Erklärte Ziele – echte Ziele

Unter den achtundzwanzig Punkten des von den Amerikanern ausgearbeiteten Friedensvorschlags befindet sich einer, der – falls vereinbart – allen Teilnehmern des Konflikts in der Ukraine Amnestie verspricht. Dieser Punkt offenbart eine Menge.

Seit langem werden wir mit dem Narrativ gefüttert, dass es die russischen Soldaten waren, die grausam und unmenschlich waren. Es wurden Geschichten gesponnen und tatsächlich Bilder in den Medien über die Gräueltaten der Russen an Ukrainern gezeigt. Erinnern Sie sich noch an das berüchtigte Butscha-Massaker? Das beabsichtigte Wortspiel auf Englisch – „Butchery in Bucha“ oderButchers from Bucha“ – und das Dorf selbst wurden sorgfältig und absichtlich ausgewählt, um die Schlagzeilen alarmierend klingen zu lassen?

Gleichzeitig wurden wir mit dem Narrativ gefüttert, dass sich ukrainische Soldaten galant verhalten. Sie sind nicht diejenigen, die Gräueltaten begehen, sie sind nicht diejenigen, die Zivilisten angreifen. So etwas machen nur diese bösen Russen. Nehmen wir die Richtigkeit solcher Aussagen an. Dann schlägt einer der Punkte der Friedensvorschläge über die Begnadigung der Täter von Kriegsverbrechen oder anderen Gräueltaten wie eine Bombe ein. Wenn es die Russen waren, die diese Verbrechen begangen haben, dann erstreckt sich die Begnadigung auf sie und nur auf sie, richtig? Warum wollen die Vereinigten Staaten die russischen Übeltäter in Uniform verschonen? Woher diese Großmut? Hat der kollektive Westen – die Vereinigten Staaten und die Europäische Union – Russlands Präsidenten nicht als Mörder bezeichnet, wollten die Kommissare ihn nicht in Den Haag vor Gericht stellen? Sie wollten keine geringere Figur als den russischen Präsidenten zur Rechenschaft ziehen: Sicherlich würden sie beim Umgang mit Figuren von geringerem Kaliber viel strenger sein!

Wenn Sie diesen Punkt des Friedensvorschlags lesen, erfahren Sie plötzlich, dass Gräueltaten und Kriegsverbrechen es nicht wert sind, strafrechtlich verfolgt zu werden. Versuchen die Amerikaner wirklich, die verhassten russischen Übeltäter zu schützen? Schlagen die Amerikaner wirklich vor, dass Gerechtigkeit nicht getan werden sollte? Nein, sicher nicht.

Wie immer müssen wir zwischen erklärten Zielen und echten Zielen unterscheiden. Erklärtes Ziel ist die Amnestie, etwas Verlockendes für die angeblich bis zum Hals mit Blut befleckten Russen. Das wahre Ziel istja, Sie haben es richtig erraten – der Schutz der ukrainischen Soldaten und der zahlreichen Söldner, die auf ukrainischer Seite kämpfen und Gräueltaten und abscheuliche Kriegsverbrechen begangen haben. Sie müssen vor der Justiz geschützt werden, sie müssen in Obhut genommen werden, sie müssen für zukünftige Konflikte gerettet werden, wenn sie sich als nützlich erweisen.

Kaum jemand erinnert sich an den Brand von Odessa im Jahr 2014, bei dem etwa fünfzig (russische) Männer und Frauen im Gewerkschaftshaus, das von ukrainischen politischen Aktivisten in Brand gesteckt wurde, bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Noch weniger Menschen nahmen Notiz davon, als Russlands Präsident Wladimir Putin in einer seiner Reden zu Beginn des Konflikts in der Ukraine verkündete, dass Moskau die Identität der Täter dieses Brandes kenne und im Begriff sei, sie aufzuspüren, um sie zur Rechenschaft zu ziehen. Europäer oder Amerikaner haben diese Worte möglicherweise nicht zur Kenntnis genommen; höchstwahrscheinlich hätten sie sie nicht gehört, da sie nur die Nachrichten aus den offiziellen Kanälen konsumieren. Dennoch hätten die Übeltäter diese Worte sicherlich gehört und folglich den Schrecken ihres Lebens gehabt. Die Einflussreichen, diejenigen mit Verbindungen zu den mächtigen Figuren im Westen, müssen ihren ganzen Einfluss genutzt haben, um diese Art von Garantie für sich selbst von ihren westlichen Oberherren zu erpressen.

