Warum Russland uns allen so wichtig ist

Schon ein Schaubild genügt, um sich ein Bild davon zu machen:


Quellen: JPMorgan, Bloomberg

Als es letztens zu den Spannungen zwischen dem Westen und Russland kam, verteuerten sich deutlich nicht nur Erdöl, sondern auch die Edelmetalle. Palladiumpreis erkletterte schon im vergangen Jahr sein Allzeitshoch von fast 3000 Dollar pro Unze (28,35 Gramm). Zurzeit scheint es seine Korrektur angesichts drohender Engpässe im Falle eines Konfliktes mit Russland beendet zu haben. Das kostbare Metall gehört eher zu den Industriemetallen und fast die Hälfte der Weltproduktion ist in den russischen Händen (vor allem in Sibirien, wo Norilsk Nickel für 25 bis 30% der Weltproduktion sorgt). Die westlichen Entscheidungsgeber haben es sich kaum überlegt, als sie auf den Kollisionskurs mit Putin zu steuern begannen – ihr grüner Wandel, ihre grüne Revolution hängt in hohem Maße eben von diesem Rohstoff ab. Palladium wird in Katalysatoren zur Eindämmung der schädlichen Emissionen, vor allem in Benzinern, verwendet. Da in vielen Ländern die meisten Autofahrer wegen der neuen Vorschriften und Steuern vom Diesel zum Benziner umsteigen, steigt die Nachfrage nach dem Palladium. In den letzten Jahren kauften vorsorgliche, chinesische Firmen, den weltweiten Palladium-markt leer und die westlichen Trader müssen nun seinen immer höheren Preis in Kauf nehmen.

Man könnte in Hinsicht darauf auch einen Blick auf Südafrika – den zweitgrößten Weltproduzenten – werfen, aber, wenn man die dortigen Kosten- und Infrastrukturprobleme betrachtet, vergisst man die Lust auf Investitionen in dem Land schnell. Im vorigen Jahr sorgten z.B. die Buschbrände für anhaltende Stromversorgungsprobleme der dortigen Palladiumproduzenten. Außer den Bränden sorgt Eskom, der Hauptstromzulieferer im Lande, der nicht im Stande ist die Infrastruktur, intakt zu halten und auszubauen, für ständige Blackouts und Engpässe. Kabel, Transformatoren werden von der einheimischen Bevölkerung geklaut und Eskom-Angestellte sind so korrupt, dass sie ganz Afrika beneidet.

Ok., Sie müssen an Palladium nicht glauben. Aber sehen Sie sich die grüne Agenda in der ganzen Welt an – ihr eigentliches Ziel, wie es schon Dirk Müller in seinem Buch „Machtbeben“ längst sagte, sind die Wasserstoffautos, die Elektroautos mit Lithium-Batterien sind dabei nur eine Übergangsphase, da sie den Erdöl- und Erdgasproduzenten nicht in die Hände spielen. Die Brennstoffzelle im Wasserstoffauto, wie sein Name schon selbst sagt, wird mit Wasserstoff gespeist, und der lässt sich preisgünstig aus dem Erdgas erzeugen. So wird der grüne Wandel BP, Total, Chevron, aber auch nicht Rosneft und Gazprom schaden. Nun brauchen Brennstoffzellen viel Platin, um funktionieren zu können und sein Preis ist im Vergleich zu anderen Assets im Moment niedrig. Ganz zu schweigen von der Bedeutung des Metalls und anderer Edelmetalle für die Elektronikindustrie, wo seit dem Anfang der Pandemie der Chipmarkt tief in der Krise steckt.

Von der Bedeutung des russischen Erdgases an sich – als Rohstoffes für Heizung und Energieerzeugung – für die politische Sicherheit Europas wollen wir hier nicht sprechen, da Ihnen das Thema sicherlich von den Mainstream-meiden bekannt ist.

Mehr Empfehlungen und Erwägungen für treffende Investitionen finden Sie in unseren Bulletins.

