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Star Wars für die gespaltene Seele Amerikas

Die letzte Episode des erfolgreichen Films – Star Wars – erzählt eigentlich viel weniger von den Sternen im Weltraum und viel mehr über Kultur- und Sozialpropaganda. Was am wichtigsten ist: der Film widerspiegelt die immer größere Entmündigung der von Rassen und Geschlechtern besessenen liberalen Oberschicht und aller anderen.

Der Film läuft endlich in Kinos, das Geld begann zu fließen und schließlich kamen auch seine ersten Rezensionen. Das Ergebnis? Auf den wichtigsten Websites für Rezensionen Metacritic und Rotten Tomatoes äußern sich die Kritiker äußerst positiv darüber, die Zuschauer aber nicht, und viele fragen sich warum.

Einige versuchten es bereits zu erklären: die guten Rezensionen wurden aus der wissenschaftlichen Sicht geschrieben, die schlechten sind wegen der Internet-Trolle zu finden.1)Did Audiences Enjoy ‘Star Wars: The Last Jedi’? Deciphering Online User Reviews From Exit Polls, Deadline Hollywood 2017-12-17.Nein, es gibt nichts Wissenschaftliches in den subjektiven Meinungen, selbst wenn sie (angeblich) die Mehrheit derer repräsentieren, die sie zur Sprache bringen. Wissenschaft ist objektiv , oder sollte mindestens so sein.

Trolle, mehr Trolle,2)Are Negative ‘Star Wars: The Last Jedi’ Online Audience Reviews the Result of Trolling?, Comicbook 2017-12-17.und schließlich, der Russische Eingriff3)(Star Wars: The Last Jedi’ has low initial audience scores, Cnet 2017-12-16..

Das ist der Schlüssel zum Rätsel der unterschiedlichen Rezensionen – die Diskrepanz resultiert aus dem Standardprofil eines Filmkritikers: er hat Abschluss in liberalen Geisteswissenschaften, was durch seine Geschwätzigkeit und sein billiges Herumstolzieren mit „Tugenden“ leicht zu erkennen ist. Er lässt sich leicht von den Hauptdarstellern, die symbolisch aus ethnischen Minderheiten gewählten wurden, und von den mächtigen Frauen in Hauptrollen faszinieren. Wenn der Film seine ideologischen Vorlieben befriedigt (nicht einmal so sehr, um fair zu sein), punktet er ihn wegen der darin dargestellten Mannigfaltigkeit und Gleichheit hoch. Der durchschnittliche Filmbesucher interessiert sich wahrscheinlich nicht so sehr für Politik. In einem Land, in dem eine “entscheidende” Wahl wie die letzte stattfindet, beträgt die Wahlbeteiligung 55%. Die mit Abstand größte Partei repräsentieren diejenigen, die zu Hause bleiben. Im Vergleich dazu wird bei wichtigen Wahlen in Europa leicht eine Wahlbeteiligung von 80% erreicht.

Also wenn das Publikum nicht in die Politik engagiert ist, interessiert sie sich vielleicht auch nicht für die markante Figur einer starken und unabhängigen Frau, die einen geradlinigen weißen Mann, Symbol des Bösen in der Menschheit, in einem Duell mit Lichtschwert austrickst , um toxische Männlichkeit auszurotten.4)Toxic Masculinity is the True Villain of Star Wars: The Last Jedi, Den of Geek 2017-12-15.Der nicht-politisch voreingenommene Kinogänger erwartet eine nette Handlung mit unvorhersehbaren Wendungen, spannenden Kampfszenen und einigen Elementen Rückschau auf vergangene Episoden; und er bekommt das diesmal nicht. Die Handlung enttäuscht.

Dann gibt es die andere Seite des politischen Spektrums, die Unterklasse, die Nase voll hat – von zunehmenden totalitären Tendenzen der Identitätspolitik der “liberalen” linken Parteien und von ihren ständigen Versuchen, ihren politischen Glauben allen aufzuzwingen. Die neue Mode der liberalen Elite, die Mannigfaltigkeit, wird vom breiten Publikum abgelehnt, ähnlich wie eine Transplantation abgestoßen wird. Nichtsdestoweniger wird solche Politik weiter auf eine erbarmungslose und anstößige Weise betrieben. Die Politisierung des Sports verursacht bereits einen Rückgang der Zuschauer der NFL (der amerikanischen Fußballorganisation). Die Unterhaltungsbranche ist also auch nicht immun gegen solche Versuche. Die Forderungen nach “Diversifizierung” der Darsteller wiederholen sich regelmäßig.