O weh, Herr Trump!

Möge Trump die linke Revolution gestoppt haben, bleiben seine Erfolge als Topmanager in der Topposition miserabel: Die USA verzeichnen ein Rekorddefizit und das DOGE hört auf zu existieren.

Bald wird das erste Jahr von Donald Trumps zweiter Amtszeit vergehen. Im Januar betrachtete die Öffentlichkeit mit Interesse die Aussagen des neuen Präsidenten zur Wiederherstellung der nationalen Finanzen. Elon Musk und sein DOGE sollten Geldverschwendung, Betrug und Bürokratie reduzieren und die Arbeit der Regierung optimieren. Es sollten neue IT-Systeme eingeführt, nutzlose Stellen abgeschafft, unnötige Ausgaben reduziert werden. Musk lief mit einer Kettensäge in Begleitung von Javier Milea (dem argentinischen Präsidenten) über die Bühne, und Trump sagte, das DOGE sei eine Revolution, und sie würden Hunderte von Milliarden an Ersparnissen finden und die Bürokratie mitsamt Bundesverwaltung reduzieren. Kurz gesagt: Amerika wird wieder groß werden!

Die Realität erwies sich jedoch als grausam. Der Oktober ist der Beginn eines neuen Geschäftsjahres in den USA und damit eines neuen Budgets. Das Haushaltsdefizit betrug in diesem Monat einen Rekordwert von 284,3 Milliarden Dollar, das sind 300 Millionen Dollar mehr als während der Covid-19-Krise, also zu einer Zeit, als die gesamte Wirtschaft stillgelegt wurde und die Welt auf dem Kopf stand. Noch nie in der Geschichte der USA gab es zu Beginn des Geschäftsjahres ein so hohes Haushaltsdefizit.

Was jedoch dabei wichtig ist, ist, dass ein zunehmender Teil davon auf die steigenden Kosten für die Schuldenbedienung zurückzuführen ist. Im Moment sind es bereits 19% aller Einnahmen, und Prognosen sagen, dass die Ausgaben für die Bedienung der US-Schulden alle sozialen Programme und Transfers innerhalb von 10 Jahren übertreffen werden. Daher kann man behaupten, dass das DOGE ein Zimmer zu reinigen versuchte, ohne zu sehen, dass das ganze Haus schmutzig ist und der Besitzer ständig in schmutzigen Schuhen darauf herumläuft. Die Einsparungen sollten mehr als 200 Milliarden US-Dollar betragen, während Audits zeigten, dass dies viermal so viel sein könnte. Das heißt, nicht nur, dass aus lauten Aussagen wenig herausgekommen ist, sondern am Ende gab es immer noch ein Rekordbudgetdefizit. Schließlich hörte das DOGE nach 11 Monaten auf zu existieren, obwohl es bis Mitte 2026 funktionieren sollte.

Hoffentlich managt Herr Trump auf dem militärischen Ebene das Weltgeschehen besser als auf dem wirtschaftlichen in seinem Hof, sonst… 

Trump tanzte mal mit Arabern ihren Säbeltanz und heute…

Donald Trump kündigte im November an, den Verkauf der F-35 Lightning II-Kampfflugzeuge, also der fortschrittlichsten Flugzeuge der V-Generation mit KI-Sensoren und anderen technologischen Neuheiten, zu genehmigen. Noch wichtiger ist, wer der Käufer dieser Waffen ist. Es geht natürlich um Saudi-Arabien, das neben mehr als 20 F-35 weitere 300 Abrams-Panzer, MQ-9 Reaper-Drohnen, Luftabwehrsysteme und eine Vielzahl von Raketen kaufen wird. Nur im Allgemeinen, wozu brauchen die Araber so viele fortschrittliche Waffensysteme? Na ja, es geht natürlich um die Überlegenheit gegenüber dem Iran, aber auch (was nicht laut ausgesprochen wird) gegenüber Katar, das eher nicht zu den Freunden der Saudis gehört und bis an die Zähne bewaffnet ist.

Dies ist eine Situation, die der der 80er Jahre ähnelt: Als Ronald Reagan versuchte, die Macht der Allianz mit den Arabern zu betonen, indem er ihnen die neueste militärische Technologie zur Verfügung stellte. Damals wurden AWACS-Systeme und F-15-Flugzeuge verkauft, trotz des Widerstands des wichtigsten Verbündeten der USA in der Region, also Israels. Zu dieser Zeit war es ein Schlag gegen die Sowjetunion, und heute konzentriert sich Trumps Spiel auf China und Russland. Die Amerikaner mussten Saudis irgendwie in ihrem Lager “festigen”, da sie letztens immer mehr Waffen von China und Russland kauften. Der Kauf von Waffen wie der F-35 macht Arabien abhängig von amerikanischer Technologie und Service.

