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Hochverrat: Wie der Euro die Wirtschaft Südeuropas mit der Selbstzufriedenheit deren Führungsklasse ruiniert hat

Der große Vorteil, den die jetzige Währung der südeuropäischen Wirtschaft gebracht hat, der öfters von den Unterstützern angedeutet wird, ist ihre Stabilität. Es wird jedoch öfters übersehen, dass die Auswirkung, welche allgemein mit der Einführung des Euros und des Zinssatzes kam, ungünstig war. Die Wirtschaft Frankreichs und Italiens waren jede ein Nettoexporteur und wurden zum Nettoimporteur, wohingegen Spanien, Portugal und Griechenland den Ausmaß ihres Handelsdefizits erweitert haben.

Andererseits ist es leicht nachzuweisen, dass der enorme Handelsbilanzüberschuss, mit dem sich Deutschland heute beschäftigt, öfters von vielen zitiert wird,1)Why Germany’s trade surplus is bad for the eurozone Source Centre for European reform2)Germany’s record trade surplus is a bigger threat to euro than Greece Source The Telegraph  2015-05-05 einschließlich der Europäischen Kommission,3)German trade surplus could threaten eurozone recovery, says EC Source The Telegraph 2013-11-13 als Drohung für die europäische Integration, gelten unmittelbare Konsequenzen der gemeinsamen Währung.

trade balance

In ungefährer Angabe, zwischen 1999 und 2007, die Jahre der Finanzkrise:

  • Deutschlands Handelsbilanzüberschuss hat sich vervierfacht;

  • Frankreich und Italien sind von etwa €25Mrd. Überschuss auf ein Defizit umgestiegen, das ein wenig größer war, als im Fall des erstgenannten und ein wenig kleiner im Fall des letzteren, als beim Überschuss.

  • Das Handelsdefizit Spaniens hat sich um das fünffache vergrößert.

  • Die Defizite von Griechenland und Portugal haben sich verdoppelt.

Was genau ist passiert?

Der Euro ist eine Währung, die auf dem gewogenen Durchschnitt der Nationalen basiert. Mit seiner Eiführung haben die Südeuropäer den Anstieg ihrer Kaufkraft erkannt, der aufgrund der Tatsache, dass der Euro einen größeren Wert als ihre Nationalwährung hat, stattfinden konnte; die Einbildung einer besseren Kaufkraft, die der Euro schaffen konnte, hat die Südeuropäer dazu bewegt, den Import zu vergrößern, aber ebenfalls die Preise ihre Waren steigen zu lassen, wodurch während des Wirtschaftswachstums der Import erheblich schneller gestiegen ist als der Export.

Andererseits wurde bei den deutschen Gütern der Preis (verglichen mit der Deutschen Mark) vom schwächeren Euro gesenkt, wodurch sie konkurrenzfähiger wurden und Deutschlands Handelsbilanzüberschuss gefördert haben.

Seit 2007 wird die südeuropäische Kaufkraft von der Finanzkrise und der sich daraus erschließenden Austeritätspolitik gelähmt, was dazu führt, dass sie weniger importieren und somit ihr Defizit verringern, während es unmöglich ist den Export wiederherzustellen.

Wer wirklich vom Euro profitiert hat.

Eine stabile Währung ist insbesondere vorteilhaft für ihre multinationale Gesellschaften, die andernfalls zusätzliche Kosten von schwankenden Währungen erhalten würden, da sie jenseits der Grenze funktionieren. Deutschlands Wirtschaftskraft ist historisch auf sein Großunternehmen angewiesen, das dank seiner europäischen Integration wichtige transnationale Unternehmen hat.

Die Wirtschaften Spaniens, Italiens, Portugals und zu einem gewissen Grad Frankreichs sind stark auf klein–mittlere Betriebe angewiesen, die stattdessen erheblich von den Wechselkursen, die die Stärke oder in diesem Fall Schwäche der Wirtschaft, wiedergeben, profitieren würden. Mit einer geschwächten Währung würden die Waren Südeuropas konkurrenzfähiger werden, indem die KMU frische Luft bekäme. Die Beschränkung aufgrund des Euros, durch feste Wechselkurse, zerstört jede Möglichkeit auf eine Wiederherstellung.

