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Kataloniens Unabhängigkeit wird Spanien in eine neue Schuldenkrise stürzen

Was passiert mit Spanien, wenn Katalonien sich abspaltet? Hinsichtlich der Kriterien der Schuldenbelastbarkeit, die vom Vertrag von Maastricht vorgeschrieben werden, wird das die nächste Krise in der Eurozone bedeuten. Eine noch größere Bedrohung für Staatsfinanzen resultiert aus der Tatsache, dass Spaniens Wachstum seit zwei Jahren gut 3% des BIPs beträgt. Nach einigen verlorenen Volksabstimmungen in den letzten Jahren, scheint Katalonien sein Ziel erreichen zu können. Was würde die Unabhängigkeit im Lichte des Vertrags von Maastricht bedeuten?

Staatsschuldenquote

Im Vertrag von Maastricht wird die Staatsverschuldung in Höhe von 60% des BIPs erlaubt. Bis 2007 betrug sie in Spanien 39%, um nach der Finanzkrise die jetzigen 99,4% zu erreichen. Kataloniens Abspaltung kann zweierlei erfolgen:

  • Katalonien akzeptiert die Übernahme eines Teiles der spanischen Schulden, da es vom Staatsbudget finanziert wurde;

or

  • Katalonien übernimmt keine spanischen Schulden.

Im ersten Fall ginge es harmlos, da Katalonien die spanischen Schulden proportional zu seinem Anteil am BIP (etwa 20%) übernähme. Weil die Staatsverschuldung Spaniens zurzeit 100% des BIPS beträgt, ist es leicht zu berechnen, wie viel das Land kosten würde.

 

Quelle: Statista.

Im zweiten Fall käme es zu einer Katastrophe. Ohne Katalonien würde das BIP Spaniens um 20% niedriger und müsste für die Bedienung der Gesamtverschuldung ausreichen.Von einem Tag auf den anderen würde die Proportion der Staatsverschuldung zum BIP von 99.4% auf 124% steigen.

Verhältnis des Defizits zum BIP

Der Vertrag von Maastricht bestimmt das Verhältnis von 3% als eine Obergrenze. Infolge der Finanzkrise wurde die Grenze von Spanien deutlich überschritten – das Verhältnis erreichte 2011 11%. 2016 waren es 4.5%. Hier stellt sich die Frage, wie hoch das Einkommen Spaniens ist, wenn man davon die Ausgaben für die autonome Provinz abzieht. Katalonien behauptet, es seien 11.1 Milliarden Euro, Spanien dagegen spricht von 8.5 Mrd. €.1)Catalonia referendum: Does the region want to leave Spain?, BBC 2017-09-25.Sowieso hätte die spanische Regierung ein Loch von 8.5 oder 11.1 Mrd. €, weil das Defizit Ausgaben minus Einkommen sind. Im vorigen Jahr betrug das Verhältnis des Defizits zum BIP 4.5%, also etwa 50 Mrd. €. Mit der Loslösung Kataloniens, angenommen das Loch würde etwa 10 Mrd. € betragen (ein Durchschnitt aus der Berechnungen von Barcelona und der von Madrid), stiege das Defizit Spaniens bis auf 60 Mrd. €,2)Verhältnis des Defizits zum BIP beträgt 4.5%.(siehe Schaubild), BIP beträgt etwa 1113 Milliarden. Wenn Defizit/BIP = 4.5, dann Defizit/1113 = 4.5%. Wenn man die Gleichung also umkehrt: Defizit = 1113/100×4.5 = 50 (das jetzige Defizit in Milliarden Euro, nicht in Prozent). 50+10 (die fehlenden Einkommen wegen der Abspaltung Kataloniens) =60.und das BIP würde um 20% schrumpfen. Die Folge? Das Verhältnis des Defizits zum BIP würde 6.7% betragen, so viel wie im Jahre 2013.

Fazit

Im schlimmsten Szenario würde die Staatsverschuldung Spaniens 124% des BIPs betragen und stiege weiter wegen des Defizits von 6,7% an. Um das Defizit wieder zu senken, bräuchte man 4 bis 5 Jahre. Die Europäische Union würde sicherlich auf die mögliche Pleite Spaniens mit weiteren Sparprogrammen reagieren. Bemerkenswert ist dabei, dass Spanien sich zwar in den letzten zwei Jahren dank Maßnahmen der Regierung erholte(Arbeitslosigkeit sank mit der höheren Flexibilität des Arbeitsmarktes durch Möglichkeiten der Teilzeitbeschäftigung), aber die Einkommensungleichheit wurde größer:3)IMF: Spain’s richest 20% earn seven times more than poorest 20%, El Pais 2017-01-31.OECD deutet darauf hin, dass die Arbeitsproduktivität und die Löhne der Teilzeitbeschäftigten niedrig sind; die Unsicherheit, die solche Form der Einstellung mit sich bringt, fördert die Produktivität und somit die Lohnerhöhung nicht. Die Armen bleiben arm und die Reicher werden noch reicher, die Kluft zwischen beiden Gruppen wird immer größer.4)Why Is Spain’s Recovery Not Reaching Wage Earners?, The Corner 2017-03-15.

Steigerung des BIP und der Beschäftigung mithilfe der Teilzeitjobs hat nur eine Folge (und zwar überall im Westen): den Untergang der Mittelschicht. Die Unabhängigkeit Kataloniens könnte der letzte Sargnagel sein: entweder geht Spanien pleite, oder wird zu noch mehr drastischen Sparprogrammen gezwungen, was mit einer Revolution der Verarmten enden kann.

References   [ + ]

1. Catalonia referendum: Does the region want to leave Spain?, BBC 2017-09-25.
2. Verhältnis des Defizits zum BIP beträgt 4.5%.(siehe Schaubild), BIP beträgt etwa 1113 Milliarden. Wenn Defizit/BIP = 4.5, dann Defizit/1113 = 4.5%. Wenn man die Gleichung also umkehrt: Defizit = 1113/100×4.5 = 50 (das jetzige Defizit in Milliarden Euro, nicht in Prozent). 50+10 (die fehlenden Einkommen wegen der Abspaltung Kataloniens) =60.
3. IMF: Spain’s richest 20% earn seven times more than poorest 20%, El Pais 2017-01-31.
4. Why Is Spain’s Recovery Not Reaching Wage Earners?, The Corner 2017-03-15.

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