Ein Blick in die Geschichte
Die Anfänge der Währungsunionen sind auf die Versuche der Vereinheitlichung des Münzstandards zurückzuführen. Kaiser Augustus vereinheitlichte erfolgreich die Münzen im Römischen Reich – über 400 Jahre wurden die Goldmünzen fast ausschließlich mit dem Siegel des römischen Kaisers geprägt. Der Machtverfall Roms, dessen Ursache unter anderem seine Multikulturalität und Multinationalität war, führte zur Desintegration des Staates und zur Verschlechterung des Münzwertes durch geringeren Anteil an Gold oder Silber. Die Zersplitterung des Münzenrechtes auf die regionalen Herrscher führte bis ins 19. Jahrhundert dazu, dass der Gewinn, der sich aus der Geldschöpfung aus dem Unterschied zwischen Metallwert und Produktionskosten und dem Wert der ausgegebenen Münzen ergab, nicht mehr nur einem Feudalherrscher zuteil wurde. Im 19. Jahrhundert entstanden für die Führungsschichten ganz neue Methoden der Geldschöpfung – allmählich wurde Papierstandard eingeführt. Der Papierstandard sollte nicht mehr auf der Gold- oder Silberparität stützen, sondern durch geeignete Politik der Notenbank, vor allem durch ihre Beeinflussung des Zinses gesichert werden. Im 19. Jahrhundert entstanden auch Währungsunionen, auf denen die Idee des Euro stützte. Alle scheiterten.
Die lateinische Währungsunion vereinheitlichte 1865 die Währungen in Frankreich, Italien, Belgien, Griechenland und der Schweiz. Ein französischer Franc entsprach einer italienischen Lira, die entsprach einem belgischen Franc, usw. Schuldenstaaten waren damals wie heute Griechenland und Italien. Auch die Ziele der Union ähnelten an die der heutigen Euro-Zone: sie sollte den Handel vereinfachen und die Länder auf den Weltmärkten konkurrenzfähiger machen. Zwar basierte der Wert der Münzen in der lateinischen Union auf einem festen Gold- bzw. Silberstandard, doch für das Papiergeld galt die Edelmetallparität nicht, so dass die Notenbanken der Mitgliedsstaaten so viel drucken konnten, wie sie nur wollten. Die hochverschuldeten Italiener und Griechen druckten also und druckten und kurbelten die Inflation nicht nur in ihren Ländern, sondern auch z.B. in Belgien an. Die nach Vorschrift geprägten Münzen durften nämlich in der ganzen Union frei zirkulieren. Da sich bisher relativ stabile Wertverhältnis zwischen Silber und Gold allmählich im neunzehnten Jahrhundert zu Ungunsten des Silbers änderte, kam vom Süden stets Zufluss von Silbermünzen zur Begleichung der Schuldverpflichtungen der südeuropäischen Staaten. Die Verpflichtung der Einlösung der Silbermünzen in Gold zu der offiziellen Parität führte im „Norden“ zu erheblichen Verlusten.
1893 wurde Griechenland insolvent und es entstand, ebenso wie heute, Europa zweier Geschwindigkeiten: die Wohlstandstaaten im Norden und die Schuldenstaaten im Süden. Franzosen und Belgier finanzierten Griechen und Italiener, da sie scheuten, dass sonst alle Münzen aus dem Verkehr hätten gezogen werden müssen. So wie heute existierte eine nicht funktionierende Union bis der erste Weltkrieg kam. Was muss auf uns zu kommen, damit der Wahnsinn des Euro unterbrochen wird?
Ebenso ging es mit der Skandinavischen Münzunion von 1872 – das verschiedene Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung in Dänemark, Schweden und Norwegen führte dazu, dass der Goldstrom nach Schweden floss. Die Union endete auch mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges, als die Einlöseverpflichtung aufgehoben wurde.
Ein Blick auf die Gegenwart
Die Kosten der Rettung der Banken während der letzten Finanzkrise übernahmen die Bürger. Später retteten Politiker mit Merkel an der Spitze Hand in Hand mit internationalen Bankiers Griechenland. Auch auf die Kosten der Bürger anderer EU-Länder. Was brachte es? Griechenland ist trotz der Maßnahmen der Troika eigentlich bankrott. Seine Schulden sind jetzt nämlich höher als vor der durch die Troika erzwungenen „Schuldenkürzung“, da das Land eigene Währung nicht hat, die sie abwerten und auf diese Weise mit ihren Schulden klarkommen könnte.