Gefira 61: Eine Krise jagt die nächste Krise

Woran denken Sie bei dem Begriff Forschung und Entwicklung? An Wissenschaft? An Wirtschaft? An Technik? Überraschung, Überraschung! Bei diesem Begriff geht es darum, wie man Russland am effizientesten vernichten kann. Kein Scherz. Die Denkfabrik, die sich eine solche Aufgabe gestellt hat, hat sich RAND benannt, eine Abkürzung für Forschung und Entwicklung, im Englischen: Research and Development. Will uns RAND an den Rand des Abgrunds bringen? Die hochprofessionellen Mitarbeiter von RAND befassen sich mit einer Vielzahl von Problemen und schlagen Lösungen vor, die den Vereinigten Staaten und indirekt – ja, ja! – der gesamten Menschheit dienen, denn wir wissen, dass das, was für die Vereinigten Staaten gut ist, automatisch auch für den gesamten Globus gut ist. Die 61. Ausgabe des Gefira-Bulletins macht seine Leser mit einem über 350 Seiten langen Dokument vertraut, das von RAND erstellt wurde. Eine faszinierende Lektüre, wirklich! Sie alle können da aus der nächsten Nähe zusehen, wie ein militärischer Generalstab mit großem Aufwand, akribisch und unermüdlich die Manöver erarbeitet, die seinen Feind in die Knie zwingen sollen. Nicht, dass wir dieses Dokument ausgegraben oder in einer Undercover-Operation gestohlen hätten. RAND hat seine Ergebnisse und Empfehlungen öffentlich gemacht. Wir möchten Sie nur auf etwas aufmerksam machen, das Sie sonst vielleicht übersehen hätten. Wir hoffen, dass Sie nach der Lektüre des Textes besser verstehen werden, was hier vor sich geht. Beachten Sie, dass RAND nicht die einzige kriegstreiberische Denkfabrik oder Institution ist…

Sind solche Dokumente zu freimütig, zu offen, zu unverhohlen, um wahr zu sein? Ganz und gar nicht! Klaus Schwab, Bill Gates, George Soros und der Rest ihrer Sorte nehmen auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um ihre Pläne für uns geht. Und wissen Sie was? Sie werden alle erfolgreich sein, weil wir ihnen nicht glauben wollen. Weil wir nicht aufpassen. Weil wir mit den Schultern zucken. So einfach ist das. Wir wollen auch nicht in die Vergangenheit eintauchen und Lehren aus ihr ziehen. Wenn einige von uns es manchmal doch tun, neigen wir dazu, alte Ereignisse als bloße Artefakte abzutun, die in einem Museum ausgestellt werden, als etwas, das an und für sich interessant ist, aber der Vergangenheit angehört und als solches absolut keinen Bezug zur Gegenwart hat. Leider! Das ist auch der Grund, warum unsere neueste Ausgabe wieder einmal an bestimmte historische Fakten erinnert, sie untersucht und zeigt Parallelen zu dem, was wir in der heutigen Welt erleben und zieht Schlüssel daraus. Vielleicht werden einige unserer Leser, die sich wiederholenden Muster erkennen, und diese Erkenntnis mit ihren Mitmenschen teilen, damit diese später nicht sagen können, sie seien nicht gewarnt worden.

Resultieren die jetzigen Zustände: Inflation, gesundheitliche Misere der Gesellschaft und der Fall der Fiat-Währungen, aus der Pandemie oder aus den Lockdowns? Werden Kryptowährungen weiterhin erfolgreich, oder werden ihnen Russen und Chinesen ein Ende setzen? Welche echten Ziele können wohl die westlichen Finanzeliten haben? Stehen wir vor einem großen finanziellen Umbruch, vor einem Reset der Fiat-Währungen und einem Ende der Unter- und Mittelschicht, die langsam aber sicher ihrer Ersparnisse beraubt und zu Knechten gemacht werden? Wir kennen nicht alle Antworten auf diese Fragen, versuchen aber in unserem neuesten Bulletin, außer den Parallelen zwischen der Gegenwart und Vergangenheit, die Perspektive unserer Überlegungen auch auf mögliche Ereignisse in der Zukunft auszudehnen.

 

Gefira Financial Bulletin #61 ist jetzt erhältlich

  • Russland unter Druck setzen
  • Bizutage à la RAND
  • Das wiederkehrende Verhaltensmuster oder wie zieht man keine Lehre
  • Neue Weltordnung durch Corona

Wozu brauchen wir Journalisten?