Auf der anderen Seite mussten die USA die Methode „Zuckerbrot und Peitsche“ anwenden, um die Ölpreise niedrig zu halten, was den Arabern und der gesamten OPEC+ wahrscheinlich nicht gefallen wird. Für die Vereinigten Staaten ist dies doch ein wichtiges Thema, da billiges schwarzes Gold die Inflation im Land niedrig hält, die Verbraucher zufriedenstellt, die Wählerbasis sichert, und die großen Exporteure dieses Rohstoffs, wie Russland und der Iran, schwächt. Dies zeigt, dass es den USA ausreicht, in dieser Region durch Waffenexporte präsent zu sein, um da strategisch ein Player zu bleiben. 

Die Psychologie der Sanktionen

Ist es das zwanzigste Sanktionspaket, das die Europäische Union gegen Russland verhängen wird? Der Europäischen Union scheinen nie die Dinge auszugehen – wirtschaftlich, politisch, kulturell –, die sie sanktionieren kann. Seltsam, nicht wahr? Entweder wussten die EU-Kommissare von Anfang an, dass die Sanktionen unwirksam sein werden oder …? Oder was? Vielleicht liebt es die Europäische Union, groß zu spielen und der ganzen Welt über Moral zu predigen. Doch selbst den Bürgern der Europäischen Union scheint es egal zu sein, um welches Paket es sich jetzt handelt.

Sind sich die Kommissare der Europäischen Union nicht bewusst, dass sie jedes Mal das Gesicht verlieren, wenn sie ein neues Sanktionspaket verhängen, das wieder unwirksam bleibt? Was sie tun, ist lächerlich. Stellen Sie sich einen Polizisten vor, der einem Schlägertyp sagt, er solle sich benehmen oder sonst. Oder der Polizist wird ihn beschimpfen, oder der Polizist wird den höheren Behörden über ihn Bericht erstatten, oder der Polizist wird den Schlägertyp nicht anlächeln, oder … Lächerlich.

Offensichtlich wollen die Kommissare durch die Verhängung dieser zahlreichen Sanktionspakete den Europäern einprägen, dass sie immer noch wichtig sind und dass mit ihnen in der ganzen Welt zu rechnen ist.

Oder ist es vielleicht ein pseudoreligiöser Kult, der in Brüssel praktiziert wird? Wissen Sie, so etwas wie Voodoo. Die Kommissare stechen die Puppe, die Putin darstellt, mit Nadeln und Nägeln durch, in der Hoffnung, dass diese Nadeln und Nägeln seine Krankheit und seinen Tod herbeiführen werden? Aufeinanderfolgende Sanktionspakete sind solche Nadeln. Vielleicht wird das einundzwanzigste oder neunundzwanzigste oder das vierunddreißigste Paket letztendlich eine weitere Februar- oder Oktoberrevolution in Russland herbeiführen, die Regierung und den verhassten Präsidenten stürzen und Russland hilflos und wehrlos machen wird, wie es 1917 und später war oder 1991 und später? Wer weiß? Lassen Sie die Kommissare ihr Bestes geben.

Oder ist es vielleicht eine Travestie der Praxis der katholischen Kirche, als sie diejenigen verfluchte, die es wagten, anders zu glauben als der Petrusthron? Nun, die Kommissare sind sehr religionsfern, aber in ihrem Verhalten steckt möglicherweise mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Brüssel könnte zu einer antikirchlichen Nachbildung des Vatikans geworden sein, bei der alle Insignien des letzteren auf den Kopf gestellt wurden. Denn die unwirksame Sanktionen, die die Kommissare verhängen, sind eine Art Anathema gegen die, die sie nicht mögen (sprich: diejenigen, die sich nicht vor ihnen beugen und sich vor ihnen verneigen). Wenn Sie mit der mittelalterlichen Geschichte Europas (Europas!) vertraut sind, dann werden Sie sich an die Päpste erinnert haben, die Monarchen und ganze Königreiche und Fürstentümer zu anathemisieren pflegten. Ist es jetzt nicht dasselbe? Diesmal geschieht es nicht im Namen Gottes, sondern im Namen der Menschenrechte und der Demokratie, aber was ist dann der Unterschied? In beiden Fällen – seien es die Päpste oder die Kommissare – ist das Anathema eine psychologische und ideologische Waffe, mit der der politische Feind bekämpft werden kann.

