Der europäische Blickwinkel. Auf dem Weg in die Welt von Morgen.




Oxitozin, Soma der Zukunft

„Die freie Welt” begann mit den Forschungen da, wo sie die sowjetischen Ärzte unterbrochen hatten. Nun wird von den deutschen und amerikanischen Wissenschaftlern, die für renommierte Institute in Bonn und Lübeck arbeiten, so wie früher von ihren sowjetischen Kollegen vom berüchtigten Serbski-Institut für Gerichtliche Psychiatrie das politisch unerwünschte Verhalten erforscht. In der Sowjetunion wurden Menschen, die sich gegen das herrschende System wehrten, einer Behandlung unterzogen. Wladimir Bukowskij, eine weltbekannter Dissident, war eins der Opfer solcher Medizin.1)Wladimir Bukowskij, Wind vor dem Eisgang….Das gleiche Schicksal können bald Bürger der sogenannten Freien Welt ereilen, wenn sie sich mit ihrer Multi-Kulti-Gesellschaft nicht abfinden. Die Entscheidungsträger gaben schon grünes Licht dafür, und die hilfsbereiten und dienerischen Wissenschaftler krempelten sich schon die Ärmel hoch, um unsere kollektiven und individuellen Psychen zu verbessern. Die Xenophobie ist nämlich außer der Homophobie und Islamophobie, eine weitere Beschwerde, die psychiatrisch behandelt werden solle. Und zwar mit Hormonen.

Seit Anfang ihrer Geschichte werden die Menschen von zwei gegensätzlichen und sich stets bekämpfenden Kräften gespalten: von der aus der Biologie resultierenden Realität auf der einen und von der Utopie auf der anderen Seite. In der Natur jedes Menschen liegt es, dass er so viel wie möglich besitzen und so wenig wie möglich arbeiten möchte; die Aposteln der Utopie – die Sozialisten, Kommunisten oder die christlichen Häretiker – strebten immer ein Modell der Gesellschaft an, das einer Regel folgte: Von jedem je nach seinen Möglichkeiten nehmen, jedem nach seinen Bedürfnissen geben. So was sollte funktionieren. Selbstverständlich erlitt die Ideologie überall da eine Niederlage, wo man sie in die Realität umsetzen wollte: von Kuba bis Ostdeutschland, von der Sowjetunion bis Nordkorea.

Mensch als ein Produkt der Fortentwicklung der Tierwelt besitzt gewisse genetische Merkmale, die er mit Tieren teilt. Dazu gehören: Gemeinschaftsgefühl und Widerwille gegen Fremde. Ein Mensch, ohne dass er sich auf die Hilfe von anderen verlassen kann, kann nicht überleben. Die Menschheit ist biologisch nicht einheitlich, ist keine homogene Familie. Ganz Gegenteil: sie besteht aus getrennten Gemeinschaften (Stämmen, Volksstämmen, Nationen, Rassen), die sich über Jahrhunderte hinweg voneinander immer mehr unterschieden und abtrennten. Die Biologie ist die Basis, auf der menschliche Gemeinschaften eine Kultur und folglich eine Zivilisation bilden und nicht umgekehrt.

Die Gemeinschaften entstanden im Prozess einer langen Entwicklung durch Absonderung, infolgedessen unterscheiden sich Kulturen und Glauben voneinander und geraten miteinander in Konflikt, um zu überleben. Da ein Mensch von alleine nicht überleben kann, funktioniert er als Mitglied der Gemeinschaft (des Stammes, Volksstammes oder der Nation). Damit die Gemeinschaft gut funktioniert und ihre Interessen (und somit die jedes Mitglieds) sichern kann, ist jeder Mensch mit zwei psychologischen Mechanismen ausgestattet: (i) er ist der Gemeinschaft treu und (ii) feindlich gegenüber den anderen Gemeinschaften. Die Mitglieder der Gemeinschaften arbeiten zusammen, streiten sich auch, sind aber bereit sich selber für die Gemeinschaft aufzuopfern. Daher kommt der Altruismus. Die Flucht zu einer anderen Gemeinschaft bedeutet für die fremde Gemeinschaft einen Pluspunkt, für die eigene Gemeinschaft ist das ein Schlag: sie wurde doch immer als die schlimmste aller Sünden verstanden und als ein Verrat gedeutet. (Bei Dante befindet sich Judas im Mittelpunkt der Hölle – ihm wurde also die härteste Strafe zugemessen).2)Dante Alighieri, Göttliche Komödie.Der Altruismus gegenüber den Mitgliedern einer anderen Gemeinschaft ist etwas zwischen der Treue und dem Verrat. Solcher übermäßige Altruismus wird als der pathologische Altruismus bezeichnet.

Die Erscheinung ist mit dem Fußballspiel zu vergleichen. Das Ziel des Teams ist es einen Pokal zu erobern (überleben). Der Preis wird allen Spielern zuteil. Um ihn zu gewinnen, müssen alle zusammenarbeiten: die Zusammenarbeit mit dem anderen Team ist ausgeschlossen. Ein Spieler kann seine Karriere aufopfern, indem er einem anderen Spieler von seinem Team möglich viele Tore schießen lässt und zu einem Star werden hilft, indem er einen Gegner foult. Er kann dafür sogar eine rote Karte bekommen (getötet werden), die Chancen für den Erfolg seines Teams können dadurch erhöht werden. Doch hülfe er den Gegnern, würden die Chancen seines Teams für den Pokal (Überleben) schlecht aussehen.

