Der europäische Blickwinkel. Auf dem Weg in die Welt von Morgen.




Seht euch mal das an: Nazis überall in Italien!

Vor einigen Tagen berichteten italienische Zeitungen über einen sensationellen Zwischenfall: „ein anonymer Reporter”, der durch die Straßen Florenz ganz ”zufällig” bummelte, machte ein Foto des Inneren einer Station der Carabinieri, unweit vom Stadtzentrum. An der Wand drinnen, und nicht außerhalb, wie es sonst üblich ist, hing eine Fahne, die durch das offene Fenster zu sehen war. Die Medien, die der politischen Korrektheit treu sind, schlugen sofort Alarm (eine Nazi-Fahne auf einer Carabinieri-Station!). Im Hintergrund steht die neue Verteidigungsministerin Roberta Pinotti.1)Firenze, “bandiera nazista appesa nella caserma dei carabinieri”. La Pinotti: “Chiarimenti rapidi e misure rigorose”, IlFattoQuotidiano.it

Pinotti ist die nächste Ministerin in der vierten Regierung in Italien, die keine Legitimität seitens der Wähler erhielt. Wer Italien nicht kennt, kann sich Gedanken darüber machen, wie solch eine Figur solch ein wichtiges Amt übernehmen konnte. Aus ihrem allgemein zugänglichen Lebenslauf kann man herauslesen, dass sie ihre Kariere bei der Kommunistischen Partei Italiens begann, die dann in die Partito Democratico umbenannt wurde. Nachdem sie ihre Ausbildung in Geisteswissenschaften abgeschlossen hatte, arbeitete sie als Lehrerin und dann folgten alle Stufen der Karriereleiter in der Partei in Genua. Da mag sie wohl Wissen und Erfahrung erworben haben, die im Verteidigungsministerium vonnöten sind.2)Minister of Defence, difesa.it

Als die Aufregung über die sensationellen Ereignisse legte, tauchte jemand auf, der nicht nur das Wissen der Ministerin davon, sondern auch ihre Kenntnisse der Fahnen und Symbole in Frage stellte. Sie schloss sich der allgemeinen Empörung der Mainstream-Medien an, ohne sich einen Finger krumm z machen, um mehr über die Ereignisse zu erfahren. Sie traute nur den Presseberichten zu, und bestätigte, dass eine „Nazi-Fahne” an der Caribinieri-Station in Firenze „bemerkt” wurde. Es stellte sich aber heraus, dass es die kaiserliche Reichskriegsflagge war, die die nationalsozialistische Führung (1933-1945) niemals nutzte.3)ISTIGAZIONE AL FASCISMO – DI IGNORANTI, TEPPISTI E DELATORI. E aspiranti brigatisti, maurizioblondet.it

Pinotti fällt es nicht einmal ein, sich dafür zu entschuldigen, weder für ihr mangelndes Wissen von Fahnen und von der Geschichte, noch für ihren unbedachten Standpunkt, der doch besser hätte fundiert sein sollen, wenn man ihr Amt in Betracht zieht – Carabinieri (als Bestandteil der Militärkräfte) sind doch ihr persönlich unterstellt. „Diese Fahne ist oft auf den Neo-Nazi-Demos in Deutschland zu sehen”, behauptet Frau Ministerin und das sei wohl genug viel, um ihr Ego und die politisch korrekten Medien zufriedenzustellen.

Ein Sturm im Wasserglas? Nicht so ganz. Die oben beschriebenen Ereignisse häufen sich letztens in Italien an. Wir wollen unsere Leser hier nicht mal mit sozial-anthropologischen Erwägungen langweilen, im Grunde genommen ist doch die ganze Hexen- oder treffender: Faschistenjagd, die zurzeit in Italien stattfindet, eine klare Sache. Die Koalition der Mitte-Linken, die schon die vierte indirekt gewählte Regierung bildete, vermutet ihre Niederlage in den Wahlen im Jahr 2018 und versucht der Schlappe vorzubeugen.

Die Lokalwahlen, die neulich in Italien stattfanden, brachten es deutlich (sogar in den traditionell linken Kreisen) zum Ausdruck, dass die erzwungene Invasion der „Migranten” aus Afrika eine Katastrophe und Gefahr für das Wohlleben der Italiener war. Besonders betroffen sind davon die Italiener von der Unterschicht und deswegen ist schnell ein neuer Feind zu erfinden, der behilflich sein wird, wenn eine neue Koalition von alten Kameraden bald gebildet wird und weiterhin bestehen soll. Der gute alte, allen bekannte Faschismus ist ein ideales Mittel dazu. Nennen Sie mal bloß das Wort Faschismus, da melden sich gleich Dutzende eifriger Zeloten, im Klartext: nützlicher Idioten, zum Wort. Bei uns in Italien haben wir ja auch eine ganz Menge der Verbände von Kriegsveteranen, die von den Regierungsmittel leben. Manche sind anachronistisch, ja sogar komisch: „Kriegsveteranen von Garibaldi (aus dem 19. Jahrhundert!)” und „Kriegsveteranen des Krieges gegen den Faschismus in Spanien” (aus den 30-er des 20. Jahrhunderts), sowie der „Verband der Freiwilligen für Freiheit” und viele andere, deren Namen zu lang sind, um sie hier zu zitieren. Es stellt sich die Frage, ob das Bestehen aller dieser „Kriegsveteranenverbände” nicht einmal in Frage gestellt werden sollte? So was traut sich kaum jemand.4)Fondi statali per i partigiani: ecco il tesoretto antifascista, ilgiornale.it

Das hast du, lieber Leser, richtig erraten. Alle erwähnten Verbände sind eine politische Basis, die Wählerschaft der Regierung der Mitte-Linken und müssen deswegen mittels öffentlicher Gelder am Leben bleiben. Und was für finanzielle Mittel sind das! Und an der Spitze aller Verbände und Vereine steht ANPI (Associazione Nazionale Partigiani Italiani), Veteranen-Partisanen, die gegen den Faschismus im Bürgerkrieg zwischen September 1943 und Frühling 1945 kämpften. ANPI sei mit den Pawlowschen Hunden zu vergleichen: hören sie bloß das Wort Faschismus, greifen sie sofort kompromisslos an, um das einzig wahre Dogma zu verteidigen, den „Antifaschismus”.

