Amerikanische Medien berichteten in der letzten Woche, dass Japan China übertraf und zum Inhaber der meisten US-Bundesanleihen wurde. Es stimmt, wenn man jedes Land einzeln betrachtet. Wenn man sich aber die EU-Länder als einen Gläubiger ansieht, haben sie die größte Position an den Anleihen und zwar seit einem Jahr. Die Zahl der US-Bundesanleihen, die sich im Besitz der EU-Länder befinden, wird leider künstlich wegen einiger Steueroasen zu hoch angesetzt. Außerdem steht diese steigende Position an den amerikanischen Anleihen im Widerspruch zum globalen Trend: eher verkaufen als ankaufen.
Laut der letzten Daten des TIC‘s (Treasury International Capital System), besaß die EU im November 2016 die US-Bundesanleihen im Wert von 1.242 Milliarden Dollar, 9 Milliarden mehr als einen Monat früher. Die EU war einer der drei größten Gläubiger, die im November ihren Anteil an den Anleihen vergrößerten, während China und Japan weiterhin ihren Anteil reduzierten.
Die EU wurde im Februar 2016 zum größten Inhaber der US-Bundesanleihen, also vor beinahe einem Jahr. China besaß damals die Anleihen im Wert von 1252 Milliarden Dollar, um im November nur noch 1049 Milliarden zu haben, was einen Rückgang um 16% bedeutet. Wenn der Verkauf der Anleihen in solchem Tempo fortgesetzt wird, wird China von der EU übertroffen, deren Ansprüche gegenüber dem US-Finanzministerium momentan 922 Mrd. $ betragen.
Die Tatsache ist aber kein Grund zum Stolz. Die meisten Länder der Welt bauen ihren Anteil an amerikanischen Staatstiteln ab, die europäischen Länder, wie Irland oder Luxemburg, kaufen die dagegen weiterhin an. Zero Hedge bemerkt dazu, dass im November alle ausländischen Inhaber der US-Bundesanleihen insgesamt 70,8 Mrd. $ der Wertpapiere verkauften, mehr in einem Monat als je zuvor, wodurch ihr Gesamtbestand auf 3,771 Billionen $ sank, also deutlich unter den 4,117 Billionen ein Jahr früher.1)Foreign Central Banks Liquidate Record $405 Billion In US Treasuries As China Sells Most US Paper Since 2011, Zerohedge 2017-01-19.Die Tendenz ist also seit 2015 klar, trotzdem schwimmt Europa gegen den Strom.
Das Problem liegt in Steueroasen wie Irland, Luxemburg oder Großbritannien (Irland ist der drittgrößte Inhaber der US-Bonds, wenn es um einzelne Länder geht, kurz vor dem berühmten Steuerparadies: den Kaimaninseln). Die drei Länder machen 57% der Gesamtbestände der amerikanischen Staatsanleihen aus, die sich im Besitz der EU befinden, obwohl darunter nur Großbritannien eine dafür genug große Wirtschaft hat.
In den kommenden Wochen wird das Gefira-Team noch mehr zu dem Thema veröffentlichen. Wir werden uns bemühen zu erklären, warum Irland und Luxemburg dreimal so viel der US-Bundesanleihen als Deutschland besitzen (Deutschland hat zur Zeit 84 Mrd. $ in den Papieren, ebenso viel wie Russland).
Wir empfehlen ebenfalls unsere letzte Ausgabe des Gefira Anticipation Bulletins, wo wir erläutern, warum so starke Aufstockung des Umfangs der US-Staatsanleihen gefährlich für die finanziellen Stabilität Europas ist, insbesondere im Kontext der wirtschaftlichen Probleme Chinas und dem enorm großen Derivatenbestand der größten Banken, darunter auch der europäischen, z.B. der Deutschen Bank.
References
1. | ↑ | Foreign Central Banks Liquidate Record $405 Billion In US Treasuries As China Sells Most US Paper Since 2011, Zerohedge 2017-01-19. |