Endloser wirtschaftlicher Rückgang und immer niedrigere Zinssätze: Es ist Demographie, du Dummkopf!

Wir schauen seit nunmehr vier Jahren für unsere Leser in die Zukunft. Wir verfügen über einen Blickwinkel, der uns die Mechanismen erkennen lässt, die die heutige geopolitische und wirtschaftliche Realität und ihre demographische Entwicklung antreiben. Viele trauen sich nicht, ihre Stimme zu erheben – wir schon. Für das Establishment ist die Philosophie von der sozialen Gerechtigkeit wichtiger als die Realität. Gleichheit ist eine neue Religion, die das Christentum verdrängt hat. Das Problem ist, dass die wahre Welt sich nicht an die Regeln von sozialer Gerechtigkeit hält. Wer in den sechziger oder siebziger Jahren die demographische Realität verstanden hätte, hätte mit Immobilienspekulation sehr viel Geld verdienen können. Viele glauben weiterhin, dass die Bevölkerung weiter anwachsen und auch die Urbanisierung in der vorhersehbaren Zukunft fortschreiten wird. Viele Menschen glauben, dass dieser Prozess sich fortsetzt. Das ist die sogenannte Trägheit des Denkens. Seit die Bevölkerung in den verschiedenen europäischen Städten zu schrumpfen begonnen hat, können Immobilieninvestitionen zu einem wahren Desaster ausarten.

Seit 2015 schreiben wir, dass die Zinsen nie wieder steigen werden. Sie mögen wohl für einen begrenzten Zeitraum wieder leicht nach oben gehen, aber sogar die Mitglieder des Fed-Vorstands wussten, dass sie Witze machten, als sie sagten, die Finanzmärkte würden sich wieder beruhigen.

Gefira Financial Bulletin #35 ist jetzt verfügbar

  • Südafrika – Europas Zukunft
  • Südafrikas Wirtschaft kollabiert
  • Zinsraten auf ewigem Sinkflug

Weil die demographische Wirklichkeit in Südkorea noch schlimmer ist als in Japan, wollen die südkoreanischen Konzerne um fast jeden Preis und unbedingt die Möglichkeit bekommen, junge Arbeitskräfte aus dem Norden anzuheuern. Als Präsident Trump Kim Jong Un den Raketenmann nannte und die Experten wegen der Gefahr eines Krieges hysterisch wurden, schrieben wir mehrfach, dass Frieden nur eine Frage der Zeit war. Heute sind die Feindseligkeiten zwischen den beiden Koreas Vergangenheit und die beiden Staaten arbeiten langsam auf die Wiedervereinigung hin.

2017 hatte der normale Finanzjournalist noch nie etwas von Mini-Bots gehört, also den Mini-Staatsanleihen, wohingegen unsere Leser darüber voll im Bilde waren. Wir schrieben einmal von der Möglichkeit für Italien, Mini-Bots als Parallelwährung einzuführen.

2016, als der Bitcoinkurs bei 1000 Dollar stand, empfahlen wir unseren Lesern, sich die Kryptowährung genauer anzuschauen, und als der Kurs abstürzte, schrieben wir, dass wir glauben, er würde wieder auf 100 000 Dollar hochschnellen. Derzeit liegt der Bitcoinkurs bei 9300. Bei Gold waren wir weniger enthusiastisch, aber wir bezeichneten es jedenfalls als sichere Anlage, mit der sich Investoren gegen Wechselkursschwankungen absichern könnten. Jetzt, wenn die Realität der Finanzwelt vor dem Zusammebruch steht und die Zentralbanken kein Licht mehr im Tunnel sehen, sehen wir die Zukunft des gelben Metalls rosa.

Jedoch müssen wir einräumen, dass wir – bisher jedenfalls – beim Ölpreis daneben lagen; er ist immer noch bei 50 bis 60 Dollar/Fass. Wir bemerken hier gegenwärtig zwei unterschiedliche Tendenzen: Die Weltwirtschaft stagniert, während China den Aufstieg in den Kreis der Industrienationen geschafft und seine Bevölkerung zu schrumpfen begonnen hat. Daher wächst die Nachfrage nach Öl weniger schnell.