Alle solche Verbände sehen aus, als wären sie aus der Mollenkiste geholt. Ihre ältesten Mitglieder, wo immer sie auch noch leben, haben eher über ihren immer schlechteren Gesundheitszustand als über Politik nachzudenken, oder? Die Verbände fanden doch ihre Nachkommen heraus, die bereit sind, Fackel der Wahrheit und Gerechtigkeit für die nächsten Generationen weiterzutragen (und weitere Gelder zu gewinnen).

Dazu haben wir auf unserer politischen Bühne solche Persönlichkeiten wie Laura Boldrini und Emanuele Fiano, die aus dem “kriegerischen Antifaschismus” eine große Sache machten, ja davon sogar besessen wurden. Die Vorsitzende Boldrini, die damit ihre Wirklichkeitsnähe zeigte, kam schon dazu, die Gebäude, die zu den Regierungszeiten der Faschisten erbaut wurden, unter die Lupe zu nehmen, um sie abzureißen, was in der Tat einen Abriss ganzer Stadtteile bedeuten würde: Bahnhöfe, Bibliotheken, Schulen, ganz zu schweigen von Ministerien und der Italienischen Post.5)Ecco i capolavori fascisti che la Boldrini vorrebbe abbattere, secoloditalia.it

Emanuele Fiano führt einen persönlichen Feldzug. Aus seiner nach Auschwitz gebrachten Familie überlebte nur sein Vater. Seine politische Kariere begann er im italienischen Abgeordnetenhaus als Mitglied der Demokratischen Partei. Im September 2017 wurde da das Gesetz nach seinem Entwurf verabschiedet, laut dem „jegliche” faschistische Propaganda, sei es Herstellung und Verbreitung von Gegenständen, oder bloß „faschistische Symbole”, wie etwa ein zu hoch ausgestreckter Arm, auch wenn damit man um einen Cappuccino bittet, bestraft. Für solch ein sträfliches Verhalten kann eine Strafe von sechs Monaten bis zwei Jahren Haft verhängt werden.6)Emanuele Fiano, wikipedia.org7)Cosa dice la legge Fiano contro la propaganda fascista, tpi.it

Laut offiziellen Angaben leben in Italien „in der absoluten oder fast absoluten Armut” 7 Millionen Bürger. Im Klartext heißt es, dass 10% der Italiener sich so ein Luxus wie drei Mahlzeiten am Tag, Lebensnotwendiges, ein Besuch beim Zahn- oder Familienarzt, ohne versichert zu werden, nicht leisten können. Immer mehr Italiener, die früher eher zu der Mittelschicht eingestuft wurden, müssen Hilfe bei karitativen Organisationen suchen.8)In Italia 7,2 milioni di poveri, lastampa.it

Über solche Probleme verdrehen sich Boldrini oder Emanuele Fiano nicht den Kopf. Sie erfüllen ja den Auftrag (und das gegen eine gute Entlohnung – etwa 10 000 Euro pro Monat von den italienischen Steuerzahlern geschenkt), um Italien endgültig von den Spuren der schmachvollen Vergangenheit zu befreien. Und wenn ihr Auftrag vollendet wird und jegliche Spur des Faschismus verschwindet, dann wird es sicherlich keine Armut mehr in Italien sein und soziale Gerechtigkeit wird im ganzen Land triumphieren.

Jeder Italiener soll also auf der Hut sein: wenn in den kommenden Wahlen die Mitte-Linken mit ihrer Koalitionen, und mit ihr auch alle „Veteranen”, verlieren, wird dem Faschismus, der vor der Tür wartet, die Tür offen stehen.

Daniel Moscardi für Gefira, Dezember 2017

References   [ + ]

1. Firenze, “bandiera nazista appesa nella caserma dei carabinieri”. La Pinotti: “Chiarimenti rapidi e misure rigorose”, IlFattoQuotidiano.it
2. Minister of Defence, difesa.it
3. ISTIGAZIONE AL FASCISMO – DI IGNORANTI, TEPPISTI E DELATORI. E aspiranti brigatisti, maurizioblondet.it
4. Fondi statali per i partigiani: ecco il tesoretto antifascista, ilgiornale.it
5. Ecco i capolavori fascisti che la Boldrini vorrebbe abbattere, secoloditalia.it
6. Emanuele Fiano, wikipedia.org
7. Cosa dice la legge Fiano contro la propaganda fascista, tpi.it
8. In Italia 7,2 milioni di poveri, lastampa.it

Leave a Reply

Your email address will not be published.

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>


Gefira bietet eingehende und umfassende Analysen und wertvollen Einblick in die neuesten Geschehnisse, mit denen die Anleger, Finanzplaner und Politiker vertraut sein müssen, um sich für die Welt von morgen vorzubereiten. Die Texte sind sowohl für Fachleute als auch für nicht berufsorientierte Leser bestimmt.

Jahresabo: 10 Nummer für 225€
Erneuerung: 160€

Das Gefira-Bulletin ist auf ENGLISH, DEUTSCH und SPANISCH erhältlich.

 
Menu
More