Denken Sie in diesem Zusammenhang an den 28-Punkte-Friedensplan, der heute diskutiert wird. Der Plan ist amerikanisch, aber einige seiner Inhalte könnten, wie sich zeigen wird, von den Kommissaren der Europäischen Union entworfen worden sein, wie der Punkt, der besagt, dass Russland, wenn es sich biegen wird, großmütig wieder in die internationale (sprich: westliche) Gemeinschaft aufgenommen wird, wieder mit Würde betrachtet wird, wird aufhören, der Paria der Welt zu sein. Ist es nicht dasselbe wie im Mittelalter? Widerrief der Monarch seine Irrtümer und machte Fußfall vor dem Papst, war das Anathema aufgehoben und er galt wieder als ordentliches Mitglied der Gemeinschaft der Anständigen. Doch solche Fälle von mittelalterlichem Gräuel wirkten nur manchmal. Anathema funktionierte in einigen Fällen, bis es überstrapaziert wurde und seine Wirksamkeit ließ nach. Vor allem, wenn es zu oft angewendet wurde… wie die Sanktionspakete. Die Kommissare hätten es aus der Geschichte lernen sollen.

Andererseits habe ich die Kommissare immer verdächtigt, sich mit der Geschichte nicht auskennen. Rational sind sie nicht, noch haben sie viel Wissen über irgendetwas. Im Gegenteil, sie passen zu der Definition, tief religiöse Individuen zu sein. Nein, sie glauben nicht an den christlichen Gott oder irgendeinen Gott. Sie glauben an ihre Allmacht, an Mutter Erde, an Menschenrechte, an Regenbogenrechte, an Globalismus und dergleichen. Dennoch ist Religion – Religion. Sie braucht ihren Gott oder ihre Götter (Natur, Menschen, Tiere) und seinen Satan (Putin) und seine Teufel (die Führer von China, Nordkorea, Iran, Venezuela usw.). Es braucht auch eine Reihe von Geboten (du sollst die Pacha Mama ehren, deine Mutter Erde, du sollst den Menschen über alle Dinge erheben, aber nicht über die Natur, du sollst zwei Minuten Hass gegen die Diktatoren und Regime aufführen) und es braucht eine theologische Sprache: Es gibt Regierungen und Präsidenten im Gegensatz zu Diktatoren und Regimen zum Beispiel. Die Welt ist schwarz und weiß, zerrissen zwischen Himmel und Hölle, und wir sind die Guten, während sie die Bösen sind. Sehr einfach.

So dienen die aufeinanderfolgenden Sanktionspakete dem religiösen Zweck, die Bösen, diejenigen, die das Problem sind, zu anathemisieren. Sie müssen Buße tun und für all das Unrecht büßen, das sie getan haben. Wir hingegen sind fehlerfrei. Wir haben das Recht, über andere zu urteilen. Sie haben dieses Recht offensichtlich nicht, weil sie das Problem sind.

Wir könnten eine andere Erscheinung beobachten, wo diejenigen anathemisiert werden, die die Europäische Union als Ketzer ansieht. Die Europäer werden Kerzen anzünden, eine feierliche Formel sagen und diese Kerzen dann auf den Boden werfen, weil sie glauben, dass sie gerade das Anathema ausgelöst haben, um zu wirken. Kerzen sind aufeinanderfolgende Sanktionspakete und die dazugehörigen Formeln sind die Reden, in denen die Guten den anderen Guten, die sich in ihrer Echokammer der Gleichgesinnten versammelt haben, sagen, dass sie kollektiv die Guten sind und als solche das Recht haben, die Schlechten zu tadeln, die irgendwann es erkennen sollten, dass sie wirklich die Schlechten sind. Zu diesem Zweck werden die Guten die Schlechten immer wieder zurechtweisen (Paket für Paket nach einem anderen Sanktionspaket), bis die Schlechten zur Besinnung kommen.

