Warum sind viele Stadtteile so hässlich? Warum ließ sich die EU von Kommunisten inspirieren?
Die Geschichte der europäischen Nachkriegsurbanistik mit ihrer Faszination über Le Corbusier zeigt wie oft die Gestalter unseres Lebensraumes entfremdet waren. Ebenso ging es mit den EU-Politikern vor – sie übernahmen die Ideen der Kommunisten, und zwar buchstäblich und kritiklos. Beide – die Architekten und die Gestalter unserer europäischen Gesellschaften wollten eine schöne neue Welt schaffen, sie machten aber die alte schöne Welt kaputt und tun das bis heute.
Der Vater der Plattenbauten und –siedlungen, der schweizerische Architekt Le Corbusier hat es eigentlich nicht böse gemeint – seine Gebäude sollten quadratisch, praktisch und gut sein. Die Ritter-Sport-Romantik sieht man doch in den heutigen Vorstädten Paris (den No-Go-Zones) oder in den meisten Siedlungen der mittel- und osteuropäischen Städte gar nicht. Die sozialistischen Stadtplaner waren über Le Corbusier fasziniert und entwarfen ganze Städte nach seinen Ideen. Rund um die wunderschönen Altstädte in Polen, Tschechien, Bulgarien, Rumänien entstanden monotone, hässliche Siedlungen für die Arbeiterklasse, Brennpunkte für soziale Probleme. Die Bewohner der Pariser und der anderen Vorstädte Westeuropas, der Plattenbauviertel, die ursprünglich auch von Arbeitern bewohnt wurden, werden langsam von Migranten, Arbeitslosen und Sozial-Unfähigen verdrängt. Sie fühlen sich da gut – eben in solcher architektonischen Struktur können sie sich vom Rest der Gesellschaft in ihrem Ghetto abgrenzen. Dort können sie ihrem Lebensstil huldigen, der für die Gesellschaft keinen Wert schöpft.
So wie das architektonische Bild vieler europäischer Städte nicht nach gut überlegten Konzepten entstand, so war auch der Rahmen für das Programm der Europäischen Gemeinschaft der Nachkriegszeit nicht neu und kreativ. Der Architekt der europäischen Integration war nämlich der verbitterte italienische Kommunist Altiero Spinelli (und nicht etwa Robert Schuhmann, was in der EU-Propaganda zu hören ist). In seinem Manifest von Ventotene, das 1941 verfasst wurde, lesen wir, dass die europäische Integration durch Aufhebung und Abschaffung der einzelnen Nationen vorgehen soll. Sie solle also nicht als der Prozess einer langen Zusammenarbeit und Kompromissfähigkeit zwischen den Nationen verstanden werden: „Die erste Aufgabe, die angepackt werden muss und ohne deren Lösung jeglicher Fortschritt auf dem Papier bleibt, ist die endgültige Beseitigung der Grenzen, die Europa in souveräne Staaten aufteilen“.1)Das Manifest von Ventotene, CVCE.Die Breschnew-Doktrin, die in der Reaktion auf Prager Frühling auftauchte, lautete: „Die Souveränität der einzelnen Staaten findet ihre Grenze an den Interessen der sozialistischen Gemeinschaft“. So wie Breschnew die Ideen Spinellis in die Tat umsetzte, tun das auch heute angesehene „moderne“ linke Politiker wie Martin Schulz. Am SPD Parteitag im vorigen Jahr kündigte er an, dass die Europäische Union bis 2025 sich in die Vereinigten Staaten von Europa mit einem gemeinsamen Verfassungsvertrag umwandeln solle. Die EU-Mitglieder, die dieser föderalen Verfassung nicht zustimmen würden, müssten dann automatisch die EU verlassen.2)Schulz will Vereinigte Staaten von Europa bis 2025, Zeit Online 2017-12-07.Und die Delegierten klatschten so wie Genossen von Breschnew (wohl nicht vor Angst?). Radikale Ideen, oder?
Le Corbusiers Ideen waren auch radikal, zu radikal für seine Zeitgenossen. In der französischen Hauptstadt, für die er von 1912 bis 1960 entwarf, wollte er ganze alte Stadteile abreißen. Zum Glück wurden seine Pläne nicht realisiert, er beeinflusste doch nachhaltig die Architektur der Nachkriegszeit. In seinem Entwurf der Modernen Stadt (Ville Contemporaine) stehen im Zentrum der Stadt kein Dom und kein Rathaus, sondern glänzende Hochhäuser für Geschäftsleute – die Mittelpunkte moderner Metropolen sollten nun mit Geld atmen, und nicht mehr das Herz des geistlichen und weltlichen Lebens sein, was von der Antike bis zum XIX. Jahrhundert selbstverständlich war. Die Charta von Athen, die Ideen Corbusiers als maßgebend für europäische Stadtplaner festsetzte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum dominierenden Trend in der Gestaltung europäischer Städte. Besonders die Trennung der Funktionen in den Städten – Bezirke für Arbeit, Unterhaltung und Erholung wurden durch breite Alleen und menschenlose Autobahnen separiert, brachten die Dehumanisierung des Stadtlebens mit sich, besonders in den Schlafvierteln.