Die riesigen Summen, die nach Griechenland gepumpt wurden, schufen keine neuen Arbeitsplätze, keinen Konsum und folglich keine neuen Steuereinnahmen.
Die EZB entscheidet in der Euro-Zone über die Zinsen und die bleiben seit Jahren niedrig. In Deutschland führen die niedrigen Zinsen zur Ankurbelung des Immobilienmarktes, manche sprechen schon von einer Immobilienblase, Preise der Wohnungen und Häuser steigen, während Ersparnisse der Bürger sinken, da sie auf den Kontos und Anlagen bei der langsam aber sicher steigenden Inflation negativ de facto verzinst werden. Düstere Zukunft für die künftigen Rentner, wenn solche Verzinsung länger anhält. Ob die Einführung des Euro für die deutschen Bürger günstig war, bleibt also fraglich. Sie belebte die deutsche Wirtschaft, das stimmt.
Die Einführung des Euro machte aber gleichzeitig die südeuropäischen Wirtschaften weniger konkurrenzfähig. „Mit seiner Einführung haben die Südeuropäer den Anstieg ihrer Kaufkraft erkannt, der aufgrund der Tatsache, dass der Euro einen größeren Wert als ihre Nationalwährung hat, stattfinden konnte; die Einbildung einer besseren Kaufkraft, die der Euro schaffen konnte, hat die Südeuropäer dazu bewegt, den Import zu vergrößern, aber ebenfalls die Preise ihrer Waren steigen zu lassen (…) Die Wirtschaft Frankreichs und Italiens waren vor der Einführung des Euro jede ein Nettoexporteur und wurden zum Nettoimporteur, wohingegen Spanien, Portugal und Griechenland den Ausmaß ihres Handelsdefizits erweitert haben.“1)Hochverrat: Wie der Euro die Wirtschaft Südeuropas mit der Selbstzufriedenheit deren Führungsklasse ruiniert hat, Gefira.org, 19.11.2016.
Die Slowakei führte als das einzige Land der Visegrád-Gruppe den Euro ein. Die Folgen? „Acht Jahre nach der Einführung des Euro sind die Preise für Nahrungsmittel in der Slowakei zehn Prozent höher als in Tschechien oder Ungarn. Im Vergleich zu Polen seien sie sogar um ein Drittel höher. Obwohl die Löhne in der Slowakei sich bis 2014 dem tschechischen Schnitt angenähert hätten, sind sie mittlerweile wieder weit voneinander entfernt. Die Kaufkraft der Slowaken ist wegen der niedrigeren Löhne und der höheren Preise bedeutend geringer als die der Tschechen.“2)Slowakei wirtschaftlich trotz Euro hinter Tschechien, derstandard.at, 24.08.2017.
Zusammenfassend: Wir haben eine Währungsunion ohne gemeinsame Steuer-, Fiskal-, Sozial- und Verteidigungspolitik, die immer scheiterte und scheitert: Griechenlands Pleite, Brexit, Katalonien, hohe Arbeitslosigkeit in Italien, Spanien und in der Slowakei, um nur ein paar Desaster zu nennen. Die politische Union existiert auch nicht, sie ist eine Idée fixe, eine Fata Morgana kranker Gemüter der Brüsseler Bürokraten, die aus der Geschichte der Währungsunion nicht lernen und Fakten ignorieren.
Bibliographie:
Neuere Entwicklungen in der Geldtheorie und Geldpolitik, Bofinger, Kloeten, Ketterer, LIT Verlag Münster
Währungsdesintegration, Clemens Muth, Springer Verlag
References
1. | ↑ | Hochverrat: Wie der Euro die Wirtschaft Südeuropas mit der Selbstzufriedenheit deren Führungsklasse ruiniert hat, Gefira.org, 19.11.2016. |
2. | ↑ | Slowakei wirtschaftlich trotz Euro hinter Tschechien, derstandard.at, 24.08.2017. |