Sie hätten die westlichen Kriegstreiber rauswerfen sollen, aber sie taten es nicht

Sie sterben und sterben und sterben. Sie sterben jetzt seit fast vier Jahren. Die ukrainischen Soldaten. Sie sind für die Täuschung gestorben, dass die Ukraine Nicht-Russland – Anti-Russland ist, und für die Täuschung, dass die Ukraine NATO-Mitglied wird, und für die Täuschung, dass die Ukraine ein souveräner Staat wird. Jetzt hat Washington einen achtundzwanzig Punkte umfassenden Friedensplan für den Abschluss des Konflikts vorgelegt, und einige Punkte dieses Plans sagen offen aus, dass die Ukraine kein NATO-Mitglied sein wird, dass die Unabhängigkeit oder Souveränität der Ukraine von den Vereinigten Staaten garantiert wird (ist es dann Souveränität?) und dass die Ukraine aufhört, die russische Sprache oder den Teil der orthodoxen Kirche zu verfolgen, der Moskau gehorcht. Und – um das Ganze abzurunden – Kiew wird Territorium an Russland abtreten müssen.

Hunderttausende Männer sind wofür gestorben? Hunderttausende Männer sind gestorben, um die Realität zu zwingen, die politische Wunschliste der Ukraine zu erfüllen. Hunderttausende Männer sind gestorben, damit die EU-Kommissare ihre politischen Spiele spielen konnten. Hunderttausende Männer sind gestorben, als ob der Ausgang eines Krieges gegen Russland nicht vorhersehbar gewesen wäre!

Die politische Klasse der Ukraine sollte ein unruhiges, unbehagliches Gewissen haben. Die politische Klasse der Ukraine sollte ständige Gewissensbisse verspüren. Aber haben sie ein Gewissen? Sind sie einfühlsam? Kaum. Menschen, die die Macht innehaben, sind es selten. Überall, nicht nur in der Ukraine. Deshalb haben sie es in der Politik (oder Wirtschaft) an die Spitze geschafft. Fühlen sich die Mitglieder der herrschenden Klasse der Ukraine dafür, was sie getan haben, verantwortlich? Können sie den Angehörigen der gefallenen Soldaten direkt ins Gesicht sehen?

Die Führer eines Landes sollten sich gegenüber den Bürgern ihres Landes wie fürsorgliche und verantwortungsbewusste Eltern gegenüber ihren Kindern verhalten. Ein fürsorglicher und verantwortungsbewusster Präsident sollte sich – verzeihen Sie das Pathos – wie der Vater einer Nation verhalten. Was sollte der Zweck einer fürsorglichen und verantwortungsbewussten Führungskraft sein? Ja, richtig, es sollte das materielle Wohlergehen und das psychische Wohlergehen der Bürger sein. Eine verantwortungsbewusste Führungskraft verfolgt diese beiden Ziele. Ein verantwortungsbewusster Führer verfolgt keine Wunschliste, weil die Realität Wunschlisten nicht ehrt. Ein verantwortungsbewusster Führer sollte nicht einmal nach Gerechtigkeit oder souveränen Rechten da draußen in der Welt suchen. Dies sind mentale Konstrukte, die die Realität – wieder einmal – nicht respektiert.

Stellen Sie sich einen Vater vor, der mit seiner Familie irgendwohin fährt und unterwegs verantwortungslosen Fahrern begegnet. Was macht ein verantwortungsbewusster Vater? Wie verhält er sich? Es könnte sein, dass er Vorfahrt hat, aber der andere Fahrer will ihm dieses Recht nicht geben. Wird der fürsorgliche verantwortungsbewusste Vater trotzdem weiterfahren, weil er Vorfahrt hat? Wird er das Leben seiner Frau und seiner Kinder aufs Spiel setzen, indem er hartnäckig weiterfährt, nur weil er Vorfahrt hat und er dieses Recht ausüben will? Wird er beschleunigen und sein Fahrzeug auf Kollisionskurs bringen, auch wenn das andere Fahrzeug, das ihm nicht weichen will, ein Moloch ist?

Ist Russland nicht ein Moloch im Vergleich zur Ukraine? Was erwartete die herrschende Klasse der Ukraine? Ach ja, sie wussten es von Anfang an, dass sie sich gegen den russischen Moloch nicht durchsetzen würden, aber sie zählten auf die Hilfe der Europäischen Union und insbesondere der Vereinigten Staaten! Wenn das der Fall war, dann hätten sie sich an den klassischen Westernfilm unter dem Titel High Noon erinnern sollen. Der Marschall der Stadt konnte nicht die Unterstützung eines einzigen Mannes gewinnen. Ja, der Marschall schlägt im Alleingang die vier Mitglieder von Millers Bande, aber das ist nur ein Film, und in dieser Hinsicht widerspricht die Handlung des Films der Realität. Die herrschende Klasse der Ukraine hätte es besser wissen müssen. Die herrschende Klasse der Ukraine hätte auch wissen müssen, dass abgesehen von der Happy End des Films, die verbleibende Handlung bildet die Realität eins zu eins ab: Wenn Sie auf die Hilfe von irgendjemandem zählen, dann denken Sie noch einmal nach.