Vor ein paar Tagen konnten wir die Pressekonferenz mit der Teilnahme des russischen Außenministers Sergej Lawrow und der britischen Außenministerin Liz Truss sehen. Wir hatten die Gelegenheit, die Argumentation der beiden Parteien ausführlich zu verfolgen. Wir, das heißt diejenigen, die Zugang zu dem auf YouTube oder anderswo eingestellten Material hatten. Wir könnten uns wie Laienrichter oder Beisitzer in einem Prozess fühlen, die abwägen, was die eine Seite des Konflikts sagt und was die andere Seite des Konflikts sagt. Und das war’s. Nachdem wir uns die Ankündigungen angehört haben, können wir uns eine Meinung bilden, eine Bewertung vornehmen und ein Urteil fällen.

Ist es das, womit wir normalerweise konfrontiert sind? Keineswegs! Die Fernseh- und Radiosender sowie die Presse und das Internet schneiden die Verlautbarungen der beteiligten Parteien aus, kürzen sie bis auf eine Handvoll ausgewählter Sätze und fügen sie dann mit der Interpretation zusammen, die von den Medienmachern vorgegeben wird. Wir haben nie die Gelegenheit, die Argumente der Teilnehmer in Ruhe zu hören.

Es ist sogar noch schlimmer. Auf das, was die Medien präsentieren – die bereits erwähnte verdichtete Zusammenfassung –, folgt sofort ein Talking Head im Fernsehen oder ein schriftlicher Kommentar einer großen Persönlichkeit, und sie zerschneiden wiederum das, wofür wir keine Gelegenheit hatten, vollständig zu hören. So sorgen sie dafür, dass wir – die Empfänger der Nachrichten – genau wissen, wie wir die Dinge zu verstehen haben oder – besser gesagt – wer der Schuldige ist. Sie nutzen uns nichts. Auf sie könnte man ganz verzichten. Wenn man das machen würde, wozu bräuchten wir dann noch Journalisten?

Man könnte antworten: für nichts. Aber nein. Journalisten könnten doch nützlich sein. Und wie? Man sollte ihnen die Aufgabe geben, die Politiker oder die Regierenden zu Wort kommen zu lassen, auch in der Konfrontation mit ihren Gegnern. Und wie? Indem sie solche Konferenzen veranstalten oder die besagten Politiker oder Führungskräfte an ihren Wohnorten besuchen und sie ihre Ansichten und Bewertungen der Ereignisse und der Maßnahmen ihrer Gegner darlegen lassen. Das war’s.


Ach ja. Journalisten können auch nützlich sein, um Dinge zu erklären oder in Erinnerung zu rufen, die den Zuschauern, Zuhörern oder Lesern vielleicht nicht bekannt sind oder die sie vergessen haben. Wenn Minister Lawrow oder Ministerin Truss das Minsker Protokoll erwähnen (das 2014 von Russland, der Ukraine, Deutschland und Frankreich unterzeichnete Dokument), dann würden die Journalisten gebührend daran erinnern oder erklären (Nichtzutreffendes streichen), worum es in dem Protokoll geht. Auch hier wäre ein vollständiger Text, der für alle zugänglich ist, ein Muss. Keine Interpretationen, keine Kürzungen erlaubt. Verstehen Sie, worum es geht?

Wenn es zu einem Konflikt zwischen Serben und Albanern kommt, sollte der Journalist sein Bestes tun, um mit den besten Vertretern der Interessen beider Seiten auf beiden Seiten des Konflikts Kontakt aufzunehmen, sie ihre Argumente vortragen zu lassen, und das war’s dann auch schon. Der Journalist könnte – wenn möglich – eine Debatte wie in Oxford abhalten, bei der die Konfliktparteien zu Wort kommen, ohne unterbrochen zu werden, ohne gezwungen zu werden, Fragen zu beantworten, die ihre Aufmerksamkeit und die ihrer Zuhörer, Zuschauer oder Leser von dem ablenken, was sie wirklich sagen wollen, und ohne ein Publikum, das angewiesen ist, zu buhen und zu zischen, um Druck auf den Redner auszuüben. Die Leser, Zuschauer oder Zuhörer sollten dann mit dem, was sie gelesen, gesehen und gehört haben, allein gelassen werden, um es zu bewerten, zu beurteilen und Schlüsse zu ziehen. Warum wird uns diese Möglichkeit nicht gegeben?

