Der europäische Blickwinkel. Auf dem Weg in die Welt von Morgen.




Aaiun Nin hilft einer alten Stadt im Kampf gegen Intoleranz

Black skin in the forsaken outback
of the world
both concrete and jungle
in varying states of decomposition
and men in a corner
ordering girls to smile
stiff with rigor mortis
all bones no flesh 

Aaiun Nin wurde in Angola geboren. Sie ist Aktivistin und – wie viele schwarze Männer und Frauen – Dichterin. Sie schreibt über das wichtigste und am weitesten verbreitete globale Problem: Rassismus und die traurige Lage von Menschen mit nicht heterosexueller Orientierung. Ihre Gedichte erzählen von sexueller Gewalt, religiösem Fundamentalismus und patriarchalischer Gesellschaft in ihrem Heimatland und seit 2016 – dem Jahr, in dem sie den europäischen Boden betrat – von der Diskriminierung von Einwanderern und der systematischen Polizeigewalt, die in skandinavischen Ländern gegen farbige Menschen angewendet wird.

Heavy hands of grown people
Covering their mouths.
Scream in silence.
The first dying.
Body is a body
Body is a body
Flesh is not yours
Growing flesh of adolescence.
Unripe flesh ready for picking.

Aaiun Nin konnte wegen der unter ihren Landsleuten verwurzelten Homophobie nicht in Angola leben, weil das angolanische Gesetz die Ehe zwischen Personen des gleichen Geschlechts nicht anerkennt und weil die katholische Kirche die Bündnisse solcher Menschen missbilligt. Diese überdurchschnittliche Frau – sie beherrscht sechs Sprachen! – konnte in ihrem Heimatland sicherlich nicht weiterhin wohnen insbesondere mit ihrer gleichgeschlechtlichen Partnerin, und so verließ sie den Dunklen Kontinent, direkt Richtung Dänemark, wo sie einige Jahre verbrachte, um die Weltliteratur mit ihren Gedichten zu bereichern. Sie können Fragmente eines Gedichts zwischen den Absätzen lesen. 

Der Bürgermeister und die Behörden von Krakau, der zweitgrößten Stadt Polens, haben gerade beschlossen, der schwarzen Dichterin die Residenz in einer prächtigen Villa anzubieten (Foto). 2011 war Krakau dem Internationalen Netzwerk der Städte der Zuflucht (ICORN) beigetreten und beherbergte seitdem in der prächtigen Villa acht strafrechtlich verfolgte Schriftsteller(-innen) (Aaiun Nin ist die neunte) aus so verschiedenen Ländern wie Ägypten, Nordossetien (kleiner Teil Russlands im Kaukasus), der Türkei, dem Iran, Kongo, Libyen, Weißrussland und Syrien, d.h. aus Ländern, die mit dem Westen in Konflikt geraten sind. 

Heartbreak is stoned-face
mechanical
fingers on the trigger of whatever shape a gun will take
shoots in the dark
ctr+del
self-destructs
esc+del
fighting against the will to live.

Aaiun Nin ist zur richtigen Zeit nach Polen gekommen. Als erfahrene Aktivistin und erfahrene Rednerin wird sie in der Lage sein, poetisch auf alle Überreste der patriarchalischen Gesellschaftsstruktur der polnischen Nation hinzuweisen, der katholischen Kirche zu helfen, ihre feindliche Haltung gegenüber den LGTB-Leuten zu überdenken, die jüngeren Generationen mit Toleranz und Akzeptanz gegenüber allen sexuellen Orientierungen zu erfüllen, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen und die Polizei für die psychologische Fragilität von Einwanderern zu sensibilisieren.

that some of us
can stick to the first dying
push against the second third fourth
hold on to whatever flesh is left
call it our own
heartbroken
still smiling
maybe out of delirium 

Photo von Aaiun Nin, Kraków Otwarty na Świat

Abschnitte aus einem Gedicht von Aaiun Nin zititert in Klimaaksjon / Norwegian Writers’ Climate Campaign ?? NWCC. 

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