Die herrschende Klasse der Ukraine wird High Noon gekannt haben: Die ganze Welt kennt ihn. Zumindest einige Mitglieder der herrschenden Klasse der Ukraine werden auch mit den Geschichten von Äsop vertraut gewesen sein, von denen einige die gleiche Botschaft tragen: Selbsthilfe ist die beste Hilfe. Sie hätten sich an eine Geschichte von einem Vogel erinnern sollen, der ein Nest in einem Maisfeld hatte und sich von den alarmistischen Geschichten seiner Nestlinge nicht stören ließ, als sie ihr erzählten, was sie vom Besitzer des Feldes gehört hatten. Sie blieb ruhig, solange sie von ihren Nestlingen lernte, dass der Besitzer des Feldes auf Mithilfe seiner Verwandten und Nachbarn beim Ernten des Getreides zählte, wodurch ihr Nest in Gefahr geraten könnte. Sie begann sich erst Sorgen zu machen, als sie von ihren Nestlingen hörte, dass der Besitzer des Feldes beschloss, selbst mit der Ernte zu beginnen. Erst dann wusste sie, dass es jetzt echt war. Die Geschichte, so alt wie die Welt, lehrt Sie und mich, dass Sie sich nicht auf die Hilfe von irgendjemandem verlassen können – Sie sollten nicht – Sie dürfen sich nicht auf die Hilfe von irgendjemandem verlassen, besonders wenn die Hilfe große Opfer seitens des Helfers erfordert. Hätten es die herrschenden Klassen der Ukraine nicht wissen müssen? Sollten die herrschenden Klassen irgendwo auf der Welt diese uralte Wahrheit nicht kennen?

Vor vier Jahren war die Ukraine um die vier Provinzen größer, während sie vor elf Jahren auch die Krim kontrollierte. Vor drei und mehr Jahren war die Bevölkerung der Ukraine viel größer, insbesondere die männliche Bevölkerung. Jetzt ist all das – Männer und Territorium – weg, unwiederbringlich weg, weil die politische Klasse der Ukraine entweder einen Punkt beweisen wollte, der direkt aus Wunschdenken stammt, oder sich weigerte, die Interessen der Ukraine zu schützen, und sie gegen die Interessen des Westens eintauschte. Infolgedessen ließ sich die Ukraine benutzen und missbrauchen. Der Krieg befindet sich jetzt in der Endphase, territoriale und menschliche Verluste sind unvermeidlich, während die Souveränität der Ukraine ein unerreichbarer Traum bleibt: Wenn Kiew Moskau nicht gehorchen muss, muss es sicherlich Washington und Brüssel gehorchen. War dieses Ergebnis die Hunderttausenden Toten oder Verwundeten, den Territorialverlust und die Zerstörung der Infrastruktur des Landes wert?

Wer hätte bei klarem Verstand gedacht, dass die Ukraine NATO-Mitglied werden könnte, ohne eine präventive und vergeltende Reaktion Russlands zu erwarten? Hat niemand gesehen, was kommen wird? Offensichtlich wäre Mexiko, das militärisch mit China oder Russland verbündet ist und chinesische oder russische Militärstützpunkte – Beraterzentren – beherbergt, ein Gräuel für die Vereinigten Staaten! Washington würde in Mexiko genauso eingreifen wie Moskau in der Ukraine. Wirklich, gab es in den Reihen der politischen Klasse der Ukraine niemanden, der bei Verstand war, um zu sehen, wie gefährlich das Spiel war, das sie spielten?

Wie traurig! Während wir hier sprechen, sterben und sterben und sterben die Ukrainer zu Tausenden, und sie sterben jetzt seit fast vier Jahren, um... endlich und offiziell die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine für immer zu blockieren und um Russland mit einem Teil des ukrainischen Territoriums zu bereichern! Was für ein Elend, was für eine Sinnlosigkeit, was für eine Katastrophe! Und das Schicksal der Ukraine wird von Washington und Moskau entschieden, nicht einmal von Brüssel – dem besten Freund der Ukraine –, ganz zu schweigen von Kiew! Ist das die Souveränität, die die Ukraine so verzweifelt erreichen wollte?