Bei einem Preis von unter hundert Dollar ist mehr als 50% der US-Ölproduktion wirtschaftlich nicht nachhaltig; wenn sie zu schwächeln beginnen wird, wird der Ölpreis nach oben gehen und eine ernste Wirtschaftskrise auslösen. Im Septemberbulletin 2018 schrieben wir, dass „Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran nach den Kongresswahlen im November zunehmen werden. Wir können mit einem begrenzten Tankerkrieg rechnen, wie schon damals im irakisch-iranischen Krieg, wo es zu Angriffen gegen Öltankschiffe kam. Ein solcher „Tankerkrieg begann, als der Irak in den ersten Monaten des Jahren 1984 die Ölabfertigungsanlagen und die Tankschiffe auf der Kharg-Insel angriff. Aus Angst vor einer US-Intervention begrenzten die Iraner ihre Vergeltungsschläge auf irakische Schiffe und ließen den Schifffahrtsweg für den internationalen Transport offen.“ Wir wissen nicht, wer hinter den Angriffen steht. Es gibt genug Parteien, die ein gesteigertes Interesse haben, die USA in einen Krieg gegen den Iran zu treiben.

Viele Analysten glauben, dass der Aufstieg Chinas das Ende der US-Hegemonie bedeute; sie argumentieren, eine multipolare Welt werde Macht gleichmäßiger verteilen und die USA könnten nicht mehr wie gewohnt, ihre Interessen unilateral durchsetzen. Wir sind überzeugt, dass in den westlichen Ländern der Verfall schon sehr weit fortgeschritten ist, obwohl die meisten ihrer Einwohner wohl immer noch glauben, ihrem Land gehe es gut. Mit dem Niedergang des Westens werden viele Regionalmächte um einen Platz am Tisch der Großen kämpfen, und der Wiederaufstieg des Osmanischen Reichs hat gerade erst eingesetzt. Read more in Gefira 35

Mini-Bots – Dorn im Auge Brüssels, Rettung für Rom

Der Verzicht auf die eigene Souveränität kostet viel. Wenn sich ein Land entschied, der Eurozone beizutreten, muss es in Kauf nehmen: im Falle einer Wirtschaftskrise wird es seine Währung nicht abwerten können. Die in Italien regierende Lega versucht nun seine Wahlversprechen zu realisieren, obwohl die Staatskasse leer ist. Die Lösung? Eine parallele Währung.

Die Idee ist gar nicht neu. Das, was dem Wirtschaftsexperten der Lega Nord Claudio Borghi eingefallen ist, erlebte die argentinische Gesellschaft an der Jahrhundertwende am eigenen Leib: 2001 lancierte die Regierung in Buenos Aires „cuasimonedas“, um ihr Schuldenloch zu stopfen. Jede Provinz gab Schatzbriefe zur Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen aus. Am populärsten wurden die Patacones von der Provinz Buenos Aires, die vor allem die im staatlichen Sektor Eingestellten und Sozialempfänger erhielten, mit denen man jedoch überall bezahlen konnte.

Die Einführung der argentinischen Parallelwährung führte anfangs zum Chaos im Land: die Reichen schafften ihre Dollar ins Ausland (insgesamt mehr als 100 Mrd.), die Armen und die Mittelschicht hatten keine Wahl und gaben die erhaltenen Patacones vor Angst, dass sie über die Nacht wertlos werden, sofort aus. Dies trieb aber den Konsum an und verhalf der Wirtschaft wieder auf die Beine zu kommen. Die guten Ernten in den Jahren 2002, 2003 und die steigenden Rohstoffpreise auf den Weltmärkten trugen auch zur Entspannung der finanziellen Lage dieses achtgrößten Landes der Welt. Argentinien überlebte die Krise, weil es sein Geld abwerten konnte und weil es über die fruchtbarste Ebene der Welt verfügt.
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Der neue Tanker Krieg – Trump verhätschelt die US-Schieferölindustrie

Die Lage im Golf von Oman spitzt sich zu. Nach den Angriffen auf zwei Tanker sagte Khamenei, dass er sich nie wieder an den Verhandlungstisch mit den USA setzen wird.Der Iran wird also sein Atomprogramm fortsetzen bis zu dem Punkt, den die israelischen Strategen als unakzeptabel deuten und iranische Ziele angreifen lassen werden. Bis zu dieser Zeit droht eher wie vor 30 Jahren ein neuer Tanker Krieg, vor dem Gefira schon im Herbst 2018 warnte.Unsere Prognosen waren richtig.