Die letzten beiden Gruppen repräsentieren die “Benutzerbewertung” und die ist nicht positiv. Der Punkt ist jedoch: Es ist die Reaktion der Kritiker auf das Publikum mit einer unterschiedlichen (was für eine Ironie!) Meinung. Hier beginnen die Vorwürfe des Trollings oder der russischen Einmischung, aber sie zeigen auch die Unsicherheit der Kritiker und vor allem ihre Unfähigkeit, mit einer gegenteiligen Meinung umzugehen. Genauso wie die liberale politische Elite nicht akzeptieren kann, dass die Welt, die Obama in den letzten 8 Jahren aufbaute, eine negative Bewertung von den Wählern erhielt, die sich für den (theoretisch) radikalen Wechsel durch die Wahl von Donald Trump entschieden, ebenso kann ein liberaler Filmkritiker, eine negative Rezension eines Werks, das seine ideologische Präferenz widerspiegelt, nicht akzeptieren.

Schauen wir uns die Auswirkung dieser berüchtigten Mitbeteiligung an Trophäen in den Köpfen der neuen Generationen an: sie wissen nicht, wie man eine Niederlage, oder irgendeine Gegenmeinung überhaupt akzeptiert. Sie wuchsen auf, überzeugt davon, dass “jeder auf seine Art etwas Besonderes ist”, dann kam Facebook und nun sind es nur „likes” oder „unlikes“ erlaubt, was zur Entstehung einer Denkweise beitrug, in der eine Gegenmeinung nicht erlaubt ist.

Wenn es sie doch gibt, dann muss sie von irgendwelchen bösartigen Agenten … aus Russland kommen. Vor einem Jahr, in einem unserer Artikel Russland ist an allem schuld5)Russland ist an allem schuld, Gefira 2016-12-22.machten wir auf einen Trend aufmerksam: für jede politische Schlappe der westlichen Elite wurde Russland verantwortlich gemacht. Wir hatten Recht: die Fälle der angeblichen russischen Einmischung bei der Wahl Trumps und im Brexit sollten sich bis auf das Referendum in Italien ausgeweitet haben. Laut Joe Biden6)Biden: “Referendum costituzionale, la Russia ha aiutato Lega e M5s”. La replica: “Insinuazioni inaccettabili”, Repubblica 2017-12-8.gehören der Aufstieg (und Niederlage) von Marine Le Pen bei den französischen Wahlen und zuletzt die grüne US-Politikerin Jill Stein zu den amüsantesten Fällen dieser Paranoia.

Es stellt sich jedoch heraus, dass der russische Sündenbock auch außerhalb der traditionellen Grenzen der Politik agiert, denn alles ja zunehmend politisiert wird. Daher sind sogar negative Rezensionen zum Star Wars-Film ein Ergebnis der russischen Sabotage.

Wenn Millennials, die Generation Y, die vor Gegenmeinungen von Pädagogen und sozialen Medien geschützt wurde und somit nicht in der Lage ist, damit umzugehen, sich jetzt mal auf dem Arbeitsmarkt behaupten werden muss, sind ihre Aussichten nicht viel versprechend. Wenn Sie denken, dass das schlimm ist, denken Sie daran, dass die neuen Gefolgsleute auf den Universitäten nun darum kämpfen, die freie Meinungsäußerung zu unterdrücken, weil sie die Gefühle anderer verletzen könnten. Letztes Jahr schrieben wir zum Schluss unseres Artikels “mal sehen, was kommt”. Dieses Mal formulieren wir es anders: „Seid auf etwas Schlimmeres bereit!“

References   [ + ]

1. Did Audiences Enjoy ‘Star Wars: The Last Jedi’? Deciphering Online User Reviews From Exit Polls, Deadline Hollywood 2017-12-17.
2. Are Negative ‘Star Wars: The Last Jedi’ Online Audience Reviews the Result of Trolling?, Comicbook 2017-12-17.
3. (Star Wars: The Last Jedi’ has low initial audience scores, Cnet 2017-12-16.
4. Toxic Masculinity is the True Villain of Star Wars: The Last Jedi, Den of Geek 2017-12-15.
5. Russland ist an allem schuld, Gefira 2016-12-22.
6. Biden: “Referendum costituzionale, la Russia ha aiutato Lega e M5s”. La replica: “Insinuazioni inaccettabili”, Repubblica 2017-12-8.

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