Der europäische Blickwinkel. Auf dem Weg in die Welt von Morgen.




Die Welt verändert sich und wehe dem Politiker, der im Trott geopolitischen Denkens von gestern steckt

Die Welt verändert sich und wehe dem Politiker, der im Trott geopolitischen Denkens von gestern steckt. Manchmal kann fast ein einzelnes Jahrzehnt einen globalen Wandel bewirken. Denken Sie mal an China: Dieser schwache Koloss, der vor ungefähr hundert Jahren von Kolonialmächten zerrissen wurde, wurde schließlich zum bevölkerungsreichsten kommunistischen Land der Welt. Als solches schloss es sich natürlich seinem älteren sowjetischen Bruder an, und dieses ideologische Bündnis stellte sich als große Bedrohung für den Westen heraus. Als nächstes kam Nixon mit seinem genialen politischen Geschick und China wurde zum Rivalen der Sowjetunion, zur großen Freude Washingtons. Und dann, als die vom Reich der Mitte angenommene kapitalistische Wirtschaft Peking in die Umarmung des Westens zu führen schien und es fest im globalen Finanzsystem verankerte, hat sich China allmählich zu einer aufstrebenden Supermacht entwickelt, zu einem Herausforderer, mit dem man rechnen muss. Gegenwärtig verfolgt Peking eine eigene, ehrgeizige Politik, die mehr nach Moskau als nach Washington ausgerichtet ist.

Ähnliches gilt für die Türkei. Als kranker Mann Europas am Ende des neunzehnten und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, kurz vor dem Zerfall in den frühen zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, erholte sie sich langsam und baute einen Teil seiner früheren Größe wieder auf. Im westlichen Militärverteidigungssystem verankert, war das Land ein verlässlicher Halt der freien Welt im Nahen Osten und ein Brückenkopf für mögliche Operationen gegen den Erzfeind des Westens: die Sowjetunion. Dennoch nicht zu lange. Mit dem Auftauchen des „ersten Landes der Arbeiter und Bauern“ und dem politischen Erdbeben in den folgenden zehn Jahren scheint sich die Türkei von ihrer pro-westlichen und säkularen Politik zu trennen und die großen Ambitionen der Bevölkerung zu beleben, das schon lange nicht mehr existierende Osmanische Reich wiederaufzubauen. Auch Ankaras Treue zur NATO ist nicht selbstverständlich. Mit dem Kauf des russischen Luftverteidigungssystems S-400, das offen gegen Washingtons Wünsche gerichtet ist, zeigt die Türkei ihre Souveränität wie kaum ein anderer amerikanischer Verbündeter.

Stehen wir vor einer Neuausrichtung der Allianzen im Nahen und Fernen Osten? Die Februar-Ausgabe des Gefira-Bulletins versucht, ein Licht auf die Problematik zu werfen. Read more

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