Das Vermächtnis Ronald Reagans aus den 80-er Jahren ist problematisch. Für Republikaner ist er ein Held, der der Sowjetunion eine Schlappe beibrachte und in den USA die Ära des Wohlstandes und Optimismus einleitete; in den Augen der Demokraten bleibt er ein schlecht ausgebildeter Emporkömmling, der Arbeiterrechte niederstampfte, der dem Neoliberalismus den Weg ebnete (zu dem sie dann selbst konvertierten) und einer, dem, wenn schon etwas gelang, dann eher zufällig. Es gibt doch etwas, wofür die Demokraten ihn vergolden sollten, und die Republikaner kritisieren können: er machte Kalifornien zur Hochburg der Demokraten.
IRCA (Gesetz über die Reform des Migrationsrechtes) von 1986 regulierte den Status der illegalen Migranten, die die Grenze vor 1982 überschritten hatten. Laut dem Gesetz konnten sie Aufenthaltsbewilligung erhalten, wenn sie genügende Englischkenntnisse hatten und Grundwissen über die Geschichte der USA und ihre politische Institutionen besaßen. Es wird geschätzt, dass die Amnestie von etwa 3 Millionen illegalen Migranten genutzt wurde.1)Ronald Reagan on immigration, On the issues.
“Latinos sind Republikaner, sie wissen es nur noch nicht”
Es ist ein bekannter Spruch Reagans, der jetzt unheilvoll klingt. Sein Gedankengang war einfach: die meisten Latinos sind Katholiken, die mit den Republikanern Werte wie Familie, Glauben (wenn auch nicht der protestantische) und Tradition teilen. Seit Anfang seiner Amtszeit schmeichelt Reagan den Latinos. 1983 schrieb New York Times, dass die republikanischen „Strategen zur Überzeugung kamen, dass die lateinamerikanische Wählerschaft eine Schlüsselrolle bei der Wiederwahl Ronald Reagans 1984 spielen wird, wenn er sich noch einmal um das Amt des Präsidenten bewerben möchte. Die hat auch eine immense Bedeutung für die Zukunft der ganzen Partei.”2)Courting Hispanic Voters now a Reagan Priority, New York Times 1983-05-19.Solche Politik schien Früchte zu bringen. In den Wahlen im Jahre 1984 gab die lateinamerikanische Wählerschaft Ausschlag für den Sieg Reagans, obwohl der Präsident es nicht schaffte, die Mehrheit der Latinos zu überzeugen.
Ein Fehler Reagans: die Geschichte ist von Bedeutung
Latinos (oder Hispanics, wie sie in den USA genannt werden) ist ein breiter Begriff für Migranten aus Lateinamerika, das (ausgenommen Brasilien und einige kleine Länder) von Spaniern geherrscht wurde (daher die Bezeichnung Hispanics) und wo Spanisch entweder die Mutter- oder Amtssprache der Einwohner ist. Ethnisch sind sie eine Mischung aus spanischen Kolonisatoren und der präkolumbischen Bevölkerung. Unter dem Gesichtspunkt sind die Unterschiede zwischen einem Mexikaner, Kubaner oder Argentinier nicht groß. Doch Unterschiede in der postkolonialen Geschichte gibt es schon. Kuba wurde zu einem kommunistischen Land unter der Diktatur von Fidel Castro, Mexiko nicht. Deswegen mögen kubanische Flüchtlinge auf Florida die linkstendierenden Kandidaten der Demokraten nicht, da sie kommunistische Repressionen erfuhren, hingegen Mexikaner, die nach Texas oder Kalifornien kommen, machten solche Erfahrung nicht und sind dem Interventionismus in der Wirtschaft gegenüber positiver eingestellt.
Good bye Kalifornien!
Anzumerken ist, dass die Zahl der lateinamerikanischen Bevölkerung in Kalifornien schon lange her vor der Präsidentschaft Reagans wuchs, so dass seine Reform über den Status der illegalen Einwanderer nicht zur Steigerung der Migration der Lateinamerikaner beitrug, sondern ihnen das Wahlrecht sicherte. Allmählich wurden sie aus Minderheit zur Mehrheit und Kalifornien war für Republikaner für immer verloren. Der letzte Kandidat der Republikaner, der in Kalifornien 1988 gewann, war G.H.W Bush, der Nachfolger von Reagan, wenn auch damals die Kluft zwischen den Kandidaten der Demokraten und der Republikaner in der lateinamerikanischen Wählerschaft immer noch groß blieb.
References
1. | ↑ | Ronald Reagan on immigration, On the issues. |
2. | ↑ | Courting Hispanic Voters now a Reagan Priority, New York Times 1983-05-19. |
3. | ↑ | Labour wanted mass immigration to make UK more multicultural, says former adviser, The Telegraph 2009-10-23 |
4. | ↑ | Nieuw-West stemt niet meer op de PvdA, maar op Denk, NRC 2017-03-17 |