Infolgedessen flohen immer mehr Menschen wegen der sich verschlechternden Lebensqualität (soziale Verhältnisse, Luftverschmutzung, etc.) aus den Zentren der europäischen Metropolen in die weiten Vorstädte, wo sie noch in einer Umgebung, deren Einfamilienhäuserstruktur an die alten guten Kleinstädte erinnern ließ, relativ gut leben konnten. Die Zentren wurden nun tagsüber sicher, abends trauten sich immer wenigere dahin, sowie in die Corbusierschen neue Viertel voller Blocks und Gesocks.
In jedem System, in dem zwei Mächte parallel regieren, entsteht Chaos. In der EU regieren gleichzeitig die noch teilweise souveränen Regierungen und die EU-Kommission. Nach den ersten Wahlen zum EU-Parlament im Jahre 1979 begann das Kaputtmachen der einheitlichen Rechtssyteme der souveränen europäischen Länder durchs Aufzwingen der EU-Richtlinien und –Gesetzte und die Verschiebung der Macht nach Brüssel. Der Prozess begann, weil eben bei diesen Wahlen nicht die Abgeordneten aus den einzelnen Ländern, sondern Kandidaten gewählt wurden, die nur im EU-Parlament sitzen sollten. Sie durften nun Gesetze verabschieden, die mit dem Recht in ihren Heimatsländern widersprüchlich wurden.
So wie de Gaulles EU-Integrationspolitik nur im Rahmen der souveränen Staaten mit seinem Tod nicht mehr populär wurde, so wurden auch in der Architektur die Ideen populärer, die bei den Kommunisten Beifall fanden. Als 1984 die Befürworter des Manifestes von Ventotene in Volksabstimmungen über das gemeinsame EU-Grundgesetz in den einzelnen Ländern scheiterten, ließ François Mitterrand daran weiterarbeiten, wodurch er Ideen de Gaulles verriet. Infolge seiner Bestrebungen wurde der Vertrag von Maastricht unterzeichnet, der ein Ziel formulierte – die Abschaffung der souveränen Staaten und die Entstehung des gemeinsamen europäischen Staates.
Der Höhepunkt des Corbusierschen Modernismus war der sog. Brutalismus – die Faszination durch rohes Beton führte zur Entstehung hässlicher Klötze in ganz Europa.
Wir, Europäer, wollen keine Plattenbaukultur mehr. Wir wollen keine genialen Architekten wie Riccardo Morandi mehr, der die Todesbrücke von Genua entwarf. Wir wollen auch keine politischen Klötze von Macron und Schulz&Co, die Spinellis Plan fortsetzen. In der Architektur entwickelte sich seit der 70-er in Reaktion auf Le Corbusiers Wahnsinn der Neue Urbanismus. Sein Vater war der Luxemburger Architekt Leon Krier, der eine klassische Konstruktion einer modernen Stadt anstrebte. Wir hoffen, dass so wie sich in der Architektur auch in der Politik eine Bewegung in ganz Europa entwickelt, die dem linken Wahnsinn ein Ende setzen wird.
References
1. | ↑ | Das Manifest von Ventotene, CVCE. |
2. | ↑ | Schulz will Vereinigte Staaten von Europa bis 2025, Zeit Online 2017-12-07. |
Ein Kommentar auf “Le Corbusier und Spinelli”
Auch die heutigen von Immobiliengeldmaschinen mittels CAD (Compute Aid Design) schnellstens geplanten und hochgezogenen Wohngebäude, zumeist als “urban und lebensfreundlich” angepriesen, sind Produkt unserer Zeit.
Massen von anonymen Hausbewohnern teilen sich Häuser, bzw. Wohnungen die an Sterilität kaum mehr zu toppen sind. Dass die Köpfe dieser Menschenmassen nicht auch bereits rechtwinklig geworden sind, kann einem wundern.
Der RECHTE WINKEL (d.h. 90°) feiert seit Generationen seine ungestörte Ausbreitung. Toiletten-, Lavabo-Schüsseln, Küchenwaschbecken und Haushaltgeräte jeder Art folgen artig dem Diktat des sich einer Seuche ausbreitenden RECHTEN WINKELS. Wohl unter dem verflixten Motto: “Time is money”!
Deshalb ist es jedes Mal eine Wohltat, z.B. die Stadt Paris bei einem “Pastis” oder Glas “Bordeaux” die grossartigen Boulevards mit ihren immer noch prachtvollen Jugendststil-Häuserfronten anzusehen.
Gut existieren wenigsten diese noch.