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Nach Draghi beginnt die Euro-Krise 2020

2015 begann die Europäische Zentralbank Geld zu drucken. Seit dieser Zeit stieg ihre Bilanzsumme auf 4,4 Billionen Euro (5,3 Billionen Dollar). Es ist die höchste Bilanzsumme von allen Zentralbanken der Welt – zum Vergleich: die Bilanzsumme der FED beträgt 4,4 Bill. Dollar, der Japanischen Zentralbank BoJ 4,6.

Innerhalb der letzten 2,5 Jahre kaufte die EZB Anleihen für die unglaublichen 2,5 Bill. Euro, darunter Staatsanleihen der übermäßig verschuldeten PIGS-Länder. Die italienischen 10-jährigen Staatsanleihen haben zurzeit Rendite von 2%, die spanischen 1,5%. Hätte die EZB ihre Anleihen nicht massenweise gekauft, wären sie viel höher und somit die Länder insolvent. Die EZB wirkt also auf die Länder Südeuropas demotivierend, wenn es um Sparen geht, sie verwöhnt sie mit dem gedruckten Euro, und sie müssen ihre Verschuldung nicht reduzieren. Unter Mario Draghi druckte die EZB zu Spitzenzeiten 80 Milliarden Euro pro Monat. Zurzeit wurde die Summe auf 30 Mrd. begrenzt. Im September endet aber die Amtszeit Draghis, und sein Nachfolger wird höchstwahrscheinlich Jens Weidmann sein, dessen Kandidatur von Merkel und Schäuble unterstützt wird. Die südeuropäischen Länder wehren sich dagegen, denn Weidmann ist für seinen härteren Kurs bekannt: wenn er gewählt wird, dann wird er die Druckmaschine in Frankfurt am Main wohl ganz ausschalten.

Die Deutsche Sparer werden sicherlich dadurch vor Minusverzinsung geschützt und ihre Ersparnisse werden gerettet. Es wäre ein Ende der EU-Planwirtschaft, die an die sowjetische Planwirtschaft erinnert, wo auch ärmere Republiken dank dem Druck des gemeinsamen Rubels überleben konnten, allerdings auf Kosten der wachsenden Verschuldung der Sowjetunion im Ausland und Verarmung der ganzen Gesellschaft. Es stellt sich aber die Frage: wer wird die Anleihen der eigentlich bankrotten PIGS-Länder in Zukunft kaufen? Ist seine Kandidatur nicht etwa eine Vorbereitung auf den Zerfall der EU, die uns jetzt mal als eine Teilung in Europa zwei Geschwindigkeiten verpackt wird?

Das Ziel der ultraexpansiven Politik Draghis war die Stabilität der Eurozone, Belebung ihrer mauen Konjunktur und Rückkehr der mäßigen Inflation, die gut für die Wirtschaft ist. Wahr ist leider, dass bis dato die Ziele der EZB nicht erreicht wurden. Die angestrebte Inflationsmarke von 2% ist entfernt,1)Annual inflation down to 1.4% in the euro area, Eurostat, 17 January 2018.da die niedrigen Zinsen nur Kreditvergabe für Immobilien ankurbelten, und gar nicht zu mehr Investitionen in der Wirtschaft führten. Die Politik der EZB ist also asymmetrisch wie architektonisch ihr Sitz in Frankfurt – begünstigt die südeuropäischen Länder und benachteiligt den künftigen Wohlstand der „Nordeuropäer“. Die Defizite der Schuldenstaaten werden gerettet, die Löcher in den Bilanzen der Banken verstopft, doch viele Unternehmen werden dadurch gelähmt, weil ihre Finanzierungskosten bei null liegen und sie müssen sich nicht anstrengen, gute und innovative Produkte zu produzieren, um zu überleben. Seit 2009 wuchs die Realwirtschaft in Deutschland (seit der letzten Krise) nur um 14 Prozent, unterdessen legte der DAX um 220 Prozent zu. Die Asymmetrie der EZB Politik betrifft also auch die Finanzmärkte. Draghi befeuert die Blasenbildung und will nicht von der neuesten Geschichte Asiens lernen. Mitte der achtziger Jahre begann die japanische Zentralbank Zinsen zu senken, da sie den Yen total überbewertet fand. Die Folge war die Bubble Keiki,2)Bubble Economy, wikipedia.org, 10 Oktober 2017.Blasenhochkonjunktur auf dem japanischen Aktien- und Immobilienmarkt. Ende 90-er Jahre lagen die Zinsen bei null, Investitionstätigkeit stagnierte, die ausländischen Investitionsfonds nahmen Kredite zu günstigen Bedingungen in Japan auf und legten es in Schwellenländer wie Malaysia, Südkorea oder Indonesien ein. 1990 kam der Börsenkrach – der Nikkei stürzte um 40% ab. Das Kind ist in den Brunnen gefallen – die Krise erweiterte sich auf die neuen asiatischen Tiger, wo auch überinvestiert wurde. 1997 brachen Aktienkurse in Kuala Lumpur, Seoul und Jakarta ein, wo Wachstum auch auf Pump finanziert wurde. Die Zentralbank Japans blieb aber unbelehrbar wie die EZB heute: sie senkte den Leitzins immer wieder, um weiteren Krisen vorzubeugen. Seit 2016 gilt da sogar Minusverzinsung, die reale Wirtschaft wächst aber kaum.

Hoffentlich wird sich die Geschichte nicht wiederholen und der künftige EZB-Vorsitzende vernünftigere Entscheidungen als sein Vorgänger und asiatische Kollegen treffen.

References   [ + ]

1. Annual inflation down to 1.4% in the euro area, Eurostat, 17 January 2018.
2. Bubble Economy, wikipedia.org, 10 Oktober 2017.

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