Die Angriffe konnten tatsächlich von Iranern durchgeführt werden, gut möglich ist es auch, dass sie eine Provokation der Amerikaner waren. Zu solcher Hypothese berechtigt die Analyse der Geschichte des Konflikts zwischen dem Großen Satan und dem Iran. Im August 1953 stürzten MI6 und CIA den demokratisch gewählten Premierminister Mohammed Mossadeq dafür, dass er die britische Anglo-Iranian Oil Company (die heutige BP) verstaatlichen wollte. Der Konzern verdiente Riesensummen, von denen Iran kaum etwas erhielt. Der anstelle von Mossadeq von der CIA installierte Schah Reza Pahlavi garantierte den USA, dass der Iran nicht auf die Seit der Sowjetunion rübergeht. Er gründete mit Hilfe der Amerikanernden Geheimdienst SAVAK, der die Bevölkerung unterdrückte, folterte und zahlreiche Morde verübte.Den Amerikanern störte das damals jahrzehntelange nicht; heutzutage empören sie sich jedoch über die Verletzung der Menschenrechte im Iran – in der Tat über die Verletzung ihrer Interessen in der Region.
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Das finnische Sozialsystem steht vor einem Zusammenbruch

von Max Stucki

Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Verhandlungen zur Bildung der nächsten finnischen Regierung in vollem Gange. Derzeit scheint eine rotgrüne Koalition, die entweder von der liberal-konservativen Nationalen Koalitionspartei oder von der Zentrumspartei, die eine zentristische Bauernpartei ist, unterstützt wird, eine wahrscheinliche Option zu sein. Es ist jedoch nicht sicher, da die Wahlen keinen eindeutigen Sieger hervorgebracht haben. Die drei größten Parteien haben alle rund 17% der Stimmen gesammelt, was auf eine zersplitterte Wählerschaft hinweist. Die Verhandlungen werden möglicherweise noch einige Zeit dauern.
Die Wahlkämpfe und Debatten waren von zwei Themen geprägt. Erstens gab es viele Spekulationen über die Popularität der nationalkonservativen finnischen Partei, die 2017 ihre Führung wechselte, was zu einer Spaltung innerhalb der Partei führte. 2) Zweitens war der Klimawandel ein wichtiges Thema, das während des Wahlkampfs ausführlich besprochen wurde und dem viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Beide Themen werden verständlich, wenn man den schon lange dauernden links-grünen Diskurs in den finnischen Medien betrachtet. Der Aufstieg der Partei Wahre Finnen wurde befürchtet, da ihr Erfolg die Visionen der Idealisten untergraben könnte, die in den größeren Städten, insbesondere in Helsinki und Umgebung, leben. Der Klimawandel hingegen wurde schamlos als politisches
Instrument genutzt, um Stimmen derjenigen zu gewinnen, die sich Sorgen wegen Klimawandels machen.

Es ist bezeichnend, dass die Politiker ernsthaft darüber diskutierten, wie Finnland den Klimawandel stoppen könnte. Die Vorstellung, dass Finnland mit seinen 5,5 Millionen Einwohnern das Klima auf irgendeine sinnvolle Weise beeinflussen könnte, ist nachweislich absurd, sogar verrückt. Entweder haben die finnischen Politiker den Bezug zur Realität völlig verloren, sind verrückt geworden oder lügen zynisch. Angesichts der Erfolgsbilanz der Politiker im Allgemeinen ist die letzte Option die wahrscheinlichste, was nur die Tatsache beweist, dass man eine völlige und herablassende Verachtung gegenüber den Wählern zeigen muss, um ein erfolgreicher Politiker zu sein. Ansonsten bleibt das Gerede über den Klimawandel unverständlich. Weiterlesen

Der Weg zu modernen Kriegen

Präsident Trumps Politik ist eine Mischung aus militärischen Drohungen und Wirtschaftskrieg und sein Ziel ist die Rückeroberung einer hegemonialen Stellung für die USA; denn nur so glaubt er insbesondere China, einen erstarkenden Widersacher, im Zaum halten zu können. Peking war und ist sehr erfolgreich darin, sich technisches Know-how anzueignen und seinen Einfluss weit über die eigenen Grenzen hinaus auszuweiten; was Zentralasien und den pazifischen Raum angeht, hat es insoweit im Vergleich zu den Amerikanern den Vorteil der geografischen Nähe. Als 2013 Trump für das Präsidentenamt kandidierte, schrieben wir:

​“Trumps Kriegsrhetorik kommt bei seinen Unterstützern gut an und geht einen Schritt weiter als Obamas Beschwörung der amerikanischen Außergewöhnlichkeit. In New Hampshire war Trump nicht weit von einer Kriegserklärung an China entfernt. Denn er sagte folgendes: ‚Schaut euch an, was China gemacht hat, sie haben unser Geld genommen, unsere Arbeitsplätze, unsere Industrie, und wir schulden ihnen 1,5 Billionen Dollar, das ist wie ein Zaubertrick, sie haben alles genommen und wir schulden ihnen Geld.‘ Trump hat seinen Zuhörern nicht gesagt, dass die Rückverlagerung von Arbeitsplätzen in die USA teuer werden wird. Chinas Pro-Kopf-BIP liegt bei ungefähr 7.500 Dollar, das der USA bei ungefähr 55.000 Dollar. Trumps Chinarhetorik ist unmissverständlich: China hat gestohlen, was den USA gehört, und es gibt keinen Grund, die US-Schulden an China zu bezahlen. Die Welt sollte sich darauf einstellen, dass Herr Trump der 45. Präsident der USA wird.

