Manche behaupten, dass Polen in den achtziger Jahren dem sowjetischen System, das in Mitteleuropa herrschte, einen Todesstoß versetzte. Der Zündfunke wurde damals von einem religiösen Ereignis entfacht: vom Besuch des polnischen Papstes Johannes Pauls des Zweiten in seiner Heimat. Heute sorgt ein anderes Ereignis für die Aufmerksamkeit vieler tausender Menschen. Wird Polen auch die Europäische Union zu Grunde richten?
Etwa einhundert Menschen am Fuße Riesengebirges im Süd-Westen von Polen. Die Grenze zu Tschechien hinter den Gipfeln ist von hier vielleicht ein Kilometer entfernt. Die Menschen, die sich hier versammelt haben – jung und alt, Frauen und Männer, Familien und Alleinstehende, mit verschiedenen Berufen und Lebensläufen – beten den Rosenkranz und wiederholen zweihundert MalAve Maria, und verflechten das Gebet noch mit Vater Unser und kurzen Meditationstexten. Das ganze Ereignis dauert gut zwei Stunden, im Freien, in einer romantischen Umgebung mit Wald, am Fuß der Berge.
Die Gruppe ist kein Einzelfall. Es existieren etwa rund 4000 solcher Gruppen rund um Polen und versammeln sich die 3500 Kilometer lange Grenze entlang. Den Gruppen gehören mindestens eine Million Katholiken an: Männer, Frauen und Kinder. Die Zahl ist nur eine Grobschätzung der Medien, die der katholischen Kirche gerade nicht wohlwollend gegenüberstehen. Die Gebet-Aktion wurde viel früher von bekannten Sportlern, Entertainern und Politikern unterstützt, die sich auch selber daran beteiligten. Die Ministerpräsidentin Polens Beata Szydło, deren Sohn Priester ist, äußerte ihre Unterstützung dafür auf Twitter. Die Menschen beteten im Freien, in Kirchen und Kapellen, auf den Berggipfeln, an Stränden und sogar auf den Decks der Boote und Schiffe.
Karte von der Website rozaniecdogranic.pl/mapa zeigt Treffpunkte für die Menschen, die an Gebeten teilnehmen wollen. Jeder, der sich anschließen wollte, konnte sich den ausgewählten Punkt an der Grenze vergrößern und da anmelden. Auf derselben Website gibt es auch Aufnahmen bekannter Schauspieler und Journalisten, die die Aktion unterstützen.
Worum beten die Menschen? Um Polen und die ganze Welt. Warum beten sie an Grenzen? Sie versammelten sich da, um vom Gott im Himmel den Schutz ihres Landes zu erbitten. Schutz? Wovor?
Offiziell vor Plagen der modernen Welt: vor dem Terrorismus, Krieg, Zerfall der Moral und vor der wuchernden Abtreibung, vor der Zerstörung der Familie und vor dem Angriff auf die Rollen der Geschlechter in der Gesellschaft. Die tieferliegende Absicht der Gebete ist die Bitte darum, dass Polen nicht das Schicksal der westeuropäischen Länder teilt, die von Fremden überflutet werden und dem ethnischen Austausch und dem daraus resultierenden sozialen Chaos ausgesetzt sind. Deswegen versammelten sich die Menschen die Grenzen entlang.
Das gefällt den westlichen und linksorientierten polnischen Medien nicht. Sie finden die Aktion ‘kontrovers’,1)Poland Catholics Pray Along Border in Controversial Event Seen as Anti-Muslim, Newsweek 2017-10-07; Poland Catholics hold controversial prayer day on borders, BBC 2017-10-07.und bezeichnen die Teilnehmer als islamophobisch.2)150.000 Katholiken beten an Polens Grenze, Welt 2017-10-07; Umstrittene “Rosenkranz”- Aktion in Polen, tagesschau.de 2017-10-07.Es trifft sich nämlich so, dass die Aktion am 7. Oktober stattfand, am Jahrestag der Schlacht von Lepanto aus dem Jahr 1571, wo die Länder der Heiligen Liga die osmanische Flotte schlugen, die Europa bedrohte.3)Polen erinnern sich auch an die Schlacht am Kahlenberg aus dem Jahre 1683, als Wien durch polnische Entsatzarmee unter Johann Sobieski gerettet wurde; im Internet ist ein Abbild des Königs zu finden mit der Unterschrift: zu meinen Zeiten versohlten wir den Horden der Muslime den Arsch, statt ihnen Sozialgeld zu gebenDie Medien außerhalb des Mainstreams äußern Begeisterung und Erstaunen.4)Grenzschutz mit dem Rosenkranz, Civitas Institute 2017-09-26; Hundreds of thousands pray rosary at Polish border, Catholic Herald 2017-10-08.
Es scheint, dass Polen ihre eigene Vorstellung davon haben, wie ihr Land aussehen soll und von der Idee der ethnischen Bereicherung nicht begeistert sind, die ihnen von der EU aufgezwungen wird. Der Westen stellt es in den Medien als eine Sensation dar, wenn in Moskau ein paar Menschen zusammenkommen, um gegen die Politik des Präsidenten Putin zu demonstrieren, und auf die tausenden von Polen schaut er mit Verachtung herab. 1956 warf Ungarn, 1970 die Tschechoslowakei und 1980 Polen den Fehdehandschuh dem sowjetischen System in Mitteleuropa hin. Wird wieder das Triumvirat aus Polen, Tschechien und Slowakei, sowie Ungarn (den Ländern, wo sich jeder gegen den durch die EU realisierten ethnischen Austausch wehrt) zum Ende der EU beitragen?
Rosary on the borders, YouTube 2017-10-07.
References
1. | ↑ | Poland Catholics Pray Along Border in Controversial Event Seen as Anti-Muslim, Newsweek 2017-10-07; Poland Catholics hold controversial prayer day on borders, BBC 2017-10-07. |
2. | ↑ | 150.000 Katholiken beten an Polens Grenze, Welt 2017-10-07; Umstrittene “Rosenkranz”- Aktion in Polen, tagesschau.de 2017-10-07. |
3. | ↑ | Polen erinnern sich auch an die Schlacht am Kahlenberg aus dem Jahre 1683, als Wien durch polnische Entsatzarmee unter Johann Sobieski gerettet wurde; im Internet ist ein Abbild des Königs zu finden mit der Unterschrift: zu meinen Zeiten versohlten wir den Horden der Muslime den Arsch, statt ihnen Sozialgeld zu geben |
4. | ↑ | Grenzschutz mit dem Rosenkranz, Civitas Institute 2017-09-26; Hundreds of thousands pray rosary at Polish border, Catholic Herald 2017-10-08. |