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Frankreich vor der Wahl?

Frankreich befindet sich in einer schweren politischen Krise. Sie wird sich spätestens vor den Präsidentenwahlen im April 2022 zuspitzen.

Macrons Regierungen zeigten wie sehr die französischen Eliten von ihrem Volk entfernt sind. Die größten in der Geschichte des Landes Straßenproteste (seit der Französischen Revolution im 18. Jahrhundert) der Gelben Westen, Massenstreiks gegen die geplante Rentenreform und die im Vergleich zu anderen, etwa osteuropäischen Ländern, äußerst starke Anti-Lockdown-Bewegung zeigten, dass Macrons Legitimität eher von der Rotschild-Bank, wo er seine glänzende Karriere begann, als vom Volk kommt. Die Guillotine des Volkes kann aber im Frühling nächsten Jahres alle drei Hauptkandidaten für das Amt im Élysée-Palast enthaupten, Entschuldigung, von der politischen Szene wegfegen. Wer wird nämlich angesichts der kommenden Herbstviruswelle und steigender Preise auf dem Bauernmarkt an Macrons Versprechen der Belebung durch Entwicklung der klimaneutraleren Wirtschaft glauben? Wer wird an seinen „republikanischen Patriotismus“ glauben, in dem Land, wo muslimische Vereine, dicht verflochten mit arabischen Klans, die Straßen der Großstädte regieren? Wo pensionierte Generäle offen zum Putsch aufrufen, um „in einer gefahrvollen Mission ihrer zivilisatorischen Werte und ihrer Mitbürger auf dem nationalen Territorium zu schützen“?1)Frankreich: Pensionierte Offiziere drohen mit Putsch, Handelsblatt 2021-04-28. Wer wird denn Le Pen glauben, die sich von den von ihrem Vater gut überdachten konservativen Ideen immer mehr distanziert, indem sie z.B. die Idee des Rückzugs aus dem Schengen-Abkommens völlig verworfen hat? Wer wird daran glauben, dass ihre Forderung das Renteneintrittsalter von 62 (das niedrigste in den OECD-Ländern) auf 60 zu senken angesichts der kommenden Inflation und des Schuldenberges Paris sinnvoll und realisierbar ist? Bildungsfremde Migranten, die schrumpfende Mittelschicht oder gut ausgebildete Eliten? Le Pen und Macron nähern immer mehr einander, wie Feinde, die zu lange gegeneinander in ihren Schützengräben aufeinander geschossen haben. Le Pen verzichtet auf „radikale“ Ideen und Macron schlug sein Sicherheitsgesetz vor, um die Beamten zu beruhigen. Dient Le Pen mit ihren Vorschlägen zur Rentenreform nicht etwa den Bankiers, denen die Schulden Frankreichs gehören und die die Pleite jeden Staates herzlich willkommen? Die Umsetzung ihrer Idee des früheren Einstiegs in die Rente würde das Defizit des Rentensystems verdoppeln (um etwa 37 Mrd. Euro)2)Christopher Dembik, Saxo Bank, interner Bericht für Kunden der Bank, 27.07.21.. Apropos Ausgaben: als Macron, der Superspezialist für Finanzen, 2017 sein Amt betritt, gaben französische Ministerien 3 Mrd. Euro aus. Mit seinem Zauberstock schafft er es nächstes Jahr bis auf 11 Mrd. der gemeinsamen Währung jährlich.

Der dritte Kandidat, der angeblich (laut Leitmedien) für etwas Wirbel bei den Wahlen sorgen kann ist Xavier Bertrand. Der ehemalige Minister von Sarkozy und Abgeordnete seit 12 Jahren ist ja aber ein im Ärmel vorbereiteter Trumpf der Eliten, der im richtigen Moment rausgezogen wird – falls Macron zu scheitern beginnt. Sein Programm liegt zwischen Rechts und Mitte, die Einzelheiten bleiben, wie in Frankreich üblich, bis zum letzten Moment geheim – das ist eben die bekannte Transparenz der bekanntesten, etablierten Parteien des demokratischen Westens Europas. Unwichtig, was er vor sich redet – sein Charisma ist gleich der Merkel’schen, also null.

Für den echten Wirbel wird unserer Meinung spätestens die „Straße“ sorgen. Erinnern Sie sich bitte an Peppe Grillo in Italien, der vom Komiker zum Rammbock gegen die erstarrten, alten politischen Parteien wurde. 1981 erreichte ein anderer Komiker Coluche 15% der Stimmen in den Präsidentenwahlen in Frankreich. Auch der neueste Fall des ukrainischen Präsidenten lehrt uns, dass man mit dem richtigen Finanzier wie Kolomojskyj den Gipfel in der Politik erreichen kann, auch wenn man früher nur für Unterhaltung der breiten Massen im Kabarett sorgte.  Somit sind die Gestalten wie Eric Zemmour (rechtsradikal, aber jüdisch-algerischer Abstammung) oder der Komiker und Schauspieler Jean-Marie Bigard, der so krass die Gelben Westen repräsentierte, potenzielle Kandidaten für das Amt eines der wichtigsten Länder Europas, wenn die Grundwurzelbewegungen das Steuer des Landes von der Straße her übernehmen oder wenn die Drahtzieher des Weltgeschehens sich das wünschen. Wählen Sie selbst, welche Variante Sie überzeugen wird. Die rein sprachliche Analyse der Namen einiger Parteien Frankreichs deutet ja auch auf eine „Revolution“ hin: die linksradikale France Insoumise (Unbeugsames Frankreich) von Jean Luce Mélenchon, Parti animaliste (Partei der Tiere) – zu viel Orwell gelesen? – von Hélène Thouy, La République en marche (Die Republik in Bewegung) von Macron und anderen Bankiers. Wählen Sie selbst, liebe Franzosen.

1 Frankreich: Pensionierte Offiziere drohen mit Putsch, Handelsblatt, 2021-04-28.

2 Christopher Dembik, Saxo Bank, interner Bericht für Kunden der Bank, 27.07.21.

References   [ + ]

1. Frankreich: Pensionierte Offiziere drohen mit Putsch, Handelsblatt 2021-04-28.
2. Christopher Dembik, Saxo Bank, interner Bericht für Kunden der Bank, 27.07.21.

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