Gefira Financial Bulletin #34 ist jetzt verfügbar

  • Die aktuellen Ereignisse – und was in den Karten liegt
  • Gibt es einen Antisemitismus der eingeborenen Europäer?
  • Groß-Israel

Präsident Trump möchte der gesamten Welt seinen Willen aufzwingen, aber wenn man bedenkt, dass die USA heute in Konflikt mit Kuba, Venezuela, Iran, Syrien, Russland, China und Nord-Korea sind, ist mit einem großen Krieg in nächster Zeit nicht zu rechnen, umso mehr, wenn man sich vor Augen hält, wie festgefahren die militärische Lage in Afghanistan, dem Irak, Pakistan, Jemen und Libyen ist. Washington verfügt aber über eine Reihe von weiteren Optionen und die beinhalten:

  1. Das Entfesseln von Stellvertreterkriegen wie z.B. die Finanzierung afghanischer Widerstandskämpfer gegen die Russen in den 1980-ern.
  2. Die Verhängung von Wirtschaftssanktionen und das Einfrieren ausländischer ‘feindlicher’ Gelder. Das funktioniert sehr gut gegen kleine Länder. Es scheint gegen den Iran weniger und gegen Russland gar nicht zu funktionieren. China und Russland verstärken ihre Anstrengungen zum Aufbau eines alternativen Zahlungssystems und die Europäer – hier sei an Deutschlands Beteiligung am Nord-Stream-II-Projekt erinnert, gegen das die USA massiv zu intervenieren versuchten – verweigern insoweit den USA ihre Gefolgschaft.
  3. Die Entfesselung von Farben-Revolutionen, wie die orange-farbige Revolution in der Ukraine im Jahr 2004 oder die grüne Revolution im Iran 2009. Diese Strategie hat nicht immer die erwarteten Früchte getragen; die Versuche, die venezolanische Regierung zu stürzen, sind bisher gescheitert.

Nebenbei halten wir fest, dass diese Revolutionsstrategie auch von den Feinden des Westens angewandt werden kann. Solche Revolutionen können nur in politisch und wirtschaftlich instabilen Gesellschaften ausbrechen und diese Vorbedingung besteht–vermehrt – auch in den USA und Europa, wo sich die ethnischen und religiösen Gräben vertiefen. Der Iran, Russland und China können Minderheiten in Europa mit Waffen ausrüsten und auf diese Weise diese Länder von innen destabilisieren, wie es die Amerikaner in Syrien vorgemacht haben. Die türkische Regierung verfügt über ein weites Netz von Diyanet-Moscheen, über das sie Waffen in den Vorstädten von Paris, Lyon und Marseille ausgeben kann.

Washington kann sich nicht entscheiden, welche Außenpolitik es verfolgen will. Die Demokraten wollten die US-Einmischung im Mittleren Osten und insbesondere in Syrien fortsetzen, wo unter Obamas Präsidentschaft Gotteskrieger ohne Berücksichtigung ihrer politischen Haltung bewaffnet wurden, solange sie für den Sturz von Präsident Assad zu kämpfen bereit waren.4 Die jüdische Lobby in Washington macht Stimmung für einen Waffengang gegen den Iran, der jedoch sehr teuer werden dürfte. Die von Teheran geschmiedete Koalition aus dem Libanon, Syrien und dem Irak wird als unmittelbare Bedrohung Israels angesehen, was bedeutet, dass Tel Aviv früher oder später dafür sorgen wird, dass die USA den Iran bombardieren. Der israelische Luftschlag gegen die irakischen Atomforschungseinrichtungen von 1981 ist hier gewissermaßen der Präzedenzfall. 

