Der europäische Blickwinkel. Auf dem Weg in die Welt von Morgen.




Der Krach an der Wallstreet wird die Inflation stoppen

Die Fed wird den Markt diesmal nicht retten.

Die Fraktalen, die sich wiederholenden Strukturen. Die Symmetrie in der Zeit oder in dem Raum. Die Geschichte und die Schlussfolgerungen, die wir daraus ziehen. Mathematik in der Preisentwicklung. Die Ignoranz gegenüber der Geschichte, der Preisentwicklung und den Erfahrungen der Generationen, die langsam nur den Erinnerungen gehören. Die heutige Ignoranz gegenüber der Mathematik und ihrer Rolle in der Preisbildung dessen, was wir alltäglich kaufen. Die Geschichte der Börse. Die Kurse, ihre mühsame Beobachtung, die in Japan vor 300 Jahren begann und zu der Einführung der Derivate führte, die noch heute den meisten Europäern fremd sind. Die Situation auf den Börsen, die, wie man es sagt, die nächste Zukunft blitzschnell widerspiegelt (vor allem dank den modernen Algorithmen und dem computergesteuerten HFT-Trading) und auf die erst kommenden (!) Ereignisse jetzt reagiert…

Werfen wir einen Blick auf die Geschichte der letzten Jahre und die aktuelle Situation.

Die US-Notenbank spielte seit Jahren den Milliardären von der Wallstreet in die Hände: Jedes Mal, wenn es zu einem Einbruch der Aktienkurse um etwa 20% kam, kam der Money-Helikopter mit Dollar zur Rettung der Assets. Diese magischen 20% des freien Falls von Allzeithochs sollten nämlich für die meisten Analytiker und Wirtschaftswissenschaftler den Beginn einer Baisse bedeuten. Kam es zu Turbulenzen auf dem Aktienmarkt, wurden sofort immer neue glänzende Maßnahmen verkündigt: Anleihen angekauft, Zinsen gesenkt, das aus dem Nichts gedruckte Geld in die Adern des Bankensystems gepumpt. Wieso eine so heftige Reaktion? 55% der Ersparnisse der künftigen US-Rentner sind in riskanten Assets wie Aktien, vor allem durch das Programm 401(k)*, das ein Steuerschild für die US-Bürger ist, angelegt. Deswegen muss die FED und die US-Regierung sehr auf den Aktienmarkt aufpassen. Schon Alan Greenspan hat zuerkannt, dass das Niveau der Aktienindizien den Stand der Wirtschaft bestimmt, nicht umgekehrt. Wenn der amerikanische Rentner jeden Monat einen Auszug aus seinem Konto erhält und sieht, dass er immer mehr Geld hat, kauft er sich vielleicht ein neues Auto, ein Häuschen in Florida, oder leistet mindestens einen Trip nach Vegas. Wenn das nicht der Fall ist, sinkt die Nachfrage in dem Land, wo das Konsum für das 70% des BIPs verantwortlich ist, und die Wählerschaft der gerade regierenden Partei geht verloren.

Ein durchschnittlicher Amerikaner gewann in der Tat jedoch kaum an der milden Leitzinspolitik der Fed: Zwar konnte er in den letzten 13 Jahren der „ewigen“ Hausse mit Billigkredit üppig leben und die Dividenden auf seinem Rentnerkonto kassieren, doch gleichzeitig sank seine Einkaufskraft wie die Titanic zusammen mit dem schwächenden Dollar. Das Geld war und ist bei den Banken, nicht bei dem Volk. Die Wähler Trumps haben das kapiert und werden in der Zukunft sich wohl verstärkt mit ihren sozialen Forderungen wie die LKW-Fahrer in Kanada vor ein paar Monaten zum Wort melden. A apropos der US-Unter- und Mittelschicht, die mit ihren während der Corona-Krise aus dem Nichts erschaffenen Transfers von über gut 1200 Dollar pro Kopf pro Monat angeblich nichts außer gesteigertem Konsum anfangen konnten: Der durchschnittliche Herr Schmidt aus Kentucky und Arizona flüchtete, wenn er schlau genug war, vor Cash, gab nicht alles aus, investierte in Aktien, REITs (Real Estate Investment Trust), Unternehmensanleihen und andere riskante Assets wie Kryptowährungen, auch wenn nicht bewusst und persönlich, dann passiv und unbewusst als beitragszahlender Mitglied der Rentenfonds, die das für ihn machten. Die Blase auf dem Markt wuchs so zu den nie gesehenen Ausmaßen.

Nun ist die größte Blase, Nasdaq, im Moment des Schreibens von ihren Allzeithochs 30% nach unten gestiegen, wovor wir übrigens mehrmals in unseren Bulletins gewarnt haben. Von Powell ist kein Mucks zum Thema Lockerung der Geldpolitik zu hören. Was für eine Wende! Die Investoren hören nun nur ihm zu, saugen seine Worte wie ein Schwamm auf, als wären sie eine bare Münze, in der Hoffnung, dass die Fed angesichts der fallenden Aktienkurse doch seine Geld- und Zinspolitik wieder lockern und die ewige Hausse garantieren wird, doch er will ständig, unberührt von den Umständen, seine Geldpolitik straffen. Warum? Vielleicht sieht er auch fraktale Ähnlichkeit mit dem letzten großen Crash von 2008, als der Krach an der Wallstreet bei der Dämpfung der Inflation verhalf. Vergleichen Sie bitte nur die Ausschnitte aus der Preisentwicklung von S&P um 2008 und heute, zusammengestellt mit der Inflation.

Und wenn Sie Fraktale (oben als Rechtecke markiert, unten als Schwenkungen von Hochs zu Tiefs innerhalb Monaten markiert) mögen, gibt auch die Graphik einen Ansporn zum Umdenken. Der Börsencrash von fast 100 Jahren und die heutige Preisentwicklung des US-Aktienmarktes sehen (zu) ähnlich aus. 

Die kleinen Investoren kaufen weiter, die großen haben sich schon längst zurückgezogen. Die US-Unternehmen sitzen auf dem Cash, die Corona-Zeit hat die Investitionen der Unternehmen gestoppt. Das Bargeld wird in der Zukunft brennen. Werden es die Unternehmen und die kleinen Fische nach dem kommenden großen Reset wieder in Aktien investieren? Gibt es wirklich keine andere Wahl?

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