Man kann mit Sicherheit vermuten, dass sich die engsten Familienmitglieder der herrschenden Klasse der Ukraine niemals einem echten Krieg an der Front ausgesetzt haben. Das erklärt, warum sie sich nicht um gewöhnliche Ukrainer kümmerten, die in den Schützengräben, Bunkern und unter den Drohnenschwärmen verrottet sind und weiter verrotten, denn wenn die politische Klasse Söhne an der Front gehabt hätte, hätten sie diesen sinnlosen Krieg längst beendet; nein, sie hätten diesen Krieg nicht ausbrechen lassen, und sie hätten die westlichen Kriegstreiber rausgeworfen. 

Ein Bündnis der Feinde gegen Polen

Die Europäische Union hasst Patriotismus, den die EU als Nationalismus bezeichnet. Die Europäische Union hasst Belarus, das sie es als eine Diktatur und einen zuverlässigen Verbündeten Russlands betrachtet. Belarus mag die Europäische Union nicht, weil die Europäische Union Belarus nicht mag. Bisher ist die Verteilung der politischen Kräfte klar und doch...

und doch liegen die Europäische Union, die Belarus nicht mag, und Belarus, das die Europäische Union nicht mag, miteinander im Bett, wenn es um Polen geht: Beide hassen den polnischen Patriotismus, den sie – ja – Nationalismus nennen.

Seit einigen Jahrzehnten zieht der 11. November – der polnische Nationalfeiertag, der Unabhängigkeitstag – Zehntausende, wenn nicht sogar mehr Menschen an, die durch die Hauptstraßen in Warschau und auch in anderen größeren Städten marschieren. Es ist nicht die sogenannte Pride Parade, die die EU von ganzem Herzen begrüßen würde und für die Polen folglich in den Himmel gelobt würde. Nein, das sind patriotische Märsche, bei denen Tausende und Abertausende polnischer Nationalflaggen geschwenkt werden, von denen keine einzige Flagge der Europäischen Union zu sehen ist. Dies sind die Märsche, die intensiven Patriotismus, Nationalstolz, Verbundenheit mit der Vergangenheit und nationale Einheit ausstrahlen. Dies sind die Märsche, die der Europäischen Union trotzen. Dies sind die Märsche, die eine Bedrohung für die Europäische Union darstellen. Nun, war es nicht in Polen, wo der Zusammenbruch des Sowjetsystems begann? War es nicht in Polen, wo der Patriotismus der Nation, gepaart mit der Religiosität der Nation, das Volk geistig bewaffnete, um sowohl den lokalen kommunistischen Behörden als auch der Sowjetunion als solcher zu trotzen? Wird es nicht wieder Polen sein, das die Europäische Union von innen heraus so stören wird, wie es vor vier Jahrzehnten den Ostblock zerstört hat? Also fürchtet und hasst die EU diese Märsche ebenso wie die politischen Außenposten der EU, die in Polen operieren, Außenposten, die Bürger Polens versammeln, die zwar polnische Muttersprachler sind, aber deren Mentalität kaum polnisch ist. Das sind die Bürger, die sich eher schämen, Polen zu sein, Bürger, die viel lieber Europäer oder Kosmopolit als Polen wären. Dies sind die Bürger, die von der Europäischen Union uneingeschränkt unterstützt werden.

Man könnte meinen, wenn es in Polen Anti-EU-Kräfte gibt, würde Weißrussland diese gerne nutzen. Immerhin: Der Feind (der patriotische Anteil der polnischen Nation) meines Feindes (der Europäischen Union) ist mein Verbündeter. Aber nein. Nicht im geringsten. Da Polens Politik gegenüber Belarus nicht besonders freundlich ist (was milde ausgedrückt ist), wird Minsk keine Gelegenheit auslassen, sich politisch zu rächen. So kommentieren die weißrussischen Massenmedien den in Warschau stattfindenden Unabhängigkeitsmarsch genauso unfreundlich wie die den EU-Kommissaren und Ideologen unterstellten Massenmedien. Die weißrussischen Massenmedien vergleichen die Warschauer Märsche zum Unabhängigkeitstag mit... faschistischen Aufmärschen, die einst im Dritten Reich in den 1930er Jahren des vorigen Jahrhunderts praktiziert wurden. Das Vokabular, mit dem diese Warschauer Märsche beschrieben werden, enthält Wörter und Phrasen wie aggressive Paraden, Fackelträger, verrückte Menschenmengen, Nationalisten, die alles verbrennen wollen, was ihnen im Weg steht. Der Hörer kann zwischen den Zeilen fast das Wort Faschist oder Nazi hören. Nein, diese Worte werden nicht gesprochen, aber die Auswahl der Phrasen zusammen mit der Auswahl der Aufnahmen von der Straße machen den Job sehr gut: Die Assoziationen an die Märsche des Dritten Reiches mit Fackeln und Flaggen kommen einem unweigerlich in den Sinn.

