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Der Nahe Osten fordert den russischen Monopol in Osteuropa heraus, nur ist dies keine dauerhafte Veränderung

Russland dominiert weiterhin in Mittel- und Osteuropa, insbesondere auf dem Erdölmarkt. Jedoch versuchen erdölproduzierende Länder des Nahen Ostens, wie Saudi Arabien, Iran und Irak, ins traditionell russische Gebiet einzudringen, auf der Suche nach neuen Absatzmärkten und einer größeren Beteiligung beim Welthandel, ohne Rücksicht auf den Preis des lieferbaren Rohstoffes.

Letztes Jahr wurde zum ersten Mal Erdöl aus Saudi-Arabien nach Polen geliefert1)Saudi starts oil supplies to Poland, in set-back for Russia, Source: Reuters 2015-10-13 und im August desselben Jahres wurde nach vielen Jahren Abwesenheit auf dem Markt Polens wieder der Handel mit Öl aus Iran eingeführt. 2)Exclusive: Oil reshuffle in Poland – Urals out, Iran in, Source: Reuters 2016-08-12. Ungarn, der zweitgrößte Ausfuhrbestimmungsort für das Öl Russlands im Gebiet, hat die Einfuhr von Treibstoff aus dem irakischen Kurdistan erhöht,3)Hungary imports oil from Iraq’s Kurdistan at expense of Russian crude: sources, Source: Reuters 2015-10-07 während die Ukraine, der zurzeit größte Gegner Russlands, sich bemüht das Tor der NIOC (engl. National Iranian Oil Company) zu Ost- und Mitteleuropa zu werden4)Possible route for Iran oil to Europe through Ukraine revealed (exclusive), Source: Trend News Agency 2016-08-24. Es scheint, als wäre die Sicherheit bei der Energieversorgung in dem Gebiet gestiegen, doch wird das Öl vom Nahen Osten eine reale, sichere Alternative für das Öl aus dem russischen Ural?

Diesen Sommer haben die Iraner 2Mio. Barrel Öl nach Polen verfrachtet.

Die Ankunft des Supertankers “Atlantas” im August am polnischen Hafen, Danzig, als auch die Eröffnung des Erdölterminals in Danzig (PERN), wurden als Wende in der polnischen Sicherheitspolitik der Energieversorgung begrüßt. Die polnischen und die deutschen Raffinerien sind vom Erdöl Russlands abhängig, das hauptsächlich aus Russland durch die Rohrleitung kommt. Der PERN aus Danzig ermöglicht, dass aus anderen Ländern „schwarzes Gold“ nach Polen importiert wird, insbesondere wenn die Ölversorgung aus Russland unterbrochen würden.

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Die Diversifikation von den Quellen der Energieversorgung war schon immer Hauptthema im politischen Diskurs in Mittelosteuropa, so dass der Eingang von Öl aus dem Nahen Osten in Polen ein wichtiges Ereignis ist. Jedoch gibt es derzeit einige hilfreiche Bedingungen, ohne welchen der Import von saudischem oder iranischem Öl nicht möglich wäre. So muss es nicht ewig sein.

Als erstes ist der Ölpreis weiterhin niedrig, die Lager sind voller Ölvorräte, jeder Produzent bemüht sich so viel Öl wie nur möglich auf den Markt zu bringen. Es wird behauptet, dass die Iraner ihr Rohöl zwei Mal billiger als ihre Konkurrenten in Saudi-Arabien und Irak verkaufen. Als zweites sind heutzutage die Kosten des Schiffstransports unglaublich niedrig. Wenn nur dieser Preis allein steigen sollte, kann der Export von Rohöl aus Iran oder anderen Ländern aus dem Nahen Osten zur Ostsee aufhören weiterhin gewinnbringend zu sein und Polen wird wieder von der Ölzufuhr Russlands abhängig sein.

Selbst bei den günstigen Marktbedingungen, die zurzeit herrschen, fällt es schwer die Diversifikation von Energie in Mittel- und Osteuropa zu realisieren: die NIOC hat bereits die Bitte des ungarischen Mineralölkonzerns MOL abgelehnt, ihm leichtes Rohöl zu liefern, da „Iran nicht bereit (…) jedenfalls nicht jetzt.“5)Iran rejects Hungary’s oil proposal, Source: Mehr News Agency 2016-06-16

Die politische Situation im Nahen Osten ist immer noch dabei zu eskalieren. Die Exposition von Energie für Iran and Irak ist mit neuen Unsicherheiten den Energieversorgung Polens verbunden.