Haben Sie über Ihre Medien aus erster Hand erfahren, was Saddam Hussein oder Muammar Gaddafi zu sagen hatten, wie sie den Konflikt mit dem Westen sahen, worüber sie sich beschwerten? Äußerst unwahrscheinlich, um es milde auszudrücken. Stattdessen hört man nur, dass Präsident Assad böse ist, dass Präsident Lukaschenko der letzte Diktator Europas ist, dass Präsident Putin ein Mörder ist, dass Präsident Hussein Kurden vergast hat, während Gaddafi oder Milošević in den Pausen, in denen sie ihre Gegner in Konzentrationslager trieben, Babys zum Frühstück oder Abendessen aßen. Können wir nicht sehen, wie parteiisch das alles ist?

Von einer Ideologie besessen: Die Rückkehr des Marxismus

Ideologien ergreifen von uns Besitz
Ideen sterben nicht: sie mögen überwintern, sie mögen sich verstecken, sie mögen sich verändern oder ausstreuen, sich neuen Bedingungen anpassen, gängige Denkmuster von anderen Ideen übernehmen, einige alte Elemente loswerden. Wenn sie jedoch erst einmal in der Welt sind, sind sie unsterblich. Wichtiger jedoch ist, dass, obwohl Ideen von Menschen erdacht werden, sie paradoxerweise, einmal in der Welt, wie Carl Gustav Jungs berühmtes Zitat lautet, nicht mehr der Besitz von Menschen sind, sondern Menschen von ihnen besessen sind.

Es ist die Besonderheit des menschlichen Verstands, Ideen über die Welt, das Leben, natürliche und soziale Phänomene zu erschaffen. Diese können in der Form von Religion oder Ideologie oder als eine Mischung von beidem verbreitet werden, auf die Bezeichnung kommt es nicht an. Ein Gedanke entwickelt ein Eigenleben und wächst, breitet sich aus und verändert sich, manchmal in Konfrontation mit echten, greifbaren Problemen, manchmal im Konflikt mit anderen Ideen, Glaubenssätzen, Gedanken. Ein Gedanke wächst in diesem Prozess über sich hinaus und wird manchmal wirklicher als die eigentliche Wirklichkeit; ein Mann, der an die Existenz von Drachen glaubt, wird sein Leben damit verbringen, nach ihnen zu suchen: ein Glaube bestimmt sein Sein.

Glaube, Philosophien, Ideologien – wie Sie sie auch bezeichnen wollen – sind dazu da, die Welt zu erklären und Richtlinien zu geben. Ein Mensch braucht Richtlinien: Er muss wissen, ob es gut oder schlecht ist zu lügen, zu betrügen, zu stehlen; ob es verpflichtend ist, einige zu belügen, anderen die Wahrheit zu sagen; ob es angebracht ist, unter diesen Umständen zu lügen, aber inakzeptabel unter jenen. Ein Mensch muss wissen, für was es lohnt sich, sich einzusetzen, zu kämpfen, zu sterben. Ein Mensch hat wenig Zeit zur Verfügung und ist kaum in der Lage, jedes einzelne Problem zu analysieren und zu lösen; stattdessen zieht er es vor, sich auf Verhaltensregeln zu verlassen, die aus Ideologien geboren sind. Deshalb stehen vorgefertigte Kodizes und Werte so hoch im Kurs.


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Der Balkan

Ähnlich wie die Iberische Halbinsel war der Balkan der Ort, an dem die Muslime in den europäischen Kontinent eindrangen; die Region war oft Schauplatz zahlreicher Feindseligkeiten zwischen den lokalen Kleinmächten und den großen externen Akteuren. Allein im 20. Jahrhundert war die Region Schauplatz zweier Kriege (1912-1913), zweier Weltkriege (von denen der erste da ausgelöst wurde) und zahlreicher bewaffneter Bürgerkriege zwischen den Republiken des ehemaligen Jugoslawien.