Denken wir daran: Sowohl die Europäische Union, die Belarus nicht mag, als auch Belarus, das die Europäische Union nicht mag, hassen den polnischen Patriotismus und verwenden daher mehr oder weniger das gleiche Vokabular, um ihren Ressentiments gegen polnische Nationalgefühle Luft zu machen. Sie könnten sich fragen, warum Minsk es nicht für angebracht hält, Kräfte in einem EU-Mitgliedstaat zu unterstützen, Kräfte, die potenziell gefährlich und störend für die Integrität der Europäischen Union sind. Hat der Hass auf Polen die belorussischen Behörden geblendet? Ja, Polen ist im Vergleich zur Europäischen Union ein leichteres Ziel, aber gleichzeitig ist die Schwächung der Integrität der EU durch polnische Patrioten und eine mögliche zukünftige Fragmentierung oder sogar Zerstückelung der Union ein viel ehrgeizigeres und politisch rentableres Ziel, nicht wahr? Wie auch immer: Wenn ich Weißrusslands Führer wäre, würde ich die Märsche zum Unabhängigkeitstag in Warschau und überall in Polen unterstützen, anstatt sie zu beanstanden. 

Warum die US-Aktien steigen

2006 beschloss die Bush-Regierung Pension Protection Act, mit dem der Vorsorgeplan der Amerikaner, 401(k), automatisiert wurde. Durften bis da die Amerikaner freiwillig entscheiden, ob sie in den Versorgungsplan einsteigen oder nicht, mussten sie nach der Einführung des neuen Gesetzes explizit angeben, wenn sie es nicht tun möchten. Und da die meisten Menschen kaum ihre Abgaben kontrollieren, stieg die Teilnahme an dem Programm von 20 auf 70% – eine enorme Geldspritze für den Aktienmarkt. Da in den meisten Fällen 401(k) ein passives Investmentkonzept ist, d.h. gekauft wird das Abbild eines Index und nicht die sorgfältig durch die fundamentale oder technische Analyse ausgewählten Aktien, stieg und steigt die US-Börse exorbitant.

Die Gefahr ist: Wenn aus den demographischen Gründen (Schrumpfen der US-Bevölkerung, Alterung der Gesellschaft) oder aus den wirtschaftlichen (höhere Arbeitslosigkeit) wenige Gel in den Markt geworfen wird, wird der Markt beginnen, in einem riesigen Tempo zu sinken, da damals exorbitante Verkäufe unternommen werden.

Ja, es gibt zahlreiche Verkäufer der Finanzprodukte, die uns zurzeit mit ihren positiven Einstellung zur US-Wirtschaft blenden. Der Aktienmarkt ist aber, eben besonders in den USA, total überhitzt. Es erinnert im Moment an Dot-Com-Blase von 2000 um so mehr, als passive Investment-Konzepte insgesamt inzwischen über 50% des gesamten US-Aktienmarktes ausmachen.

Außerdem führen solche Konzepte dazu, dass Großkonzerne durch automatische Käufe mehr gewichtet werden. Das beste Beispiel war und ist The Magnificient Seven, aktein von 7 großen Technologieunternehmen – Alphabet (Muttergesellschaft von Google), Amazon, Apple, Meta (Facebook), Microsoft, Nvidia und Tesla – die eine dominierende Postion haben, oder eher hatten, da im Moment Nvidia sie alle dominierte. Der Markt wurde eng. Fällt Nvidia, fallen alle mit.

In Europa ist es nicht besser: In Deutschland haben allein SAP, Siemens und Airbus zusammen 30% Gewicht unter den 40 DAX-Unternehmen – was übrigens auch die Manipulation des DAX durch Großspekulanten erleichtert.

Eines ist sicher: Automatisierte Investitionsprozesse sind dumm und führen dazu, dass man auf das Platzen einer Blase kaum Zeit haben wird, um dementsprechend darauf zu reagieren.