Source: AIPAC pro-Israel Lobby

Obwohl die große Mehrzahl von Trumps Wählern keinen Krieg gegen den Iran will, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Spannungen eskalieren werden. Die Türkei hat bereits klar gemacht, dass sie nicht bereit ist, einen höheren Ölpreis zu akzeptieren und dass sie versuchen könnten, die Sanktionen zu umgehen. Es gibt Gerüchte, die besagen, dass die Chinesen nicht mehr iranisches Öl kaufen.6 Es ist davon auszugehen, dass die Chinesen sie in die Welt setzten, um die US-Regierung hinter die Fichte zu führen. Die Weltwirtschaft kann sich höhere Energiepreise nicht leisten. Sollte der Benzinpreis an den Tankstellen wegen eines weiteren unnötigen Kriegs nach oben gehen, wird das Trumps Chancen auf Wiederwahl am 3. November 2020 sicherlich nicht verbessern.- Alas! Read more in Gefira 34

Ukraine – Stehen wir vor einer Weißen Revolution, einem Attentat oder einem Staatsstreich?

“Ich bitte Sie, den Sicherheitschef, den Generalstaatsanwalt und den Verteidigungsminister zu entlassen“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Antrittsrede, die er am 20. Mai hielt. Haben der Sicherheitschef, der Generalstaatsanwalt und der Verteidigungsminister zugehört? Natürlich waren sie da und dies konnte sie zum Handeln bringen. Sind es nur ihre Posten, nach denen der neue Präsident strebt? Oder auch ihre Köpfe?

Wolodymyr Selenskyj wandte sich an beide Kammern des Parlaments und forderte die Abgeordneten auf, neue Gesetze zu verabschieden, um ihre Immunität aufzuheben und schwere Strafen für diejenigen zu verhängen, die sich illegal bereichert haben. Letztendlich, woran die Anwesenden kaum glauben konnten, sagte das neue Staatsoberhaupt, er löse das Parlament mit sofortiger Wirkung auf, was bedeutet, dass auch die Abgeordneten gerade ihre gut bezahlten Jobs verloren haben.

Wird sich eine Koalition zwischen ihnen und den drei Ministern bilden, die bereits wissen, dass sie von Wolodymyr Selenskyj nicht geduldet werden? Ist das, was der neue Präsident sagte, ein Ausdruck des politischen Eifers gegenüber seinen zahlreichen Wählern (73% der Stimmen)? Hat er Unterstützung so starker Kräfte, dass er nicht mit den Konsequenzen rechnen muss?

Experten weisen nach wie vor auf die politische Unerfahrenheit des neuen Präsidenten. Er mag unerfahren sein, aber würde er sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit so dumm verhalten und seine potenziellen Verbündeten und so wichtige Personen zu seinen erbitterten Feinden machen? Oder waren sie ohnehin seine erbitterten Feinde und Wolodymyr Selenskyj verhinderte lediglich ihre heimtückische Aktion, die sich sowieso zusammenbraut?
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Ein kriminelles Phänomen

EIN GESPRÄCH MIT FRANCESCA TOTOLO

„Niemals zuvor wurde ein kriminelles Phänomen von Regierungen, politischen Parteien, religiösen und zivilen Organisationen sowie von der Öffentlichkeit dermaßen unterstützt. Auch nie zuvor hat ein souveräner Staat auf die Kontrolle seiner Grenzen verzichtet.“

Diese einleitenden Worte von Gianandrea Gaiani sind eine passende Einführung in Francesca Totolos letztes Buch Inferno Spa. Gaiani beschäftigt sich mit der illegalen Einwanderung und ist Autorin mehrerer Bücher zu diesem Thema. Er wurde 2017 von Gefira interviewt, als die italienische Regierung noch eine Mitte-Links-Koalition bildete, die Migranten unterstützte. Totolo erklärte sich bereit für ein exklusives Interview für Gefira. Wir trafen sie kürzlich in Florenz, wo sie ihr neues Buch vorstellte.

Francesca Totolo ist freiberufliche investigative Journalistin und arbeitet mit verschiedenen italienischen und internationalen Presseagenturen und Websites zusammen. Die Ergebnisse ihrer Recherchen wurden sowohl in Italien als auch im Ausland veröffentlicht. Man kann Totolo mit Sicherheit als eine fleißige Journalistin bezeichnen, die offen und ehrlich schreibt. Auch ihr neues Buch, mit dem sie Dantes Inferno im Sinne hatte, ist ein Produkt zuverlässiger, sorgfältiger und gewissenhafter Recherchen und Faktenüberprüfung. Das Ergebnis ist das Äquivalent einer Enzyklopädie, wo steht who’s who in der –Branche (Spa ist die italienische Abkürzung für Aktiengesellschaft, die der deutschen AG entspricht). Mit der Branche ist die Migrantenindustrie gemeint, eine Industrie, die einen unendlichen Fluss von Menschen und Geld bedeutet.
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