Im Großen und Ganzen lässt sich der Balkan in einen östlichen (Ungarn, Rumänien, Bulgarien, ein kleiner Teil der Türkei diesseits des Bosporus), einen westlichen (einst von Jugoslawien besetzte Gebiete) und einen südlichen (Griechenland) Teil unterteilen.

Ethnisch gesehen leben auf dem Balkan slawische (Slowenen, Kroaten, Serben, Montenegriner, Bosnier, Mazedonier, Bulgaren) und nicht-slawische Völker (Ungarn, Rumänen, Albaner, Griechen und Türken). Was die Religion (die Tatsache, die bestimmt, zu welchem Zivilisationsmodell eine bestimmte Nation gehört) betrifft, so sind die Einwohner des Balkans entweder Muslime (die meisten Albaner, einige Bosnier, Türken) oder Christen, die entweder dem katholischen (Slowenen, Kroaten, Ungarn, ein beträchtlicher Teil der Albaner, insbesondere im Norden des Landes) oder dem orthodoxen (Rumänen, Bulgaren, Serben, Bosnier, Montenegriner, Mazedonier, Griechen) Glauben angehören. Am Rande sei bemerkt werden, dass nicht alle Slawen orthodoxe Christen sind (einige sind katholisch, einige muslimisch) und dass das orthodoxe Christentum das Glaubensbekenntnis der nicht-slawischen Griechen und Rumänen ist. 

Die drei großen historischen Einflüsse auf das Gebiet waren zwei europäische und eine asiatische Macht. Erstere waren die Deutschen der Habsburger Monarchie und dann Österreich-Ungarn, gefolgt von Deutschland und Russland; letztere war das Osmanische Reich oder sein Nachkomme: Die Türkei. Im Mittelalter begann Ungarn, Kroatien und nordwestliche Teile des heutigen Rumäniens zu beherrschen. Die deutsche Dynastie der Habsburger dehnte ihre Herrschaft allmählich auf Ungarn aus, indem sie dessen Gebietsgewinne nutzte, aber auch eigene militärische und diplomatische Eroberungen machte und 1908 Bosnien und Herzegowina anschloss. Es war das deutsche Haus Hohenzollern, das den entstehenden Staaten Griechenland, Bulgarien und Rumänien Monarchen schenkte. Das Russische Reich verhalf hingegen sehr Griechenland und später auch Serbien und Bulgarien in den jeweiligen Unabhängigkeitskriegen gegen das Osmanische Reich. Die Türkei zog sich zwar aus der Region zurück, unterhielt jedoch enge Beziehungen zum Deutschen Reich und zum Dritten Reich und hinterließ eine zahlenmäßig bedeutende muslimische Bevölkerung. Sowjetrussland war weiterhin am Balkan interessiert und übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg die Kontrolle über einen Großteil der Region. Weiterlesen

Gefira 60: Der Westen und der Osten – eine Dauerfehde

Je nach Standpunkt gibt es zwei oder vier politische Mächte, die um die globale Vorherrschaft wetteifern: den vereinigten Westen und den vereinigten Osten. Der erstere besteht aus den englischsprachigen Ländern (Kanada, Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Australien und Neuseeland) und der Europäischen Union mit Deutschland an der Spitze und Frankreich als rechter Hand des Führers; Der letztere setzt sich aus der Russischen Föderation und China zusammen. In beiden politischen Lagern gibt es zentripetale und zentrifugale Kräfte. Offensichtlich gehen Berlin und Paris Hand in Hand mit Washington und London, wenn es darum geht, die Stabilität in Weißrussland, der Ukraine und Russland zu untergraben; dabei wollen sich Frankreich und Deutschland doch von der amerikanischen Bevormundung emanzipieren. Auch Moskau und Peking fühlen sich aufgrund gemeinsamer Interessen zueinander hingezogen und sind gleichzeitig durch Reibungen gespalten. Russland und das Reich der Mitte stellen sich gegen den vereinigten Westen, den sie als Bedrohung wahrnehmen. Dennoch wetteifern sie um die Vorherrschaft in Zentralasien (Kasachstan, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgisistan), Sibirien und allgemein um die Führung in diesem Teil der Welt. Der Konflikt zwischen der Anglosphäre und Russland scheint sich zuzuspitzen, wobei China und die Europäische Union den Hintergrund bilden. Die Genfer Gespräche, die kürzlich zwischen Washington und Moskau stattgefunden haben, scheinen eine Fortsetzung ähnlicher endloser Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und der ehemaligen Sowjetunion zu sein. Der erste Kalte Krieg ist zu Ende, der zweite ist im Gange. Der erste endete mit einem friedlichen Sieg der einen Konfliktpartei, wie wird aber der aktuelle enden? In einem heißen Krieg? In einer weiteren relativ friedlichen Lösung? Welches Land wird als Sieger daraus hervorgehen?

