Der europäische Blickwinkel. Auf dem Weg in die Welt von Morgen.




Der Kampf gegen Bargeld geht weiter

Menschen übernachten vor Geldautomaten mit der Hoffnung, dass da Geld gebracht wird und sie es endlich nach vielen Stunden Schlange stehen abheben werden können. Manchmal kommt es zu den Schlägereien, auch unter denjenigen, die vor den Banken warten. Die Spannungen erreichen ihren Höhepunkt. Filialen werden in Brand gesetzt und Menschen in ganzem Land gehen auf die Straßen…

Szenen aus Zypern 2013? Von wegen. Nigeria, Laos, April dieses Jahres. Alte Geldscheine waren im Februar ungültig gemacht worden und seitdem wurden keine neuen gedruckt, nur die alten von der Zentralbank vom Markt gesammelt und vernichtet. Gleichzeitig führte man digitale Währung der Zentralbank (CBDC) ein, die vom Volk überhaupt nicht akzeptiert wurde. Über 200 Mio. Menschen wurden über die Nacht ihres Geldes beraubt. Fast niemand wollte mit der neuen E-Währung (genannt eNaira) bezahlen und Transaktionen abwickeln. Tausende gingen in kurzer Zeit pleite. Es kam zu paradoxer Situation, dass man in dem Land, das einer der größten Erdölproduzenten in der Welt ist, kein Benzin mehr an den Tankstellen zu kaufen war.

Nigeria mit seinen 22o Mio. Menschen hat schon längst Südafrika überholt und ist die größte Wirtschaft Afrikas. Es ist ein Land mit riesigen Rohstoffressourcen und einem Entwicklungspotenzial, das afrikanische Mentalität und überall präsente Korruption zunichtemachen. Man kann sagen, dass es ein reiches Land armer Menschen ist, denn fast das ganze Kapital ist in den Händen der Politiker. Einer von ihnen, der Chef der Nigerianischen Zentralbank Godwin Emefile sagte in Davos, dass sein Land bald bargeldlos sein werde und siehe da wie das mit Blut auf der Straße endet. Kaum zu glauben ist es, dass in einem Land, wo 32% der Menschen Analphabeten sind, wo die meisten Menschen keinen Zugang zur Elektrizität haben, die Idee der Digitalwährung von unten kommt, dass die Schamanen sie den einfachen Menschen ins Ohr geflüstert hatten. Nein, die kommt von oben und von außen. Die Länder der Dritten Welt waren immer ein Übungsplatz für westliche Eliten, die Grundwurzelbewegung der neuen, autoritären Welt ohne Bargeld sind. Diesmal testen sie, in wie weit und wie schnell sie im Stande sind, ihre Ideen umzusetzen.

Zum Schluss ist daran zu erinnern, dass der völlige Übergang zum Bargeld, die Bürger gläsern machen würde. Die Zentralbanken könnten das digitale Geld reglementieren, und zwar je nachdem, wie ihnen ein Bürger gefallen würde. Es könnte auch sein, dass die Gültigkeit des Geldes zeitlich begrenzt würde und nur für bestimmte Zwecke ausgegeben sein könnte. Elektronisch lässt sich das leicht organisieren. Wie peinlich wäre das für die Deutschen, die zu 58% bar bezahlen. Nigeria wurde bisher in Afrika auch „cash king“ genannt.

Die virtuelle Welt bedroht die physische Welt. Mehr dazu in Gefira 73.

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