Wenn mein Erfolg und Überleben einen Erfolg und das Überleben für meine Gemeinschaft bedeuten und umgekehrt, wenn das Überleben meiner Gemeinschaft von der Zusammenarbeit, Opferbereitschaft und vom Altruismus ihrer Mitglieder abhängen, einschließlich meine Person, dann ist die Hingabe an die Gemeinschaft der höchste Wert, während der (pathologische) Altruismus gegenüber einer fremden Gemeinschaft schädlich ist. So funktioniert der Mechanismus der Evolution. Darauf stützt die Spieltheorie. Dasselbe sagt uns der gesunde Menschenverstand. Jeder weiß es. Die Sozialtechniker, die unsere Gesellschaft gestalten wollen, wissen auch davon.

Und da sie auf die Idee kamen, Gesellschaften mit vielen und verschiedenen Rassen, Nationen und Kulturen zu gestalten, stoßen sie auf ein natürliches Hindernis: die Xenophobie, die ein anderer Begriff für die Treue gegenüber der eigenen Gemeinschaft und für den Unwillen gegenüber den Fremden ist. Die Xenophobie ist ein biologischer Mechanismus, der auf dem genetischen Niveau vorgeschrieben ist und über das Überleben jedes von uns entscheidet. Er lässt uns Beziehungen mit den Mitgliedern unserer Gemeinschaft knüpfen und auf der Hut vor den Fremden sein.3)Bogusław Wolniewicz, Zbigniew Musiał, Ksenofobia i wspólnota, Kraków, Arcana, 2003.Im Klartext: mit der Xenophobie haben wir auf einem alltäglichen Niveau zu tun, wenn die Eltern ihre Kinder davor warnen, Fremden zu trauen, etwa die Haustür nicht zu öffnen, wenn da die Fremden klingeln. Die modernen Soziotechniker unserer Seelen haben also ein Problem. Sie müssen diesen zutiefst in unseren Genen eingewurzelten Unwillen in uns überwinden.

Es wurde also bewilligt und sicherlich großzügig finanziell unterstützt, und die Wissenschaftler machten sich an die Arbeit, um ein Arzneimittel gegen die Xenophobie zu finden. Ein Forschungsteam bestand aus den Psychologen und Psychiatern aus den renommierten Forschungszentren in Bonn, Tulsa und Lübeck. Angetrieben von der zunehmenden Globalisierung und Massenmigration setzten sich die bereits erwähnten Wissenschaftler zum Ziel zu beweisen, dass Oxitozin die Bereitschaft steigern kann, die Fremden aufzunehmen (und gleichzeitig den Unwillen die Fremden nicht zu akzeptieren mildern kann). Zu diesem Zweck führten sie Versuche durch, bei denen die Teilnehmer gebeten wurden, die Spenden an Bedürftige zu geben, die entweder ihre Landsleute oder Flüchtlinge waren.4)Oxytocin-enforced norm compliance reduces xenophobic outgroup rejection, Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Vorher wurde aber bei den Untersuchten der Xenophobieniveau gemessen. Während der Untersuchung durften die Personen entweder frei entscheiden, oder wurden einem psychischen Druck seitens anderer Untersuchten ausgesetzt, oder bekamen eine Dosis Oxitozin. Es stellte sich heraus, dass (i) die Spenden für die Flüchtlinge bei den Untersuchten mit einer niedrigen Xenophobie unter dem Einfluss von Oxitozin deutlich höher waren, während (ii) die selbe Dosis von Oxitozin bei den Untersuchten mit hohem Xenophobieniveau nicht ausreichend war: ihr Unwille gegenüber den Fremden (also der provinzielle Altruismus, wie das von Forschern verachtend genannt wurde) konnte erst dann überwunden werden, wenn sie gleichzeitig der Wirkung von Oxitozin und dem Druck der Gruppe ausgesetzt wurden.

Das Fazit ist selbstverständlich: die Bürger der Länder, die Flüchtlinge aufnehmen, sollen ihnen positiv eingestellt sein, auch wenn das ihnen nicht gefällt. Wenn sie sich widersetzen, werden sie entweder mittels Oxitozin oder durch den Druck seitens ihrer Mitbürger, nötigenfalls mit den beiden Mitteln gebrochen. Oxitozin ist ein hervorragendes Mittel dazu, da das Hormon für ein besseres Wohlbefinden sorgt, also ein humanitäres Arzneimittel zu sein scheint, als wäre es die Droge Soma, von der Aldous Huxley in der Neuen Schönen Welt schrieb.5)Aldous Huxley, Neue Schöne Welt.Der Mensch mit seinen biologischen Bedingtheiten und Fürchten sei nicht zu akzeptieren, er sei zu formen. Dazu sei Ideologie oder Chemie nützlich. Keinesfalls solle er sich selber überlassen werden. Ihm sei einzureden, was ihm gefällt oder nicht, wobei eine passive Zustimmung auch nicht erwünscht sei. Ihm solle das gefallen, was er früher gar nicht akzeptieren konnte.6)George Orwell, 1984. In der Sowjetunion kam es stets zu Missbräuchen im Bereich der Psychiatrie. Angenommen wurde, dass ein Widerspruch mit dem politischen Hintergrund immer aus einer Krankheit resultieren muss. Es liegt auf der Hand: „die Freie Welt” begann mit ihren Forschungen da, wo sie die sowjetischen Forscher aufgegeben hatten.

References   [ + ]

1. Wladimir Bukowskij, Wind vor dem Eisgang….
2. Dante Alighieri, Göttliche Komödie.
3. Bogusław Wolniewicz, Zbigniew Musiał, Ksenofobia i wspólnota, Kraków, Arcana, 2003.
4. Oxytocin-enforced norm compliance reduces xenophobic outgroup rejection, Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America.
5. Aldous Huxley, Neue Schöne Welt.
6. George Orwell, 1984.

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