Die ideologisch motivierte grüne Wirtschaft scheint dem kollektiven Westen und insbesondere der Europäischen Union einen schweren Bärendienst zu erweisen. Die Energiepreise schießen in die Höhe, während die Maßnahmen zur Bekämpfung des berüchtigten Virus große Teile der Wirtschaft lahmlegen und die Europäer und Amerikaner verunsichern, wenn es um die Ausblicke für die Zukunft geht. Wenn man dann noch die sich rasch verändernde ethnische Zusammensetzung des alten Kontinents und seine Ausdehnung über den Atlantik hinzunimmt, fragt man sich, warum sich Washington, London, Paris und Berlin überhaupt mit Moskau und Peking beschäftigen sollten. Werden deutsche Türken, französische Algerier oder englische Sikhs wirklich mit Zähnen und Klauen gegen Russen und Chinesen kämpfen, um ihre Wahlheimat zu verteidigen, wenn selbst diese Worte und der Begriff des nationalen Patriotismus in der post-westlichen Welt verpönt sind, die darauf aus ist, alle traditionellen Werte wie Loyalität, Selbstaufopferung, Familie und Glauben auszulöschen? Auf wen wollen sich die post-westlichen liberalen Regierungen in Zeiten der Not verlassen? Auf die entarteten einheimischen Europäer und Amerikaner oder auf die “neuen” Europäer und Amerikaner, die vom Wohlfahrts-, Schutz- und Allmachtsstaat abhängig gemacht wurden? Oder vielleicht auf beide Arten von Europäern und Amerikanern, auf diejenigen, denen beigebracht wurde, sich wegen ihres Erbes schuldig zu fühlen und pazifistisch gegenüber anderen Nationen zu sein, und auf die neuen Europäer und Amerikaner, denen beigebracht wurde, das europäische Vermächtnis zu hassen, während sie von den Überflüssen des Landes leben, die sie denen verdanken, die sie hassen?

 

Gefira Financial Bulletin #60 ist jetzt erhältlich

  • Der Westen und der Osten – eine Dauerfehde
  • Historische Ereignisse im Entstehen
  • Was erwartet uns im Jahr 2022? Prognosen und Empfehlungen
  • Inflation, Preisregulierungen und mögliche soziale Proteste

Worum geht es in Kasachstan?

Dass die Russen und Weißrussen gerade in Kasachstan einmarschieren ist gar kein Wunder: Die Umstürzler, die gegen höhere Gas- und Kraftstoffpreise protestierten, forderten auch, dass Kasachstan alle Bündnisse mit Russland aufgibt und sowohl Präsident Toqajew als auch die Regierung unverzüglich zurücktritt. Solche politische Forderungen kann sich Moskau nicht gefallen lassen. Kasachstan ist ein wichtiger Erdöl und Erdgasproduzent und liefert außerdem etwa 40 Prozent des weltweiten Uranbedarfs. In Kasachstan sitzt eine Reihe erstklassiger Bergbauunternehmen: Lukoil aus Russland, CNPC aus China, Chevron und ExxonMobil aus den USA, Shell aus den Niederlanden, ENI aus Italien, Total aus Frankreich. Sofern Erdöl- und Erdgasförderung den ausländischen Konzernen zugelassen wurde, bleibt die Uranförderung in den kasachischen Händen. Es ist ein leckerer Bissen für alle Länder, die im Moment so viel von der grünen Energie reden, in der Tat sich aber für die Zukunft, die auf Atomenergie basieren wird, vorbereiten. Russlands Atomraketen und –kraftwerke, Baikonur und Weltallpräsenz hängen ja auch von Kasachstan ab.

