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TARGET2; die Bankenkrise Europas steigt schon wieder

Die Probleme der Deutschen Bank, Commerzbank, Banca Monte dei Paschi und weiterer deutscher, italienischer und spanischer Banken sind nicht die einzige Sorge des europäischen Bankensystems. Der Ärger liegt viel tiefer als man glaubt, es herrscht nämlich eine systembedingte Ungleichheit, die innerhalb von knapp 10 Jahren gestiegen ist. Die Politiker verschweigen uns die Wahrheit, bald jedoch werden wir dieselbe Krise in der Währungsunion durchmachen müssen, wie bereits 2012.

Der Ausmaß der Probleme im europäischen Bankensystem ist das TARGET2 und seine Bilanz des Europäischen Systems der nationalen Zentralbanken. Diese Bilanz, oder besser ihr genaues Gegenteil, reflektieren die Richtung der Kapitalflucht. Und es gibt nur einen Weg: aus Südeuropa nach Deutschland. Nach den berühmten Worten von Mario Draghi: „Ich werde alles tun, was nötig ist, um den Euro zu retten“, schien es sich zu bessern; seit Januar 2015 sind die Probleme jedoch wieder schlimmer geworden.

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TARGET2 (d.h. Trans-European Automated Real-Time Gross Settlement Express Transfer System – Deutsch Transeuropäisches automatisches Echtzeit-Brutto-Express-Abwicklungssystem) ist ein Clearingsystem, das einer Europäischen Commerzbank ermöglicht Zahlungstransaktionen in Euro mithilfe der Nationalen Zentralbanken (NZB) und der Europäischen Zentralbanken (EZB) durchzuführen.

Das überschüssige Geld, das von der Bank aus einem Land auf die Bank eines anderen überfließt, muss ausgeglichen werden. Dies kann in Form eines Darlehens oder einer sogenannten zwischenbanklichen Ausleihe durchgeführt werden. Wenn es dafür vom zwischenbanklichen Vertrieb keinen Ersatz gibt (weil Banken sich untereinander nicht länger vertrauen) hat Land A eine Haftpflicht und Land B einen Schadensfall und die Entschädigung kommt von der EZB. Daher sind die Bilanzen des TARGET2 Nettoforderungen und Haftungen des Eurogebiets der NZB ein Gegenüber mit der EZB, von Angesicht zu Angesicht.

So lange der zwischenbankliche Geldmarkt in Europa fehlerfrei funktionierte, war die Bilanz relativ stabil. Das überschüssige Geld, das aus Griechenland nach Deutschland überflossen wird, wurde mit dem Kauf griechischer Anleihen oder mithilfe des zwischenbanklichen Kreditwesens ausgeglichen. Jedoch haben die Banken nach der Krise im Eurogebiet aufgehört, sich gegenseitig Geld zu leihen und der Ersatz muss von der Zentralbank zur Verfügung gestellt werden. Wie man bei „Euro Crisis Monitor”, aufgrund der Angaben der EZB, erkennen kann, ist zurzeit das Geld dabei nach Deutschland überzufließen, als auch nach Luxemburg, Finnland und die Niederlanden, während bei allen anderen Nationalbanken die Haftpflicht steigt! Die schlimmste Situation findet in Spanien und Italien statt, die den Negativrekorden von 2012 nahe liegen.

Die Tatsache, dass zurzeit keine Bilanz herrscht oder der übermäßige Zufluss von Geld aus Süd- nach Nordeuropa, ist nicht mit dem Defizit der Handelsbilanz verbunden. Spanien und Italien haben es geschafft, ihre Defiziten der Handelsbilanz zu reduzieren. Wir hoffen, dass Kunden der Banca Monte dei Paschi di Siena ihr Geld nicht in die Deutsche Bank übertragen haben. Die griechische Bilanz scheint besser zu werden, nur passiert dies durch die Kontrolle des Kapitals: Banken in Griechenland sind auf die Verwendung des Systems begrenzt.

Selbst die EZB Analytiker verbergen die Wahrheit nicht. Wie der Monatsbulletin vom Mai 2013 präzisiert: die TARGET Bilanz ist eine Offenbarung zugrundeliegender Spannungen in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU, Englisch Economic and Monetary Union – EMU), den Bedarf an der Adressierung des gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichts, die Wiederherstellung des Vertrauens in die Bankensysteme und die Verstärkung der institutionellen Verankerung von EWWU hervorzuheben.“1)Target Balances and Monetary Policy Operations, Source: ECB Monthly Bulletin May 2013 Das gesamte System ist allein dank des massiven Eingriffs der EZB weiterhin in der Lage zu existieren.

References   [ + ]

1. Target Balances and Monetary Policy Operations, Source: ECB Monthly Bulletin May 2013

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