Präsident Trumps Politik ist eine Mischung aus militärischen Drohungen und Wirtschaftskrieg und sein Ziel ist die Rückeroberung einer hegemonialen Stellung für die USA; denn nur so glaubt er insbesondere China, einen erstarkenden Widersacher, im Zaum halten zu können. Peking war und ist sehr erfolgreich darin, sich technisches Know-how anzueignen und seinen Einfluss weit über die eigenen Grenzen hinaus auszuweiten; was Zentralasien und den pazifischen Raum angeht, hat es insoweit im Vergleich zu den Amerikanern den Vorteil der geografischen Nähe. Als 2013 Trump für das Präsidentenamt kandidierte, schrieben wir:
“Trumps Kriegsrhetorik kommt bei seinen Unterstützern gut an und geht einen Schritt weiter als Obamas Beschwörung der amerikanischen Außergewöhnlichkeit. In New Hampshire war Trump nicht weit von einer Kriegserklärung an China entfernt. Denn er sagte folgendes: ‚Schaut euch an, was China gemacht hat, sie haben unser Geld genommen, unsere Arbeitsplätze, unsere Industrie, und wir schulden ihnen 1,5 Billionen Dollar, das ist wie ein Zaubertrick, sie haben alles genommen und wir schulden ihnen Geld.‘ Trump hat seinen Zuhörern nicht gesagt, dass die Rückverlagerung von Arbeitsplätzen in die USA teuer werden wird. Chinas Pro-Kopf-BIP liegt bei ungefähr 7.500 Dollar, das der USA bei ungefähr 55.000 Dollar. Trumps Chinarhetorik ist unmissverständlich: China hat gestohlen, was den USA gehört, und es gibt keinen Grund, die US-Schulden an China zu bezahlen. Die Welt sollte sich darauf einstellen, dass Herr Trump der 45. Präsident der USA wird.“
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Präsident Trump möchte der gesamten Welt seinen Willen aufzwingen, aber wenn man bedenkt, dass die USA heute in Konflikt mit Kuba, Venezuela, Iran, Syrien, Russland, China und Nord-Korea sind, ist mit einem großen Krieg in nächster Zeit nicht zu rechnen, umso mehr, wenn man sich vor Augen hält, wie festgefahren die militärische Lage in Afghanistan, dem Irak, Pakistan, Jemen und Libyen ist. Washington verfügt aber über eine Reihe von weiteren Optionen und die beinhalten:
- Das Entfesseln von Stellvertreterkriegen wie z.B. die Finanzierung afghanischer Widerstandskämpfer gegen die Russen in den 1980-ern.
- Die Verhängung von Wirtschaftssanktionen und das Einfrieren ausländischer ‘feindlicher’ Gelder. Das funktioniert sehr gut gegen kleine Länder. Es scheint gegen den Iran weniger und gegen Russland gar nicht zu funktionieren. China und Russland verstärken ihre Anstrengungen zum Aufbau eines alternativen Zahlungssystems und die Europäer – hier sei an Deutschlands Beteiligung am Nord-Stream-II-Projekt erinnert, gegen das die USA massiv zu intervenieren versuchten – verweigern insoweit den USA ihre Gefolgschaft.
- Die Entfesselung von Farben-Revolutionen, wie die orange-farbige Revolution in der Ukraine im Jahr 2004 oder die grüne Revolution im Iran 2009. Diese Strategie hat nicht immer die erwarteten Früchte getragen; die Versuche, die venezolanische Regierung zu stürzen, sind bisher gescheitert.
Nebenbei halten wir fest, dass diese Revolutionsstrategie auch von den Feinden des Westens angewandt werden kann. Solche Revolutionen können nur in politisch und wirtschaftlich instabilen Gesellschaften ausbrechen und diese Vorbedingung besteht–vermehrt – auch in den USA und Europa, wo sich die ethnischen und religiösen Gräben vertiefen. Der Iran, Russland und China können Minderheiten in Europa mit Waffen ausrüsten und auf diese Weise diese Länder von innen destabilisieren, wie es die Amerikaner in Syrien vorgemacht haben. Die türkische Regierung verfügt über ein weites Netz von Diyanet-Moscheen, über das sie Waffen in den Vorstädten von Paris, Lyon und Marseille ausgeben kann.
Washington kann sich nicht entscheiden, welche Außenpolitik es verfolgen will. Die Demokraten wollten die US-Einmischung im Mittleren Osten und insbesondere in Syrien fortsetzen, wo unter Obamas Präsidentschaft Gotteskrieger ohne Berücksichtigung ihrer politischen Haltung bewaffnet wurden, solange sie für den Sturz von Präsident Assad zu kämpfen bereit waren.4 Die jüdische Lobby in Washington macht Stimmung für einen Waffengang gegen den Iran, der jedoch sehr teuer werden dürfte. Die von Teheran geschmiedete Koalition aus dem Libanon, Syrien und dem Irak wird als unmittelbare Bedrohung Israels angesehen, was bedeutet, dass Tel Aviv früher oder später dafür sorgen wird, dass die USA den Iran bombardieren. Der israelische Luftschlag gegen die irakischen Atomforschungseinrichtungen von 1981 ist hier gewissermaßen der Präzedenzfall.
Source: AIPAC pro-Israel Lobby
Obwohl die große Mehrzahl von Trumps Wählern keinen Krieg gegen den Iran will, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Spannungen eskalieren werden. Die Türkei hat bereits klar gemacht, dass sie nicht bereit ist, einen höheren Ölpreis zu akzeptieren und dass sie versuchen könnten, die Sanktionen zu umgehen. Es gibt Gerüchte, die besagen, dass die Chinesen nicht mehr iranisches Öl kaufen.6 Es ist davon auszugehen, dass die Chinesen sie in die Welt setzten, um die US-Regierung hinter die Fichte zu führen. Die Weltwirtschaft kann sich höhere Energiepreise nicht leisten. Sollte der Benzinpreis an den Tankstellen wegen eines weiteren unnötigen Kriegs nach oben gehen, wird das Trumps Chancen auf Wiederwahl am 3. November 2020 sicherlich nicht verbessern.- Alas! Read more in Gefira 34