In den nächsten einigen Jahrzehnten wird die Demografie über das Schicksal der Welt entscheiden. 2045 wird das Jahr sein, in dem, so sieht es U.S. Census Bureau voraus, die Weißen zur Minderheit in ihrem eigenen Land werden. Eine ähnliche Erscheinung ist auch in Europa zu sehen. In den achtziger Jahren begann man auf den beiden Kontinenten die ursprünglich ethnisch einheitlichen Gesellschaften in die multiethnischen und multikulturellen umzugestalten, was einen dramatischen Zuwachs der lateinamerikanischen Minderheit in den USA und eine Migrantenwelle aus Afrika und Asien in Europa mit sich brachte. Die Kreise der Intellektuellen und die Eliten waren dabei überzeugt, dass fremde ethnische Gruppen, die nach Europa und in die USA kommen, sich innerhalb von zwei, drei Generationen, in der Menge der Einheimischen auflösen, die besseren westlichen Werte annehmen und die westlichen Gesetze befolgen werden, weil – so behauptete man – sie universell seien.
Zurzeit erreicht aber die einheimische Bevölkerung in Europa ihren zahlenmäßigen Höhepunkt, dem aber gleich ein Rückgang folgen wird, der schon in Russland und Polen zu merken ist. Die Bevölkerung von Holland und Deutschland verzeichnet einen Zuwachs nur infolge des hohen Fruchtbarkeitsindexes der zweiten Generation der Migranten. Schlagartig (aus der geschichtlichen Perspektive) wird sich die Bevölkerung Europas zu einer ethnischen Mischung umwandeln, so wie es in Brasilien und Indien der Fall ist.
Der bisher nie gesehene Aufstieg des Front National, Unruhen in den Pariser Vorstädten, die erste türkische Partei im niederländischen Parlament, der islamische Terrorismus, die Bewegung Black Lives Matter in den USA und die unendlichen Wortgefechte zwischen Befürwortern und Gegnern des Multikulti, zwischen Weißen und Farbigen, zwischen Muslimen und Christen in den westlichen Medien sind nur ein Anzeichen eines größeren Problems. In Hinsicht darauf soll man noch mit vielen bösen Überraschungen rechnen.
Diese weitgehenden demografischen Wandlungen betreffen doch nicht nur Europa. Die Bevölkerung Afrikas wird mit dem jetzigen Tempo wahrscheinlich bis 2100 wachsen und übersteigt schon jetzt die Bevölkerung Europas, und Indien wird bevölkerungsreicher als China. Seine Population wird 2030 den Höhepunkt erreichen. 2100 wird 40% der Gesamtweltbevölkerung auf dem Schwarzen Kontinent leben, wobei ihr Anteil am Welt-BIP kaum 2% betragen wird.
Deutlich mehr Menschen werden in Afrika und Südasien als in Europa oder Nordamerika wohnen. Neoliberale Wirtschaftswissenschaftler sind der Meinung, dass alle Menschen gleich, also ersetzbar seien, unabhängig von ihrer Rasse, Geschichte und von ihrem Glauben, so gäbe es keinen Grund zu zweifeln, dass Afrikaner so arbeitsam wie Japaner oder so effizient wie Deutsche werden können. Wenn das stimmt, dann werden die schrumpfenden europäischen Gesellschaften Europas, Japans, Amerikas und Asiens von jungen, schwungvollen Männern und Frauen aus Afrika ersetzt, die (so behaupten die genannten Wirtschaftswissenschaftler) die blühende Wirtschaft der Länder übernehmen und beherrschen würden.
Es genügt doch ein Blick auf die Lebensverhältnisse in den amerikanischen Städten, in Haiti, in den afrikanischen Ländern, wo der Anteil der schwarzen Bevölkerung hoch ist, um solche Hoffnungen nicht für bare Münze zu nehmen. So steht unser Redaktionsteam dem neoliberalen Optimismus kritisch gegenüber. Die Geschichte des Schwarzen Afrikas begannen vor etwa einhundert Jahren die europäischen Kolonialherren niederzuschreiben, was beweist, dass das historische Bewusstsein der Afrikaner von den Europäern gestaltet wurde, ganz geschwiegen von der afrikanischen Wirtschaft, die nach wie vor von der technischen und finanziellen Unterstützung aus Europa und China abhängig ist. Die kommenden demografischen Wandlungen werden mit ethnischen Spannungen resultieren und die Weltwirtschaft immens beeinflussen.