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Afghanistan

Als Joe Biden den chaotischen Rückzug der US-Armee begann, musste er nicht bei Verstand sein. Danteske Szenen auf dem Flughafen in Kabul, 70 000 afghanische Mitarbeiter der US-Armee, die nicht evakuiert werden konnten, militärische Ausrüstung im Wert von 7 Mrd. Dollar, die den Taliban überlassen wurden – das nennt man Verrat, das nennt man Schande. Aber Joe blieb unberührt und regierte weiter.

Nun sagt Trump, dass der Stützpunkt in Bagram wieder erobert werden sollte. Und warum? Weil wieder gegen die Taliban gekämpft sein soll? Von wegen. Es geht um große geopolitische Pläne.

Einfache Antwort ist: Der Stützpunkt befindet sich nur eine Stunde Fahrt von den chinesischen Werken, die Atomwaffen produzieren.

Im breiteren Kontext geht es aber auch um Rohstoffe. Der Rückzug der USA hat China, das die Taliban-Regierung zwar offiziell nicht anerkennt, aber intensive Wirtschaftsverhandlungen mit ihr führt, Raum eröffnet. Afghanistan hat riesige Reserven an Kupfer, Lithium, Kobalt, Gold, Uran und seltenen Erden – schätzungsweise bis zu 3 Billionen Dollar wert. Es sind eben die Rohstoffe, die für die Herstellung von Batterien, Elektronik und grüner Energietechnologie entscheidend ist, was genau China braucht. Eines der größten Projekte des Reiches der Mitte in Afghanistan ist Mes Aynak – eine riesige Kupfermine. Aber das ist noch nicht alles. Afghanistan könnte ein Bodenkorridor sein, der China mit dem Iran, dem Nahen Osten und Europa verbindet. Deswegen investiert China da im Rahmen der Neuen Seidenen Straße in Straßen, Eisenbahnen und Energiesektor. 

Die Taliban sind auch nicht dumm und investieren in das eigene Land. Das krasseste Beispiel dafür ist ein Riesenprojekt der Taliban – der Kosh Tepa-Kanal. Sein Ziel ist es, Wüstenland durch die Ableitung von Wasser aus dem Amudarja-Fluss in fruchtbare landwirtschaftliche Flächen zu verwandeln. Es ist eine Investition von enormer wirtschaftlicher, aber auch politischer Bedeutung – sie zeigt, dass die Taliban trotz fehlender internationaler Anerkennung einen Staat aufbauen wollen.

Eine mögliche Intervention der USA in Afghanistan würde auf Reaktion Chinas stoßen und Spannungen zwischen Washington und Peking zuspitzen, was mit neuen Zöllen und Handelskriegen enden könnte. China begrenzt schon jetzt etwa die Ausfuhr der seltenen Erden aus seinem Land und vielleicht deswegen schaut sich Trump danach in anderen Ländern um.

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