Der Konflikt zwischen Israel und Hamas ist gut für Russland. Als israelische Armee im Gaza-Streifen ihre Operation begannen und Huthi im Gegenzug die Containerschiffe im Persischen Golf anzugreifen begannen, stiegen die Transporte durch die russische Nordostpassage rasant. Kein Wunder: Die Strecke ist 30% kürzer als die durch den Suezkanal, frei von Terroristen und somalischen Piraten (die im Falle von der anderen alternativen Strecke – rund um Afrika – etwas zu sagen haben).
Das Eis schmilzt und Russland hat die größte Flotte von Eisbrechern, modernisiert die Häfen in Murmansk, Sabetta, baut alte Militärstützpunkte aus der Sowjetunion im Norden aus. Experten zufolge wird der Arktische Ozean aufgrund des Klimawandels wahrscheinlich schon zur Sommersaison 2040 eisfrei sein. Moskau schätzt 44% des arktischen Schelfs steht unter seiner Kontrolle, und die dortigen Öl- und Gasvorkommen werden auf etwa 20 Billionen Dollar geschätzt. Die Arktis verfügt über riesige Energiereserven von Bedeutung für die ganze Welt. Nach Angaben des US Geological Survey liegen etwa 30% der weltweiten Erdgasreserven und 13%. Ölfelder (90 Milliarden Barrel) hinter dem Polarkreis. Es gibt jedoch technische und finanzielle Probleme mit ihrer Produktion. Die Förderung von Vorkommen unter schwierigen polaren Bedingungen erfordert moderne Technologien und enorme Investitionen, die Russland noch oft nicht leisten kann.
Und hier kommen die chinesischen Freunde zur Hilfe, für die die Nordostpassage (NSR) ein Plan B für die Neue Seidene Straße ist: Chinesen finanzieren LNG-Projekte, entwickeln Zusammenarbeit beim Bau von Satelliten zur Beobachtung der Eisdichte, beteiligen sich an der Modernisierung von Häfen und dem Bau von Umschlagterminals. Beispiele sind die Beteiligung von CNPC, dem größten chinesischen Öl- und Gashandelsunternehmen und von dem chinesischen Seidenstraßenfonds am Jamal LNG-Projekt sowie die angekündigte Investition in Arctic LNG 2. Im Herbst 2024 kündigte die chinesische Küstenwache ihre erste Patrouille in den Gewässern des Arktischen Ozeans an, und die Operation wurde in Zusammenarbeit mit der russischen Küstenwache durchgeführt. Chinesische Reedereien und Logistikfirmen fahren zunehmend Transits über die NSR; 2023–2024 entstanden konkrete Linienprojekte (Containerschifffahrten) und Joint-Ventures mit russischen Akteuren (z. B. Rosatom-Kooperationen).
Währenddessen verschläft Amerika ihre Chancen im Norden, baut die Flotte der Eisbrecher kaum, es entstehen keine neuen Stützpunkte und Donald Trump ist auf dem Kollisionskurs mit Kanada, dem wichtigsten Partner in Sachen die alternative Nordpassage durch kanadische Gewässer. Punkt.