Es war Wladimir Bukowski, ein wohlbekannter sowjetischer Dissident, der nach einigen Jahren Wohnens im Westen, diese Worte über die EU äußerte. Hat er übertrieben oder den Nagel auf den Kopf getroffen? Nun, sehen wir mal nach.1)Vladimir Bukovsky: EU = USSR, YouTube 2011-12-20.
Eine Analogie ist, was es ist: es ist eine Analogie, kein Spiegelbild. Wenn sich die Geschichte von selbst wiederholt, wiederholt sie sich selbst als eine Farce. Napoleon III hatte alle der imperialistischen Einfänge des Napoleon I und war lediglich ein Echo seines Vorgängers. Und: für diese, die aufmerksam genug sind, ist kein Beweis erforderlich; für diese, die sich an ihre Traumwelt festklammern, ist kein Beweis möglich. Mit alledem im Gemüt können wir uns einen Vergleich zwischen der EU und der Sowjetunion machen.
1. Symbolik
Die beiden Strukturen sind Unionen. Sie haben Kommissare (die USSR hatte Kommissare bis Mitte der 1940er) an der Spitze. Ihre jeweiligen Flaggen in Unifarben zeichnen sich durch gelbe Sterne aus. Sie haben eine Hymne2)The European anthem, European Union. und Konzilien oder Sowjets; Sowjet heißt Konzil. Die Sowjetunion hatte eine Währung, die EU ist im Begriff eine zu haben. Auffallend war es 1903 in Brüssel, dass sich die russischen Sozialdemokraten in die Menschewiken und die Bolschewiken aufteilten. Die Letzteren übernahmen im Russischen Imperium die Macht und später in Mitteleuropa, mittels einer gewaltsamen Revolution; die Ersteren übernahmen in Westeuropa die Macht, mittels des langen Marsches durch die Institutionen.3)Antonio Gramsci: Take over the Institutions! The American Thinker 2014-04-26. Der Leninorden (der Gründungsvater) war für die Sowjetbürger, was der Karlspreis, auch bekannt nach seinem ersten Empfänger als der Coudenhove–Kalergi Preis (beide Gründungsväter), für die Europäer ist: eine der höchsten Auszeichnungen.
2. Struktur
Beide Unionen werden von ungewählten Leuten regiert, die für niemanden verantwortlich sind. Beide Unionen haben Parlamente, die praktisch gesehen über keinerlei Macht verfügen. Die zentrale Planung ist beider charakteristische Eigenschaft: in der Sowjetunion gab es Disponenten, die die Wirtschaft des Landes vom Tisch aus gelenkt haben; in der EU herrschen genaue Vorschriften und finanzielle Zuschüsse (invertierte, versteckte Zollgebühren), die den gemeinsamen wirtschaftlichen Aufwand der Bevölkerung lenken. In jeder Union ist Demokratie mehr ein Anschein als die Wirklichkeit: Eine oder mehrere anerkannte Parteien herrschen und abweichende Meinung wird abgeschafft. Beide Strukturen stoßen eine Menge Gesetze, Regeln und Vorschriften aus; beide verbinden eine Anzahl verschiedener Staaten oder Republiken, wo die stärkeren (Russland und die Ukraine einerseits, Deutschland und Frankreich andererseits) den schwächeren ihren Willen aufzwingen; die Kernländer der anfänglichen EU haben ihre Anhänger in Form von neuen Mitgliedstaaten (es stellt sich heraus, dass dies mitteleuropäische Staaten sind), so wie die Bürger der Räterepubliken ihre in Form von verbündeten sozialistischen Staaten hatte (es stellte sich heraus, dass dies … wieder mitteleuropäische Staaten sind).