Eine Latein-Euro Währung um die EU zu retten

Die wirtschaftliche Erholung wird sich in Südeuropa nicht märchenhaft manifestieren, so lange sich die Leute einbilden, sie hätten die Kaufkraft zur Verfügung, die der Euro bietet.

Die dauerhafte Stagnation ist keine Variante für Länder mit einem extrem hohen Niveau an Arbeitslosigkeit, wie es deutlich in Südeuropa der Fall ist, dass die Berechtigung und Volkstümlichkeit der europäischen Integrierung an Kraft verliert. Ein wenig Bedeutung hat auch die Situation von 2015 in Spanien, wo BIP 3,5% Wachstum hatte, aufgrund dessen, dass sein Durchschnitt im letzten Jahrzehnt fast bei Null lag, ähnlich wie der von Italien, Frankreich oder Portugal.

Es ist an der Zeit, dass die Führungsklasse, der größte Unterstützer der europäischen Integrierung, begreift, dass zur Rettung der EU der Euro fort muss. Oder zumindest zur Aufteilung, um auf eine mehr angemessene Weise, die Stärke und Kaufkraft verschiedener Länder zu reflektieren.

Es könnte ein Angebot nach Deutschland, Österreich, die Niederlanden und eventuell auch Flandern geleitet werden, den Euro zu behalten, zusammen mit Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Wallonien, mit Einführung des Latein-Euros, was direkt zu Beginn an der Gleichstellung mit dem aktuellen Euro Gefallen finden, darauf 15–20% an Wert verlieren und dabei die Wiederherstellung des Südens auftanken würde.

Eine zweifach-bekannte Währung als Widerstand zur vollständigen Rückkehr der nationalen Währungen würde das europäische Projekt sichern, was halbwegs die Erwartungen der Führungsklasse erfüllen würde, die sich dem letzteren stark widersetzen.

Nichts könnte den Latein-Euro daran hindern, auch von der EZB verwaltet zu werden, wodurch zusätzlich der Grad einer politischen Einheit erhalten wäre.

Bei der Situation in Griechenland, ist es leicht die dortige Wirtschaft zu schwächen, sogar mithilfe des Latein-Euros, was den Nutzen bringen würde, zu einer viel schwächeren Währung zurückzukehren.

Schlussbemerkung

Der Gegensatz zur Teilung oder Rückkehr zur nationalen Währung ergibt sich hauptsächlich aus der ideologischen Voreingenommenheit der proeuropäischen Integrationsveranstaltung. Man kann sich dem nicht widersetzen, dass der Euro immensen Schaden bei den südeuropäischen Wirtschaften angerichtet hat, jedoch ist dies letztendlich allein das Ergebnis der EU. Zudem ist die politische Integrierung keine Lösung des Problems, denn dort wird es einfach ignoriert, mit der Erwartung das europäische Haus auf einer matten Grundlage zu errichten, was zum unvermeidbaren Einsturz führt.

Während es nachvollziehbar ist, dass eine ganze Generation Politiker und Intellektueller, die den Euro als weitere politische und wirtschaftliche Integrierung bearbeitet haben, eine emotionale Bindung zum „Projekt ihrer Lebzeiten“ haben und schwere Zeiten durchmachen müssen, wo sie zugeben, dass es nicht so funktioniert hat, wie erwartet, werden sie sich zwischen der ideologischen, persönlichen und intellektuellen Offenheit entscheiden müssen. Das Wählen des erstgenannten könnte die EU zerstören, das Wählen des letzteren könnte sie retten.

References   [ + ]

1. Why Germany’s trade surplus is bad for the eurozone Source Centre for European reform
2. Germany’s record trade surplus is a bigger threat to euro than Greece Source The Telegraph  2015-05-05
3. German trade surplus could threaten eurozone recovery, says EC Source The Telegraph 2013-11-13

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