Am 10. März 2020 veröffentlichte der Kantonsrat in Lausanne an die Gemeinde Maudon, dass ein Aushängen der tibetanischen Flagge an öffentlichen Gebäuden nicht mit der Politik des Außenministeriums in Bern übereinstimme. Die Protestierenden Tibetaner, die in der Schweiz ihre neue Heimat und Schutz vor der chinesischen Diktatur gefunden hatten, durften an diesem Tag ihres traditionellen Protests (des Gedenktages des tibetanischen Aufstandes) ihre Meinungsfreiheit nicht manifestieren.
Früher waren chinesische Diplomaten wie erschrockene bzw. desorientierte Schäfchen, die zwischen den Russen und Amerikanern, den Bären und Schäferhunden, herumliefen. Nun ist der chinesische Drache wiedergeboren. Jetzt sind sie eher wie schlaue Füchse: Sie unterwandern die westlichen Demokratien, indem sie statt Spione ihre Diplomaten im Bereich Kultur, Zusammenarbeit an internationalen Projekten, freier Handel agieren lassen. Beijing erreicht seine Ziele, indem es sein positives Bild im Ausland gestaltet.
2017 wurden protestierende Tibetaner während des Besuchs des Genossen Xi verhaftet. Den Eidgenossen in Bern stört es nicht seit den 1970er für die Zusammenarbeit mit China zu setzen. Es begann schon 1949 als das Land der Banken, Käse- und Uhrmacher als eins der ersten die neu entstandene Volksrepublik Chinas anerkannte. China blieb dankbar und unterzeichnete im Kalten Krieg und auch immer wieder in den nächsten Jahrzehnten neue Verträge mit dem Land im gebirgigen Herzen Europas. Am wichtigsten war der Vertrag über den freien Handel vom Jahr 2013. Dieser wurde nie von Brüssel oder Washington in Frage gestellt. Während kurz danach deglobalisierende Maßnahmen die Weltbühne unter Trump dominierten, wie etwa die gegen TIPP und CEFTA, blieb Bern dem aus dem Globalismus profitierenden Beijing treu. Die Schweiz, Griechenland, Serbien, Montenegro, die am Rande der Interessen Washingtons und Brüssels stehen, sind ein Übungsplatz Chinas in Europa. Das Reich der Mitte kommt und kauft sich Piräus (Griechenland größten Hafen), kommt da, wo NATO-Bomben ihre Botschaft und die wichtigste Brücke in der Stadt zerschmetterten und baut sie wieder auf. Es eröffnet seine Kulturinstitute überall im Westen, so wie Erdoğan sein Netz durch Diyanet wie eine Spinne webt, und die westlichen Regierungen schlucken diese schwer verdauliche, chinesische Suppe in Form von Foren, NGOs, Stipendien, Studentenaustauschen, einer übergreifenden Zusammenarbeit. Noch vor der Pandemie versicherte der Schweizer Präsident Maurer während seines Besuchs in Beijing, und das trotz der damals massiven Repressionen gegen Tibetaner und Uiguren, von seiner Unterstützung für die Neue Seidene Straße.
Professor Ralph Weber (Uni Basel) durchleuchtete die Verbindungen zwischen der Schweizer Unternehmen und der Kommunistischen Partei Chinas: In den Vorständen vieler Schweizer Konzerne sitzen Genossen vom Fernen Osten – bei Nestle, UBS, SWISS RE.
China erzwang von der Türkei Deportationen von den sich da im Exil befinden Uiguren zurück nach China. Der Schweiz sind sie auch egal, sie ist merkantil bis zum es geht nicht mehr weiter. Und da, wo es High-Tech und innovative Lösungen gibt, da gibt es auch chinesische Tentakel.