Es werden Statuen von Nursultan Nasarbajew umgestürzt, dem “Elbasy”, dem Vater der Nation, wie Nasarbajew auf Lebenszeit genannt wird, der einst freundliche Beziehungen zu Moskau garantierte, solange er Ehrenvorsitzende des Sicherheitsrates war. Das Tandem Nasarbajew-Toqajew hat schon aber seit einiger Zeit Funken geschlagen, nun verließ der Vater der Nation an Bord des Privatflugzeugs seines Schwiegersohns Timur Kulibajew, Milliardärs und eines der reichsten Männer Kasachstans, sein Vaterland. Solche Geschichten kennen wir aus verschiedenen Ländern. Hauptfiguren: Oligarchen, die dem fremden Kapital dienen. Hinter den Protesten könnte Muchtar Äbljasow stecken, ein anderer umstrittener Oligarch, der mit der derzeitigen Regierungsmannschaft in Kasachstan im Streit liegt und ständig in Paris lebte, sich jetzt aber in Kiew aufhält. Bitte beachten Sie: in Kiew. Denken Sie nur an die Rolle der Oligarchen in den Umwälzungen in der Ukraine in den letzten Jahren und ihre Rolle heutzutage. Dann wird es Ihnen sofort klar, dass es sich um einen Angriff des Westens handelt, nämlich der USA und der Ukraine, die mit einem Schlag in den “weichen Unterbauch” Russlands, d.h. Kasachstan, die gerade beginnenden Gespräche zwischen Biden und Putin „erleichtern“ wollen.

Toqajew hat die aktuellen Ereignisse auch innenpolitisch genutzt und die Regierung, die Nasarbajew gegenüber loyal war und vor allem Abisch Satidbaldila, den “Mann” des ehemaligen Präsidenten, der als stellvertretender Vorsitzender das Komitee für öffentliche Sicherheit leitete, abzusetzen. Infolgedessen übernahm Toqajew die volle Macht, was es ihm ermöglichte, Nasarbajew schmerzlos loszuwerden. Aus Moskauer Sicht ist das, was passiert ist, eigentlich eine Palastrevolution, ein Schock. Nicht nur, weil es, wie sich herausstellte, in der Praxis keine eiserne Garantie auf Lebenszeit für den ehemaligen Staatschef gibt, sondern auch, weil Putin sich gegenüber Nasarbajew nachweislich respektvoll und gegenüber Toqajew etwas, vielleicht sogar mehr, respektlos verhalten hat. Auf dem jüngsten GUS-Gipfel in St. Petersburg traf er sich mit „Elbasy“ zusammen und fand keine Zeit für ein Gespräch mit dem derzeitigen Präsidenten. Es ist damit zu rechnen, dass sich die Beziehungen zu Moskau im Falle der Bildung einer neuen Regierung anders und für Russland wahrscheinlich schwieriger gestalten werden.

Die westliche Welt ist von der Revolution begeistert und interpretiert die Geschehnisse auf den Straßen als einen Kampf gegen die Diktatur und um die Demokratie, aber mir scheint, dass diese Perspektive irreführend ist und dass es sich lohnt, die Situation in Kasachstan aus einem anderen, außereuropäischen Blickwinkel zu betrachten. Wir neigen dazu, die Wurzeln der revolutionären Ereignisse in der schlechten Stimmung zu sehen, die mit der Armut und dem Ausbleiben von Reformen im autoritären Staat zusammenhängt, was die Menschen zum Äußersten und auf die Straße treibt. Abgesehen davon, was man mit bloßem Auge sehen kann und was schwer zu hinterfragen ist, gibt es eine noch tiefere Ebene – die Logik der dort lebenden Menschen. In jeder zentralasiatischen Gesellschaft sind nämlich Clan- und Familienbeziehungen wichtiger als politische Trennungen oder materielle Unterschiede. Weiterlesen