Der Öltransport über das Meer war schon immer riskanter als der durch die Rohrleitung. Selbst wenn die Ukrainer und Iraner eine Vereinbarung, bezüglich der Verwendung der ukrainischen Infrastruktur, erzielen werden, wird das Öl weiterhin zum Hafen Odessa (Ukraine), durch den Bosporus (Türkei) und die Straße von Hormus, die der Unruheherd beim Konflikt zwischen den USA und Iran bleibt, geliefert werden. Ist die Behauptung begründet, dass ein Schiffstransport über das „instabile“ Meer des Nahen Ostens „sicherer“ ist, als die Lieferung durch die Druschba-Rohrleitung von einem unfreundlichen doch weiterhin geschäftsorientierten Russland? Für die Ukraine vielleicht …

Auch die Ostsee hat ihre Grenzen. Die Lieferung von 2Mio. Barrel iranischen Öls nach Danzig ist reicht nicht mehr als für den Konsum polnischen Öls für 3 bis 4 Tage. 2Mio. Barrel ist als Seelieferung enorm groß für Polen. Um sie durchzuführen, musste die „Atlantas“ 22Tsd. km hinter sich bringen (ca. halb so viel, wie der Umfang des Äquators) und dabei den afrikanischen Kontinent umfahren. Aufgrund natürlicher Bedingungen in den Engen Dänemarks, mussten 700Tsd. Barrel auf den Tanker „Calidy“ überladen werden6)Ropa z Iranu już w Polsce. Trwa rozładunek tankowców, Source: WP Money.pl 2016-08-15. Daher scheint ein dauerhafte Schiffslieferung größerer Mengen Rohöl nach Danzig eine Illusion zu sein.

Jedoch ist iranisches Öl in Danzig ein Warnsignal an Russland, das besorgt sein kann, so wie letztes Jahr, als Polen seine erste Lieferung Öl aus Saudi Arabien bekam7)Saudi starts oil supplies to Poland, in set-back for Russia, Source: Reuters 2015-10-13 Der Export von Öl stellt 50% des russischen Föderalbudgets dar und Polen ist der fünftgrößte Zielmarkt für das Öl Russlands, nach China, Deutschland, den Niederlanden und Weißrussland.8)Will Russia Survive the Oil & Gas Downturn?, Source: Oil & Gas 360 2015-10-15 Rosneft hat langfristige Verträge für die Lieferung von Rohöl mit den polnischen Raffinerien PKN Orlen und Lotos S.A. (PKN – pln. Polski Koncern Naftowy Orlen S.A. – dt. Polnischer Mineralölkonzern Orlen Aktiengesellschaft), doch auch Saudi Aramco, die arabische Erdölfördergesellschaft, hat mit PKN Orlen einen langfristigen Vertrag unterzeichnet, um nach Polen, Tschechien und Litauen Öl zu liefern.9)Saudi Aramco enters Baltic market with key crude oil supply contract to PKN Orlen, Source: Saudi Aramco 2016-06-01 Bevor der Vertrag unterzeichnet wurde, haben letzten sich April die Saudis und die Polen nur zu Spotkontrakten begrenzt.

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Die Zusammenarbeit mit Saudi Aramco scheint aus geopolitischen Gründen bessere Aussichten zu haben, als der Vertrag mit Iran: die Regierung in Warschau kann es bevorzugen den Verbund der Staaten mit Saudi-Arabien amerikanischen zu fördern oder zu diesem Handeln gezwungen sein. Der Ölimport aus dem Nahen Osten ist wichtig für Mittelosteuropa, weil es Alternative für den Ural bietet und die Verhandlungsposition mit stärkt. Nichtsdestoweniger wird die Anteilnahme Russlands bei der Lieferung von Öl an diese Länder nur um einige Prozent nachlassen.

 

References   [ + ]

1, 7. Saudi starts oil supplies to Poland, in set-back for Russia, Source: Reuters 2015-10-13
2. Exclusive: Oil reshuffle in Poland – Urals out, Iran in, Source: Reuters 2016-08-12
3. Hungary imports oil from Iraq’s Kurdistan at expense of Russian crude: sources, Source: Reuters 2015-10-07
4. Possible route for Iran oil to Europe through Ukraine revealed (exclusive), Source: Trend News Agency 2016-08-24
5. Iran rejects Hungary’s oil proposal, Source: Mehr News Agency 2016-06-16
6. Ropa z Iranu już w Polsce. Trwa rozładunek tankowców, Source: WP Money.pl 2016-08-15
8. Will Russia Survive the Oil & Gas Downturn?, Source: Oil & Gas 360 2015-10-15
9. Saudi Aramco enters Baltic market with key crude oil supply contract to PKN Orlen, Source: Saudi Aramco 2016-06-01

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