denn in Europa sind Immobilienkredite nach wie vor die größte Anlageklasse. Im Moment sind der britische, spanische und holländische Markt die größten Märkte für Verbriefungen. Und eben da spricht man meistens von der Immobilienblase. Auch in deutschen Ballungsräumen steigen die Preise der Häuser und Wohnungen kontinuierlich und rasant, die Einkommen der Bürger aber nicht. In den Städten, die „in Mode“ sind, z.B. in London, München und Stockholm stiegen die Immobilienpreise seit Ende 2011 im Durchschnitt um 50 Prozent. Die Regel dabei ist, je weniger erschwinglich Wohnungen sind, desto mehr faule Kredite gibt es.
Auch die Politik der EZB spielt hier eine wichtige Rolle, denn eben die Währungshüter aus Frankfurt befeuerten die Kreditvergabe mit ihren historisch niedrigsten Zinsen. Den Spielraum nach unten hat die EZB eher nicht mehr, auch angesichts der konsequenten Zinserhöhung von der FED. Zieht also die EZB ihre geldpolitischen Zügel straffer an, während die Immobilienpreise weiter steigen, platzt die Blase sicher. Und die Geschichte belehrt uns: kommt es zu einer Immobilienkrise folgt darauf meist eine Rezession.
Was will die Europäische Kommission also wirklich mit ihren neuen Tricks erreichen? Die Antwort liegt auf der Hand: den großen Banken helfen, die EU-Wirtschaft noch mehr von den Banken abhängig machen und zusehen, wie die Bürger Europas verelenden.