3. Ideologie
Marxismus-Leninismus, die offizielle Ideologie der Sowjetunion, ist in kulturellen Marxismus der EU metastasiert, wobei Marx, Engels und Lenin mit solchen Anhängern, wie Marcuse, Adorno und Spinelli ersetzt wurden: gerade wie die sowjetischen Führer auf Lenins Grab Kränze legten, legten die Führer der EU Kränze auf Spinellis Grab. Die beiden Systeme kündigen an, sie wären die richtige Ergebnisse der historischen Entwicklung, ohne Alternativen zu hinterlassen und dass sie nur von ungebildeten, unerfahrenen und rückständigen Individuen widersprochen würden. Die sowjetische Zensur wurde durch die Politische Korrektheit ersetzt; der Internationalismus wurde in Globalismus umbenannt; der Arbeiterstand und die Bauernschaft, das Proletariat, das in der Sowjetunion in den Vordergrund gestellt wurde, wurden entthront (oder sind als Ergebnis eines langen historischen Prozesses eher verschwunden oder geschrumpft) und jetzt sind die kolorierten Menschen, Frauen und die sexuellen Minderheiten an deren Stelle, die die Rolle der Arbeiterklasse erfüllen, deren Status auf geschützte Gesellschaftsschichten hervorgehoben wurde, weil sie alle einmal angeblich ausgenutzt und diskriminiert wurden. All das wird von den Apparatschiks durchgeführt und angeblich im Namen des Volkes. Niederlagen werden immer Herausforderungen genannt: sie werden nie als Niederlagen anerkannt. Die Reden der Führer sind vorhersehbar und anödend. Die Religion war und ist keine Alternative:4)Brüssels bürokratischer Apparatur […] ist es “unangenehm mit der Religion,” sagte Lucian Leustean [in:] A More Secular Europe, Divided by the Cross. Die christlichen Kirchen wurden in der Sowjetunion mit Gewalt entweiht; in der EU sind sie immer weniger gebraucht.5)Die 105 Delegierten der Konvention haben über Schwerpunktthemen entworfenen Textes gekämpft, unter ihnen die“sozialen Werte“ der EU. Der Papst, Johannes Paul II, hat für die Anerkennung appelliert, dass als „neue politische Ordnung, Europa sein christliches Erbe nicht leugnen soll, da es einen großen Teil seiner Leistungen im Bereich des Rechts, der Kunst, Literatur und Philosophie unter dem Einfluss der evangelischen Botschaft erbringen konnte.“ Der Vatikan hat um keinen Bezug zum Katholizismus gebeten. Stattdessen forderte der Papst in den Präambel einen festen Bezug zu den christlichen Wurzeln Europas auf, doch bis jetzt haben säkulare Kräfte diese Initiative blockiert. [in:] Ungodly Ways: The Dark Side of the European Union, Crisis Magazine 2003-06-01. Die nationale Identität ist der größte Feind der regierenden, entwurzelten, kosmopolitischen Klassen beider Systeme. Die Expansion ist ein Muss: die Sowjetunion hat sich selbst mit solche unterschiedlichen Orten, wie Kuba, Angola oder Vietnam übernommen; die EU setzt an, die Türkei, Ukraine und Georgien aufzunehmen. Die Ideologen der Sowjetunion versuchten, die Menschen glauben zu lassen, dass das neue System ein enorm produktives Potential in Massen freisetzen würde; die Ideologen der EU sorgen so ziemlich dafür, genau dasselbe aufrecht zu erhalten unter Bezugnahme auf das System des freien Kapital-, Menschen- und Warenflusses; hier und dort wahren die Führungsklassen die Behauptung, dass unter neuen Umständen die Nationen und Gesellschaftsklassen sich untereinander, wenn nicht lieben, dann respektieren würden und alle Spannungen und Konflikte werden somit überwältigt. Um zu leben und seine Beziehungen zu stärken, brauchen beide Unionen äußere und innere Gegner: im Fall der Sowjetunion waren es die westlichen Länder und die USA; im Fall der EU sind es Russland und seine Verbündeten; innerlich sind es in beiden Fällen reaktionäre Mächte in Form von extremen Rechten und Nationalisten. Keine der Unionen führt Kriege: sie helfen anderen Ländern Diktatoren loszuwerden, den Sozialismus wiederherzustellen, der heutzutage unter dem Namen menschlicher Rechte bekannt ist und, ja, Sie haben es erraten, die Demokratie wieder zu erlangen.
Ein Vergleich ist, was es ist: ein Vergleich, kein Spiegelbild. Wenn die Geschichte sich wiederholt, wiederholt sie sich als eine Farce. Alle postkommunistischen Parteien aus Mitteleuropa, deren Mitglieder es gewohnt waren, Befehle aus Moskau entgegenzunehmen, durchliefen über Nacht eine Metamorphose und stimmten einstimmig ab, um ihre Länder in die EU aufzunehmen und somit Befehle aus Brüssel entgegennehmen zu können. Warum haben sie das gemacht? Ganz einfach, denn Gleich und Gleich gesellt sich gern. Wenn das kein ausreichender Beweis für die Verbundenheit der beiden Systeme ist, welcher wäre es dann? Doch dann, für diejenigen, die die Wirklichkeit tiefgründig beobachten, ist kein Beweis nötig; für diejenigen, die sich an einen Glaubenssatz klammern, ist kein Beweis möglich.
References
1. | ↑ | Vladimir Bukovsky: EU = USSR, YouTube 2011-12-20. |
2. | ↑ | The European anthem, European Union. |
3. | ↑ | Antonio Gramsci: Take over the Institutions! The American Thinker 2014-04-26. |
4. | ↑ | Brüssels bürokratischer Apparatur […] ist es “unangenehm mit der Religion,” sagte Lucian Leustean [in:] A More Secular Europe, Divided by the Cross. |
5. | ↑ | Die 105 Delegierten der Konvention haben über Schwerpunktthemen entworfenen Textes gekämpft, unter ihnen die“sozialen Werte“ der EU. Der Papst, Johannes Paul II, hat für die Anerkennung appelliert, dass als „neue politische Ordnung, Europa sein christliches Erbe nicht leugnen soll, da es einen großen Teil seiner Leistungen im Bereich des Rechts, der Kunst, Literatur und Philosophie unter dem Einfluss der evangelischen Botschaft erbringen konnte.“ Der Vatikan hat um keinen Bezug zum Katholizismus gebeten. Stattdessen forderte der Papst in den Präambel einen festen Bezug zu den christlichen Wurzeln Europas auf, doch bis jetzt haben säkulare Kräfte diese Initiative blockiert. [in:] Ungodly Ways: The Dark Side of the European Union, Crisis Magazine 2003-06-01. |